Start » Mein Arbeitsplatz » Als Rohrleitungsbauer bei den Mindener Stadtwerken
Ben und Nils haben sich für die Ausbildung zum Rohrleitungsbauer bei den Mindener Stadtwerken entschieden. Im Interview erzählen die beiden, warum sie das auch immer wieder tun würden und welche persönlichen Eigenschaften auf der Baustelle zählen.
Ben Röthemeier und Nils Regente bei einem gemeinsamen Einsatz auf einer Baustelle. Foto: Mindener Stadtwerke
Wer sorgt dafür, dass Strom, Wasser, Gas und Fernwärme sicher von A nach B transportiert werden? Wer ist zur Stelle, wenn eine Rohrleitung kaputt ist und wer kümmert sich eigentlich darum, dass mein Zuhause an das Leitungsnetz angebunden wird? Fragen, die sich bestimmt jeder schon einmal gestellt hat. Die Antwort: Rohrleitungsbauer:innen.
Sie sind die Fachkräfte, die Rohrleitungen bauen und verlegen, damit wir sicher mit Strom, Wasser und Co. versorgt werden. Tag und Nacht.
Mitanpacken und Teil der Gas- und Wasserversorgung sein. Dafür haben sich auch Ben Röthemeier und Nils Regente entschieden. Sie sind Rohrleitungsbauer bei den Mindener Stadtwerken. Während Ben sich aktuell im zweiten Ausbildungsjahr befindet, hat Nils seine Ausbildung vor wenigen Wochen erfolgreich abgeschlossen und ist nun festes Teammitglied im Rohrleitungsbau.
Der 19-Jährige hatte ursprünglich einen anderen Plan. „Ich wollte nach meinem Hauptschulabschluss eigentlich eine kaufmännische Ausbildung machen, habe mich dann aber für was Handwerkliches entschieden und das war auf jeden Fall der richtige Weg für mich. Meine Schulnoten haben dann ihr Übriges getan“, schmunzelt Nils.
Teamkollege Ben ist durch seinen Vater auf die Ausbildung aufmerksam geworden: „Nach der Schule kam ein Studium für mich nicht infrage, ich wollte eine Ausbildung machen, bei der ich auch viel im Freien bin.“
Eigentlich wäre der 21-Jährige jetzt im ersten Ausbildungsjahr. Da er aber die Schule mit dem Abitur abgeschlossen hat, bestand die Möglichkeit für ihn, seine Ausbildung zu verkürzen: „Ich habe ganz normal im August letzten Jahres mit der Ausbildung angefangen und schnell gemerkt, dass mir gerade die Berufsschule sehr leichtfällt. Ich habe mit meinen Ausbildern und Lehrern gesprochen und durfte dann im Januar in das zweite Ausbildungsjahr wechseln.“
Ben und Nils bei der Arbeit in einem Rohrgraben. Foto: Mindener Stadtwerke
Die Ausbildung zum Rohrleitungsbauer ist dual aufgebaut. Das heißt, Nils und Ben verbringen einen Teil der Ausbildung in der Berufsschule und einen Teil bei den Mindener Stadtwerken, um den Berufsalltag kennenzulernen. Viel Zeit verbringen die Auszubildenden auch in Bad Zwischenahn im Bau-ABC Rostrup. „Im ersten Jahr war ich insgesamt 36 Wochen im Bau-ABC, mit jedem Ausbildungsjahr wird es dann weniger“, berichtet Nils.
Die Auszubildenden wohnen in dieser Zeit im dazugehörigen Internat, können sich mit Azubis aus anderen Unternehmen austauschen und sich gemeinsam auf die Prüfungen vorbereiten. Der praktische Unterricht startet jeden Morgen um halb sieben. Der Tag ist gefüllt mit verschiedenen Unterrichtseinheiten, um die Grundlagen der technischen und handwerklichen Arbeit im Bauwesen kennenzulernen.
Dazu gehören Lehrgänge, wie man einen Bagger oder Radlader fährt, aber auch ganz allgemein die Bedienung von Maschinen und Werkzeugen, die auf der Baustelle genutzt werden. Ende des zweiten Lehrjahrs kommt der Schein zum Schweißen dazu, für den die Azubis sich zusätzlich qualifizieren müssen.
Wie sieht der Alltag im Bau-ABC aus? „Wir bauen schrittweise Rohrleitungen auf und wieder ab, um den Prozess dahinter zu verstehen“, erklärt Nils. Daneben gibt es aber immer wieder Gelegenheiten, die anderen Azubis aus Nebengewerken bei ihren Aufgaben zu unterstützen bzw. eigene Aufgaben zu übernehmen. „Im Ausbildungszentrum sind alle möglichen Gewerke, zum Beispiel auch Maurer, Straßenbauer oder Azubis aus dem Holzbau. Das ist echt cool, um mal andere Bereiche und die dazugehörigen Aufgaben kennenzulernen“, ergänzt Ben.
Bei den Mindener Stadtwerken kümmern sich die Rohrleitungsbauer:innen um die Gas- und Wasserversorgung. Ben und Nils montieren Wasser- oder Gasanschlüsse und verlegen die entsprechenden Rohrleitungen. Einen großen Teil der praktischen Ausbildung verbringen die beiden deshalb auf der Baustelle im Rohrgraben.
Die Arbeit im Rohrgraben gehört zu den typischen Aufgaben eines Rohrleitungsbauers dazu. Foto: Mindener Stadtwerke
Für Nils ist bereits jetzt – wenige Wochen nach seiner Ausbildungszeit – ein Unterschied bemerkbar: „Ich arbeite viel routinierter und schneller. Es ist nicht mehr ständig jemand neben mir, der mir sagt, was zu tun ist. Ich trage mehr Verantwortung und muss mit klugem Kopf an die Aufgaben herangehen.“
Auf der Baustelle sind sie immer mindestens zu zweit: Einer, der unten in der Baugrube montiert, und einer, der von oben Werkzeuge anreicht und die Arbeiten oberhalb des Erdlochs erledigt. Unterstützung bekommen sie zusätzlich von einem Teamkollegen aus dem Tiefbau, der die Baugrube öffnet und absichert.
Eine wichtige Voraussetzung ist die Flexibilität, die die beiden Rohrleitungsbauer für ihren Beruf mitbringen müssen. Nicht immer liegen die Rohrleitungen so, wie es laut Plan sein sollte. Da heißt es umdenken und anpassen.
„Manchmal stimmen die Pläne einfach nicht und wir müssen noch einmal zurück in die Firma, um im Archiv nach Protokollen zum Bauabschnitt zu suchen oder ganz einfach, weil wir anderes Werkzeug oder Leitungen mit anderem Durchmesser benötigen“, erzählt Nils.
Als Auszubildende bzw. Berufseinsteiger machen Ben und Nils zwar noch keine Rufbereitschaft im Störungsdienst, trotzdem kann es vorkommen, dass die beiden ihre Arbeit unterbrechen und zu einer anderen Baustelle gerufen werden, um dort mitanzupacken.
Als Rohrleitungsbauer arbeiten Ben und Nils mit wichtigen Elementen der Versorgung: Gas und Wasser. Da ist nicht nur besondere Sorgfalt gefragt, sondern auch die Sicherheit spielt eine große Rolle. „Auf einer Gasbaustelle arbeiten wir anders als auf einer Wasserbaustelle. Wenn eine Wasserleitung nicht dicht ist, sieht man es spätestens, wenn das Wasser aus einer Richtung kommt, aus der es eigentlich nicht kommen sollte. Gas dagegen sieht man nicht, man riecht es nur. Deswegen ist die Herangehensweise eine andere“, erklärt Ben.
Was heißt das genau? „Wir haben an jeder Gasbaustelle einen Feuerlöscher am Rohrgraben für den Ernstfall. Grundsätzlich sind wir aber auch schon durch unsere feuerfeste Kleidung geschützt“, verdeutlicht Nils.
Neben diesen Vorkehrungen sorgen aber auch entsprechende Beschilderungen für Absicherung, um Passanten auf die Baustelle aufmerksam zu machen: „Hat jemand eine angezündete Zigarette in der Hand, ist es wichtig und notwendig, dass die Person nicht direkt an der Baustelle entlangläuft oder die Zigarette vorher ausmacht“, erklärt Ben.
Das Thema Hygiene spielt ebenfalls eine große Rolle. Insbesondere bei Trinkwasserleitungen müssen Ben und Nils Maßnahmen treffen, damit das Trinkwasser nicht verunreinigt wird. Neue Wasserleitungen werden gut durchgespült und desinfiziert, damit Keime und Bakterien nicht ins Trinkwasser gelangen. Handschuhe gehören hier zur Arbeitskleidung dazu.
Aber auch hier sorgen Beschilderungen dafür, dass Passanten ihren Müll nicht einfach in die Baugrube werfen.
Ben und Nils arbeiten mit ihren Arbeitskollegen Hand in Hand. Da ist es wichtig, dass sie im Team denken und arbeiten können. „Wer Rohrleitungsbauer werden möchte, muss nicht schon vor der Ausbildung handwerklich geschickt sein. Das lernt man schon während der Ausbildung“, erklärt Nils und Ben ergänzt: „Zusammenhalt ist viel wichtiger. Auf der Baustelle herrscht auch schon mal ein rauer Ton. Das muss man aushalten können.“
Auf der Baustelle arbeiten Ben und seine Teamkollegen Hand in Hand. Foto: Mindener Stadtwerke
Nicht zu vergessen: Rohrleitungsbauer arbeiten bei Wind und Wetter auf der Baustelle. Da kann es schon mal schmutzig und nass werden – oder richtig heiß: „Klar gibt es auch mal Tage, an denen es aufgrund des Wetters nicht möglich ist, draußen zu arbeiten. Dann erledigen wir beispielsweise Arbeiten in der Firma oder kontrollieren Armaturen“, erzählt Nils.
Ob die Arbeit auf der Baustelle möglich ist, hängt von vielen Faktoren ab und in welcher Phase sich die Baustelle gerade befindet. So entscheiden die Tiefbauer, ob eine Baugrube bei Unwetter geöffnet und befestigt werden kann. Nils und Ben müssen dann überlegen, welche Aufgaben sie unter den Wetterbedingungen erledigen können.
Nach der Schule kam für Ben zwar kein Studium infrage, ganz ausschließen möchte er es für die Zukunft aber nicht. Die praktische Erfahrung im Bauwesen hilft ihm in jedem Fall, um einen passenden Studiengang zu finden.
Auch Nils hat sich schon einige Gedanken zu seinem beruflichen Werdegang gemacht: „Ich mag den Beruf, weil ich so viel draußen sein kann, das möchte ich auch erst einmal so beibehalten und Berufserfahrung sammeln. Ich kann mir vorstellen, dass ich in einigen Jahren eine Weiterbildung zum Vorarbeiter mache.“