„Wir haben unsere Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Kommunikationsmitteln ausgebaut.“

Schon bei den ersten Anzeichen der Corona-Pandemie kamen in der Verbundleitstelle der Stadtwerke Heidelberg Schutzmaßnahmen zum Zuge.
Leitwarte Stadtwerke Heidelberg

Foto: Stadtwerke Heidelberg

Die Verbundleitstelle ist die „Steuerungszentrale“ für die Netze und Anlagen der Stadtwerke Heidelberg und ein Herzstück der Versorgungsinfrastruktur. Rund 250.000 Bürgerinnen und Bürger in der Region müssen jeden Tag verlässlich mit Energie und Trinkwasser versorgt werden, auch in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie. 24 Stunden am Tag an sieben Tage in der Woche ist das Team der Verbundleitstelle daher im Einsatz, um die Infrastruktur zu überwachen und bei Bedarf korrigierend einzugreifen. Einer von ihnen ist Netzführer Wilfried Braun, seit 20 Jahren im Team und zuständig für die Überwachung der Gas-, Fernwärme-, Wassernetze und -anlagen.

Schon ganz zu Anfang der Corona-Pandemie wurde von der Zentralen Betriebsführung in Abstimmung mit einer unternehmensweiten Task-Force Corona ein Notfallplan umgesetzt. Die wichtigsten Punkte: Teams trennen, alle Kolleg*innen, die nicht direkt in der Verbundleitstelle arbeiten, zogen in die Hauptverwaltung um, und in der Leitstelle wurden zwei unabhängig voneinander handelnde Teams eingeteilt. „Wir alle sehen uns jetzt zwar seltener, dafür kommunizieren wir mehr per E-Mail und Telefon“ berichtet Wilfried Braun. „Unsere Vorgesetzten sind rund um die Uhr erreichbar. Und natürlich ist Hygiene ein großes Thema: Bei Dienstübernahme achten wir auf den Sicherheitsabstand, die Arbeitsplätze werden regelmäßig desinfiziert, wir tragen Masken, es gibt Zutrittsverbote, getrennte WC-Anlagen und vieles mehr.“

Quarantäne am Arbeitsplatz

Eine Besonderheit gibt es in der Verbundleitstelle: Normalerweise sitzen mehrere Kolleg*innen im Schichtbetrieb gemeinsam in einem großen Raum. Kontakt lässt sich damit nicht gänzlich vermeiden. Sobald ein Krankheitsfall in der Verbundleitstelle auftreten würde, wären gleich mehrere Mitarbeiterinnen betroffen und müssten in Quarantäne gehen. Von zu Hause kann die Arbeit aber nicht geleistet werden. Deshalb war schnell klar: „Wenn es jemanden von uns trifft, müsste die Quarantäne – solange wir arbeitsfähig sind – am Arbeitsplatz stattfinden. Denn unsere Arbeit muss weiterlaufen“, so Braun. Eine der ersten Maßnahmen des Notfallplans war es deshalb, alles für einen mindestens zweiwöchigen Aufenthalt von jeweils einem Vierer-Team am Arbeitsplatz vorzubereiten. Konkret wurden Feldbetten, Kissen und Decken besorgt, außerdem die weitere Versorgung geplant. “Das war erst einmal ein gewöhnungsbedürftiger Gedanke. Aber alle haben sich schnell auf diese Option eingestellt. Unsere Welt ist ohnehin auf den Kopf gestellt, und ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Mittel“, so Braun.

Netzführer reagieren auf veränderte Lastverläufe

Neben den Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter*innen sowie zur Vorbereitung einer möglichen Arbeitsquarantäne standen aufgrund der Corona-Pandemie auch besondere Aufgaben zur Versorgungssicherung an: Das Energiesystem basiert auf einem komplexen System von Energieverbrauchsabschätzungen, Energieeinkauf und tatsächlichem Verbrauch. Das ist wichtig, damit das System mit seinen vielen Marktpartnern im Gleichgewicht bleibt. Aber die sogenannten Lastverläufe haben sich durch die Pandemie bzw. durch die Stilllegung des öffentlichen Lebens deutlich verändert: Die Produktion ist in vielen Firmen heruntergefahren, die Gastronomie und die meisten Geschäfte, Kultureinrichtungen und Schulen sind geschlossen. Die neuen Lastverläufe werden täglich bei der Disposition der Prognosewerte durch die Netzführer angepasst. Einige kleinere BHKW- oder Pellet-Anlagen im Contracting, die etwa in Schulen und Kultureinrichtungen installiert sind, wurden daher außer Betrieb genommen oder nur leistungsreduziert gesteuert.

Diese besondere Situation hat uns im gesamten Unternehmen und vor allem in unserer Arbeitsgruppe noch näher zusammengebracht – obwohl oder gerade weil die Zeichen auf sozialer Distanz standen.

Trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen zieht Wilfried Braun ein positives Fazit: „Ich glaube, wir haben durch die Krise viel Flexibilität unter Beweis gestellt und gelernt, dass wir sehr schnell reagieren können. Sehr positiv war auch, dass diese besondere Situation uns im gesamten Unternehmen und vor allem in unserer Arbeitsgruppe noch näher zusammengebracht hat – obwohl oder gerade weil die Zeichen auf sozialer Distanz standen. Das wird uns auch in Zukunft bei gewöhnlichen und ungewöhnlichen Situationen helfen. Und ganz praktisch: Wir haben unsere Fähigkeiten im Umgang mit den digitalen Kommunikationsmitteln sehr ausgebaut.“ Für die Zeit nach Corona wünscht sich Wilfried Braun vor allem eines: „Dass die Solidarität, das partnerschaftliche Miteinander und das Verantwortungsbewusstsein, das die Zeit mit Corona hervorgebracht hat, auch dann weiter zum Tragen kommen.“

Andere interessante Artikel