Lennard wusste schon früh, was er nach der Schule einmal machen möchte. Orientierungstage an der Hochschule 21 gaben den letzten Ausschlag, dass er sich für Bauingenieurwesen als dualen Studiengang entschieden hat.
Konzipieren, konstruieren und planen – das sind nur drei der Aufgaben von Bauingenieur:innen. Sie planen Gebäude oder ganze Bauwerke, führen statische Berechnungen durch und holen die Genehmigungen ein, damit die Bauphase starten kann. Sie sind die Ansprechpartner:innen für die betriebswirtschaftliche und ingenieurstechnische Organisation und Realisation von Bauprojekten.
An der Hochschule 21 in Buxtehude haben die dual Studierenden die Möglichkeit, ihr mathematisches und mechanisches Wissen auszubauen und das Stadtbild mitzugestalten. Neben den klassischen Tätigkeitsbereichen im Hoch- und Tiefbau lernen die dual Studierenden an der privaten Hochschule auch die Bereiche Wasser und Umwelt kennen, um nachhaltige Bauwerke zu planen.
Theorie und Praxis sind in 3-Monats-Blöcke aufgeteilt. Die Theorieveranstaltungen besucht Lennard an der Hochschule 21 in Buxtehude. Foto: privat
Zu den dual Studierenden gehört auch Lennard Oellrich. Der 22-Jährige befindet sich aktuell im siebten Semester an der Hochschule 21. Schon während der Schulzeit war für Lennard klar, dass er einen Studiengang im Bauwesen belegen möchte.
Ein Tag der offenen Tür an der Hochschule gab dann den letzten Ausschlag: „Meine Schwester hat mir die Hochschule empfohlen, als sie hörte, dass ich etwas im Bauwesen studieren möchte“, berichtet Lennard und ergänzt, „ein Mitspieler aus meiner Fußballmannschaft hat auch dort Bauingenieurwesen studiert und konnte mir noch mehr Einblicke geben.“
Ganz leicht hat sich Lennard die Entscheidung nicht gemacht. Insgesamt drei Mal besuchte er Veranstaltungen und Vorträge, um sich einen guten Gesamteindruck zu verschaffen und Firmen kennenzulernen, bei denen er sich für die Praxisabschnitte des dualen Studiengangs bewerben kann.
Ich habe mich für ein duales Studium entschieden, weil ich so schon von Anfang an Berufserfahrung sammeln und mein eigenes Geld verdienen kann.
Lennard Oellrich
Bauingenieurwesen-Student
Mit den Informationen durch seine Schwester und seinen Teamkollegen war Lennard klar, dass er an der Hochschule 21 studieren möchte – und auch das richtige Unternehmen ließ nicht lange auf sich warten: Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG. „Ich wollte bei einem Unternehmen arbeiten, das hier in der Region tätig ist und die Wege nicht zu weit sind. Ich wohne im Landkreis Stade, mit dem Auto sind es nur etwa 35 Minuten bis nach Bremervörde, wo das Unternehmen eine große Niederlassung hat“, erzählt der Student.
Durch seine Recherchen zum Studiengang war Lennard noch zwischen Hoch- und Tiefbau hin- und hergerissen. Schließlich sagte ihm der Tiefbau eindeutig mehr zu.
Ein Aspekt, der auch eine Rolle gespielt hat, ist das Gehalt, wie Lennard zugibt: „Es gibt viele Unternehmen, die ihre dual Studierenden nur geringfügig vergüten. Bei der Firma Wilhelm Wähler ist das ganz und gar nicht der Fall. Ich habe von Anfang an ein gutes Gehalt bekommen, das dem der Azubis aus dem Unternehmen entsprach.“
Im ersten Lehrjahr hat der 22-Jährige rund 850 Euro brutto im Monat bekommen. Wie bei einer klassischen Ausbildung steigt das Gehalt mit jedem Jahr etwas an, sodass Lennards Gehalt mittlerweile im vierstelligen Bereich liegt.
Darüber hinaus übernimmt das Unternehmen auch die Studiengebühren sowie Kosten für Exkursionen im Rahmen des Studiums für den dualen Studenten. Auch das ist für Lennard keine Selbstverständlichkeit. „Ich habe einige Kommiliton:innen, die ihre Studiengebühren selbst zahlen müssen und die Gebühren dafür vom Gehalt abgezogen werden – ganz zu schweigen von den Kosten für Exkursionen. Das ist bei mir glücklicherweise nicht der Fall“, betont er.
Im Rahmen einer Exkursion, die an der Hochschule 21 zum „Pflichtprogramm“ des Studiengangs Bauingenieurwesen gehört, ging es für Lennard nach Dresden. Gemeinsam mit seinen Kommiliton:innen und dem Dozenten nahm der duale Student an verschiedenen Führungen, Besichtigungen und Veranstaltungen teil, um unter dem fachlichen Aspekt des Bauingenieurwesens Bauwerke und Gebäude der Stadt kennenzulernen.
In kleineren Gruppen arbeiteten die Teilnehmenden für die fünftägige Exkursion verschiedene Ausflüge aus, um einen möglichst breitgefächerten Eindruck der Bauwerke zu erhalten. Gemeinsam mit seiner Gruppe organisierte Lennard so zum Beispiel eine Führung am Wasserstraßenkreuz in Magdeburg.
Von dort aus ging es dann nach Dresden, um die Stadt zu besichtigen und um alte wie neue Bauwerke zu begutachten: „Wir haben uns natürlich die Frauenkirche angeguckt, aber zum Beispiel auch den Bau der Umgehungsstraße im Süden von Pirna (B 172n), dazu wurde auch ein Tunnel und eine 918 Meter lange Brücke gebaut“, erinnert sich der Student. Neben den bauingenieurstechnischen Aspekten bot die Exkursion aber auch eine gute Gelegenheit, um die Kommiliton:innen kennenzulernen.
Es war sehr interessant, sich so viele, besondere Baustellen anzugucken. Später im Berufsleben werden die wenigsten von uns mit so großen Brücken oder Wasserstraßen zu tun haben“, erzählt Lennard.
Mir gefällt mein duales Studium, weil Bauingenieurwesen so vielfältig ist. Es werden viele Bereiche abgedeckt und man kann sich in noch viel mehr Bereichen spezialisieren. Ich lerne theoretische Inhalte, die ich dann in den Praxisphasen umsetzen kann.
Lennard Oellrich
Bauingenieurwesen-Student
An der Hochschule selbst ist der duale Studiengang Bauingenieurwesen in verschiedene Module aufgeteilt: „In den ersten Semestern fängt man erst einmal mit den Grundlagen an, dazu gehören zum Beispiel Baustofflehre und Baukonstruktion, aber auch Fächer wie BWL. Später geht es dann weiter mit Baustatik, wo wir dann wirklich das Konstruieren lernen müssen“, berichtet Lennard.
Im Studium machen sich die Studierenden dann auch mit den verschiedenen Bereichen des Bauwesens vertraut. Vom Tiefbau über den Wasserbau bis hin zum Massivbau ist alles dabei.
Darüber hinaus können die Studierenden ihr Wissen durch Schlüsselqualifikationen und Wahlpflichtfächer in verschiedenen Themenbereichen vertiefen. Als Wahlpflichtfach entschied sich Lennard unter anderem für das bodentechnische Praktikum. In kleinen Gruppen analysierten die Studierenden eine Bodenprobe, indem sie im Labor verschiedene Experimente mit den Proben durchführten und auswerteten, wie sich der Boden verhält.
Zum Studium gehört auch die Wahl eines Schwerpunktes. Lennard entschied sich für den konstruktiven Ingenieurbau. Zu den Modulen gehören zum Beispiel die Tragwerksplanung im Hochbau sowie der Küsten- und Hochwasserschutz im Wasserbau.
Im Rahmen eines Wahlpflichtfaches baute Lennard gemeinsam mit anderen Studierenden ein Betonkanu. Foto: privat
Ein Highlight für Lennard: der Bau eines Betonkanus. „Ich habe mit anderen Studierenden in meinem Wahlpflichtfach ein Betonkanu konzipiert und gebaut. Das hat echt Spaß gemacht. Jedes Jahr gibt es auch eine Betonkanuregatta, an der man dann teilnehmen kann. Wir konnten in unserem Jahr leider nicht teilnehmen, da das mitten in der Klausurenphase war“, erzählt der Student.
Die Klausurenphase ist immer für das Ende eines Theorieblocks angesetzt. Konkret heißt das, die Studierenden sind in jeder Theoriephase 13 Wochen an der Hochschule. In der letzten Woche finden keine Lehrveranstaltungen mehr statt und es werden Prüfungen zu den belegten Modulen geschrieben.
Der Lernaufwand ist auf jeden Fall deutlich höher als man es aus den Abiturvorbereitungen kennt. Durch Altklausuren und die Nachbereitung der Vorlesungen und Seminare kann man sich sehr gut vorbereiten.
Lennard Oellrich
Bauingenieurwesen-Student
In Lennards Studienjahrgang befanden sich zu Beginn rund 90 Personen. Die Aufteilung auf die einzelnen Veranstaltungen ist jedoch ganz unterschiedlich: „Teilweise sind wir nur 15 Studierende, manchmal sind es dann aber auch 50 bis 70 Personen, die da mit mir im Raum sitzen“, beschreibt der 22-Jährige.
Einen guten Ausgleich zum mitunter stressigen Studienalltag hat Lennard in seinen Freizeitaktivitäten gefunden. „Ich spiele gerne Fußball und bin in der Freiwilligen Feuerwehr. Ansonsten sind meine Freunde auch ein guter Ausgleich, mit denen ich mich abends oder am Wochenende treffen kann. Viele kenne ich noch aus dem Kindergarten oder der Schule“, erzählt Lennard. Auch an der Hochschule trifft sich Lennard mit Freunden aus dem Studium, um gemeinsam zu lernen oder einfach Zeit miteinander zu verbringen.
Im Tiefbau ist nach außen vieles nicht sichtbar und man nimmt das im Alltag gar nicht so wahr, was der Tiefbau alles abdeckt. Das ist schon sehr interessant und vielfältig.
Lennard Oellrich
Bauingenieurwesen-Student
Während seines Studiums tauscht Lennard in regelmäßigen Blöcken von jeweils drei Monaten den Hörsaal gegen Baustelle und Büro ein. „In den ersten beiden Praxisphasen habe ich hauptsächlich auf der Baustelle gearbeitet, um überhaupt zu verstehen, was dort eigentlich alles gemacht wird. Ich habe verschiedene Kolonnen kennengelernt und das hat auch sehr viel Spaß gemacht“, erzählt Lennard.
Jeden Morgen wurde er von einem Kollegen abgeholt und zur Baustelle mitgenommen. „Ich habe da ganz normal als Rohrleitungsbauer beziehungsweise als Tiefbauer gearbeitet und gemeinsam mit meinen Kollegen Wasserleitungen erneuert oder Störungen behoben.“
Mit der dritten Praxisphase ändern sich dann die Aufgabengebiete, um die anderen Abteilungen im Unternehmen kennenzulernen. Der Weg führte Lennard daher zunächst in die Vermessungsabteilung, um dort die Arbeitsabläufe mitzubekommen und um zu verstehen, wie die Vermessungstechnik funktioniert.
Seit der vierten Praxisphase ist Lennard nun im Büro und begleitet die Bauleiter bei ihren Aufträgen in der gesamten Region des Elbe-Weser-Dreiecks. „Der Arbeitstag ist ganz unterschiedlich aufgebaut. Das ist immer davon abhängig, ob auf einer Baustelle Probleme aufgetreten sind und wir vor Ort sein müssen oder es im Büro Aufgaben zu erledigen gibt“, fasst Lennard seine Tätigkeiten in der Bauleitung zusammen.
Während mehrerer Praxisphasen hat Lennard schon in der HDD-Abteilung (Horizontal Directional Drilling) gearbeitet und für sich herausgefunden, dass er sein Fachwissen in diesem Bereich vertiefen und dauerhaft in diesem Bereich arbeiten möchte, da ihn die Technik sehr begeistert hat.
Mittlerweile steht Lennard kurz vor dem Ende seines Studiums. Vor dem Abschluss ist ein letzter großer Abschnitt die Bachelorarbeit, über die sich der duale Student auch schon einige Gedanken gemacht hat. Eins ist klar, das Thema wird auf jeden Fall aus dem Bereich der Horizontalspülbohrungen kommen und einen praktischen Bezug zum Unternehmen haben.
Auch für die Zeit danach hat sich Lennard schon Gedanken gemacht. Er möchte nach dem Bachelor gern mit dem Master anknüpfen und an der Jade Hochschule den Masterstudiengang „Management und Engineering im Bauwesen“ studieren.
Einen festen Arbeitsplatz hat Lennard nach Ende seines Studiums – ob Bachelor oder Master – so oder so. Bereits vor dem Studium haben die Firma Wähler und Lennard vereinbart, dass er in verschiedene Bereiche Einblicke erhält und dass versucht wird, ihn dann auch nach dem Studium im favorisierten Bereich anzustellen. Für Lennard ist das die HDD-Abteilung.
Short Facts
Abschluss: Bachelor of Engineering (B. Eng.)
Studienbeginn: zum Wintersemester
Regelstudienzeit: 7 Semester
Voraussetzung: (Fach-)Abitur oder Berufsqualifikation
Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei mit Eignungsfeststellung
Bei Fragen zum Studiengang
Prof. Dr.-Ing. Martin Herbrand, Studiengangsleitung Bachelor Bauingenieurwesen DUAL
herbrand@hs21.de