Freiwillige Quarantäne in der Verbundleitwarte der Stadtwerke Bamberg

Die Stadtwerke Bamberg setzen im Zuge der Corona-Pandemie auf freiwillige Quarantäne in zentralen Unternehmensbereichen.
freiwillige Quarantäne

Foto: Stadtwerke Bamberg

Wenn Steffen Urban zur Arbeit bei den Stadtwerken Bamberg geht, hat er normalerweise nur einen Rucksack dabei. An einem Montagmorgen Ende März stand der gelernte Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik jedoch mit dem Reisekoffer vor der Tür. Nur statt in den Urlaub ging es für den 24-jährigen und drei weitere Kollegen aus der Verbundleitwarte des oberfränkischen Stadtwerks in freiwillige Quarantäne.

Konstante Überwachung der kritischen Infrastrukturen

Als Mitarbeiter der Verbundleitwarte ist Steffen Urban mit seinen Kollegen für die Steuerung und den Betrieb der Energie-, Wasser- und Telekommunikationsnetze verantwortlich. Sie kontrollieren zum Beispiel die Füllstände der Trinkwasserhochbehälter, den Gasverbrauch und auch den reibungslosen Betrieb des schnellen Glasfasernetzes der Stadtwerke.

Strom, Gas, Wasser, Wärme, Internet – das sind allesamt kritische Infrastrukturen, die jetzt mindestens so zuverlässig funktionieren müssen wie an jedem anderen Tag auch.

Sollte es Störungen in den Netzen und Anlagen geben, weiß es das Team aus der Verbundwarte sofort. Um dann unverzüglich reagieren zu können, sind diese Arbeitsplätze am Bamberger Margaretendamm rund um die Uhr besetzt – zu Ostern, zu Weihnachten und in Zeiten von Corona: „Strom, Gas, Wasser, Wärme, Internet – das sind allesamt kritische Infrastrukturen, die jetzt mindestens so zuverlässig funktionieren müssen wie an jedem anderen Tag auch“, sind sich Urban und seine Kollegen ihrer Verantwortung bewusst.

Täglicher Blick ins betriebliche Pandemiehandbuch

Eine Situation wie diese gab es noch nicht, doch die Stadtwerke Bamberg haben die Lage gut unter Kontrolle. Der Krisenstab unter Leitung von Geschäftsführer Dr. Michael Fiedeldey berät sich fast täglich per Telefon- und Videokonferenz, das betriebliche Pandemiehandbuch als Basis für alle Maßnahmen während dieser Krise wurde und wird ständig an die Entwicklungen angepasst: Eine der hierin definierten Schutzmaßnahmen ist die Sicherung der Verbundleitwarte, dem Rückgrat der öffentlichen Versorgung. Jeder Versorger hat mindestens eine solche Leitwarte – und jeder Versorger entscheidet auf Basis der individuellen organisatorischen Rahmenbedingungen für sich, wann der richtige Zeitpunkt für die „Kasernierung“ gekommen ist.

Bei den Stadtwerken Bamberg war er der Montag Ende März: Entscheidend war, dass zu diesem Zeitpunkt ein signifikanter Teil der Belegschaft als Verdachtspersonen galten, die mit dem Corona-Virus infiziert sein konnten – auch im unmittelbaren Umfeld der Leitwarte. Zwar hat sich seither keiner der Verdachtsfälle bestätigt, der Schutz der Kollegen, die die kritischen Infrastrukturen steuern, war aber hoch priorisiert und damit umzusetzen. Deshalb wurden die Mitarbeiter rund um Steffen Urban in der freiwilligen Quarantäne von der Außenwelt abgeschnitten.

Sechs Stunden konzentriertes Arbeiten, 18 Stunden frei

Der Notbetrieb läuft bis auf Weiteres, die Mitarbeiter arbeiten im Vier-Schicht-Betrieb: sechs Stunden hochkonzentriert in der Leitwarte, 18 Stunden Pause für Freizeit und Schlaf. Das Ganze maximal acht Tage am Stück, danach gibt’s vier Tage Heimaturlaub. Um Lagerkoller zu vermeiden, werden die Teams dann durchgewechselt – natürlich erst, nachdem sie erneut negativ auf das Corona-Virus getestet worden sind. Dieser Prozess ist mit dem örtlichen Krankenhaus abgesprochen, das auch beim Testen unterstützt.

Mit Couch, Fernseher und Playstation in der Kantine

Für die kasernierten Mitarbeiter haben die Stadtwerke Bamberg an alles gedacht und über Nacht Schlaf- und Freizeitgelegenheiten geschaffen: Besprechungsräume wurden zu Schlafzimmern umfunktioniert und Duschen für die Mitarbeiter der Leitwarte reserviert. Sogar den Schlüssel für die Kantine haben Steffen Urban und seine Kollegen jetzt am Bund. Ginge es nach dem Füllstand der Vorratskammer, könnte der Ausnahezustand noch Monate dauern – schließlich werden hier in normalen Zeiten täglich nicht nur vier, sondern bis zu 220 Mahlzeiten frisch gekocht. Zusätzlich zu den Grundnahrungsmitteln werden die Kollegen in der Quarantäne mit frischem Obst, Gemüse und Milchprodukten beliefert – und auch die Befüllung des Getränkekühlschranks ist sichergestellt. In der Kantine stehen auch eine Couch und ein Fernseher. Im Hof können die Mitarbeiter Basketball oder Federball spielen, außerdem haben sie Bücher, Puzzles und eine Playstation im Gepäck.

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