Gendergerechte Sprache ist uns wichtig. Trotzdem gendern wir im Berufsweltenportal nicht überall. Warum das so ist und für welche Genderformen wir uns entschieden haben, erläutern wir in diesem Beitrag.
Eines möchten wir vorab unbedingt sagen: Es handelt sich hierbei um unsere persönliche Richtlinie für die Berufswelten Energie & Wasser. Wir haben diese Richtlinie nach langen und intensiven Gesprächen und Diskussionen für unser Portal erarbeitet. Sie basiert auf technischen und journalistischen Anforderungen, aber auch auf persönlichen Ansichten des Teams. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Perfektion. Gendergerechte Sprache ist für uns ein Lern- und Entwicklungsprozess, der stetig weitergeht.
Gendergerechte Sprache ist schwierig. Aber deshalb Frauen oder non-binäre Personen von unseren Inhalten auszuschließen, ist für uns keine Option.
In §2 des AGG heißt es, dass Benachteiligungen u. a. in Bezug auf „den Zugang zu allen Formen und allen Ebenen der Berufsberatung, der Berufsbildung einschließlich der Berufsausbildung, der beruflichen Weiterbildung und der Umschulung sowie der praktischen Berufserfahrung […]“, unzulässig sind.
Die Berufswelten Energie & Wasser sind eine Karriere- und Nachwuchsplattform, auf der Ausbildungen, Studiengänge und Berufe vorgestellt werden. Wir sehen es in unserer Verantwortung, in diesem Kontext niemanden zu diskriminieren oder zu benachteiligen.
Die Energie- und Wasserwirtschaft hat sich historisch als männlich gelesene Branche entwickelt. Dem möchten wir entgegensetzen, dass die Unternehmen aus dem Energie- und Wasserfach divers sind und auch Frauen sowie Personen, die sich nicht in das binäre Geschlechtssystem einordnen möchten, dort arbeiten.
Neben unserem Jobportal, in dem die Stellentitel bereits alle Geschlechter nennen und ansprechen, haben wir uns dafür entschieden, auf allen Seiten des Portals zu gendern. Spätestens in der Umsetzung wurde schnell klar, dass das gar nicht so einfach ist. Es gibt noch keine klaren und einheitlichen Regeln, wie gendergerechte Sprache umgesetzt werden soll. So können wir uns allenfalls an Umsetzungsbeispielen orientieren und darüber hinaus eigene Überlegungen anstellen, wie wir in unserem Kontext gendern möchten.
Im deutschen Sprachraum haben sich einige Möglichkeiten etabliert, um alle Geschlechter miteinzubeziehen. Besonders weit verbreitet sind das Gendersternchen, der Unterstrich, der Slash oder der Doppelpunkt.
Genderformen auf einen Blick
Genderform | Beispiele | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|---|
Paarform | Anlagenmechaniker und Anlagenmechanikerinnen Elektroniker für Betriebstechnik und Elektronikerinnen für Betriebstechnik Umwelttechnologe für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen und Umwelttechnologinnen für … | • barrierefrei • leicht verständlich • wenig störend für den Lesefluss • männliche und weibliche Form wird berücksichtigt | • nicht genderneutral, nicht-binäre Menschen werden ausgeschlossen • verlängert Überschriften und Sätze erheblich • Wortwiederholungen |
Binnen-I | AnlagenmechanikerInnen ElektronikerInnen für Betriebstechnik UmwelttechnologInnen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen | • kurz • männliche und weibliche Form wird berücksichtig | • nicht barrierefrei • nicht genderneutral, nicht-binäre Menschen werden ausgeschlossen • Verwechslungsgefahr mit kleinem „i“ |
Slash bzw. Schrägstrich | Anlagenmechaniker/innen Anlagenmechaniker/ -innen Elektroniker/innen für Betriebstechnik Umwelttechnolog/innen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen | • männliche und weibliche Form wird berücksichtig | • nicht genderneutral, nicht-binäre Menschen werden ausgeschlossen • störend für den Lesefluss • manchmal nachteilig für SEO, z. B. im Fall des Umwelttechnologen, weil das Wort nicht vollständig ist. |
Doppelpunkt | Anlagenmechaniker:innen Elektroniker:innen für Betriebstechnik Umwelttechnolog:innen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen | • kurz • Das Wort bis zum Unterstrich kann von der Suchmaschine erkannt werden. Ausnahme z. B. der Umwelttechnologe • genderneutral | • nicht barrierefrei (vom DBSV nicht empfohlen) |
Unterstrich | Anlagenmechaniker_innen Elektroniker_innen für Betriebstechnik Umwelttechnolog_innen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen | • kurz • Das Wort bis zum Unterstrich kann von der Suchmaschine erkannt werden. Ausnahme z. B. der Umwelttechnologe • genderneutral | • nicht barrierefrei • störend für den Lesefluss |
Genderstern | Anlagenmechaniker*innen Elektroniker*innen für Betriebstechnik Umwelttechnolog*innen für Rohrleitungsnetze und Industrieanlagen | • kurz • Das Wort bis zum Sternchen kann von der Suchmaschine erkannt werden. Ausnahme z. B. der Umwelttechnologe • genderneutral • eingeschränkt barrierefrei | • Sternchen wird häufig in Fußnoten oder für Anmerkungen genutzt und ist damit doppelt besetzt. |
Wie wir gesehen haben, gibt es eine ganze Reihe möglicher Genderformen. Alle haben Vor- und Nachteile. Manche dieser Schreibweisen sind z. B. schwieriger zu lesen als andere. Andere sind nicht barrierefrei und wieder andere können Auswirkungen auf unsere Suchmaschinenoptimierung (SEO) haben.
Als Redakteurinnen und Content-Managerinnen eines Verlages lieben wir schöne Sprache. Komplizierte Konstruktionen, wie „Ausbildung zum / zur Anlagenmechaniker/in“ stören den Lesefluss erheblich. Das möchten wir vermeiden.
Außerdem gibt es in unserem thematischen Kontext viele Berufsbezeichnungen, die sehr lang sind. Das Gendern kann hier zu einer erheblichen Verlängerung von Überschriften und Texten führen, was die Lesbarkeit z. B. in der mobilen Variante negativ beeinträchtigen kann.
Fast alle der genannten Genderformen sind nicht barrierefrei. Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) rät z. B. eindeutig von der Verwendung des Doppelpunktes als Genderzeichen ab. Wenn eine Genderkurzform verwendet werden soll, dann wird der Genderstern empfohlen.
SEO ist für das Berufsweltenportal sehr wichtig. Nur wenn wir mit unseren Inhalten in den Suchergebnissen sichtbar sind, können wir erfolgreich für die Branche als Arbeitgeber werben. Viele unserer Beiträge sind daher „SEO-optimiert“. Was ist das Problem beim Gendern?
Suchmaschinen wie Google, Bing, Ecosia und Co. können eine gendergerechte Schreibweise (noch) nicht erkennen. Die Suchmaschine wird in der Regel den Begriff bis zum Sonderzeichen erkennen und verarbeiten. Sie versteht jedoch nicht, dass mit der gegenderten Variante alle Geschlechter eingeschlossen werden. Mit der Schreibweise Anlagenmechaniker*in würde Google wahrscheinlich nur die maskuline Form erkennen und ins Ranking einbeziehen.
In unserem thematischen Kontext ist das erstmal nicht so schlimm, denn eine Analyse hat ergeben, dass die maskuline Form der Berufsbezeichnungen signifikant häufiger gesucht wird, als die weibliche Variante. Trotzdem wollen wir auch für die weiblichen Schreibweisen Sichtbarkeit aufbauen.
Anlagenmechaniker: 13.900
Anlagenmechanikerin: 30
Elektroniker für Betriebstechnik: 7.050
Elektronikerin für Betriebstechnik: 10
Industriemechaniker: 24.200
Industriemechanikerin: 100
Letzten Endes haben wir uns für eine Mischform entschieden. Wir wollen so inklusiv wie möglich sein und gleichzeitig die Lesbarkeit und Auffindbarkeit unserer Inhalte gewährleisten.
Als Genderkurzform nutzen wir den Genderstern.
Alle Texte auf unserem Portal richten sich unabhängig von den verwendeten Personenbezeichnungen an Menschen aller Geschlechtsidentitäten.
In Überschriften und Zwischenüberschriften gendern wir nicht.
Im Fließtext nutzen wir möglichst Textlösungen, die kein Geschlecht ausschließen, z. B. Team. Da dies nicht immer möglich ist, nutzen wir alternativ und im Wechsel die Paarform oder die Genderkurzform mit Genderstern. Unser Anspruch ist dabei, dass wir stets einen Text erstellen, der einfach zu lesen ist und niemanden ausgrenzt.
In Teasertexten, das sind kurze Einleitungstexte auf Kacheln oder zu Beginn eines längeren Beitrags, gendern wir nicht. In Verbindung mit der Überschrift soll durch diesen „Texthappen“ ein Überblick über den Themeninhalt der Seite geschaffen werden. Auch hier ist unsere Entscheidung in gewisser Weise ökonomisch begründet, um die Texte kurz zu halten.