Die Bevölkerungsentwicklung ist in der Wasserwirtschaft angekommen. In den nächsten zehn Jahren werden bis zu 50 Prozent der Mitarbeiter:innen aus der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung in den Ruhestand treten. Und dann? In dieser Folge sprechen wir mit Martin Weyand vom BDEW über die Risiken des Fachkräftemangels in der Wasserwirtschaft und welche Lösungsansätze der Branchenverband verfolgt.
Martin Weyand ist Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Bundesverband der Deutschen Energie- und Wasserwirtschaft, kurz BDEW. Als Hauptgeschäftsführer Wasser und Abwasser kümmert er sich hier um die Belange der Wasserwirtschaft in Deutschland.
Wenn es an Fachkräften fehlt, müssen immer weniger Leute immer mehr Aufgaben übernehmen. Das ist nur bis zu einem gewissen Grad effizient zu gestalten. Die Digitalisierung wird deshalb Teil der Lösung sein. Bereits heute werden in der Wasserwirtschaft digitale Technologien und neuronale Netze eingesetzt. Längt ist nicht mehr in jedem Wasswerk oder auf jeder Kläranlage immer eine Person vor Ort. Das bleibt nicht ohne Risiko: Die Gefahr durch Cyber-Attacken und Angriffe von Außen auf kritische Infrastukturen steigt gerade heute deutlich an. Damit wächst auch in der Wasserwirtschaft der Bedarf an IT-Fachkräften und ausgerechnet hier ist der Wettbewerb mit anderen Branchen besonders hoch.
„Und auch auf die technischen Fachkräfte im Wasserwerk oder auf der Kläranlage können wir nicht verzichten“ sagt Martin Weyand. „Irgendjemand muss schließlich wissen, was zu tun ist, wenn etwas nicht funktioniert“.
All das führt dazu, dass immer höhere Anforderungen an das Recruiting gestellt werden müssen. „Die Jüngeren in unserer Gesellschaft müssen davon überzeugt werden, in die Wasserwirtschaft zu gehen“, so Martin Weyand.
Das beste Argument für Martin Weyand ist die Sinnhaftigkeit der Aufgaben für Gesellschaft und Umwelt. „Der Schutz der Umweltressourcen ist ein Teil der Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung in Deutschland. Wir sind Teil des Umweltkreislaufs und dafür lohnt es sich politisch zu kämpfen, aber auch dafür zu arbeiten.“
Wir sind Teil des Umweltkreislaufs, und dafür lohnt es sich politisch zu kämpfen, aber auch dafür zu arbeiten.
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind Aufgaben der Daseinsvorsorge. Sie müssen auch unter widrigsten Bedingungen erfüllt werden. Die Corona-Pandemie hat die Branche vor große Herausforderungen gestellt, die sie sehr gut gemeistert hat.
Und auch heute in Zeiten der Energiekrise ist die Energie- und Wasserwirtschaft ein sicherer Arbeitgeber. „Denn das Geschäftsmodell ist weiter veritabel“ so Martin Weyand. „Die Energiekrise führt zu hohen Preisausschlägen, sodass viele Unternehmen auf einmal Liquiditätsprobleme haben, die sie vorher nie hatten. Das ist jedoch ein Krisenthema, das gelöst werden muss.“
Die Versorgung mit Strom, Wärme und Trinkwasser steht ebenso außer Frage wie die Abwasserentsorgung. „Das würde sonst zu einer Notstandssituation führen, das sind Aufgaben die bezahlt werden müssen.“
Deshalb ist die Branche krisensicher. „Das war sie in der Corona-Zeit und das ist sie auch jetzt, nur unter anderen Voraussetzungen“, davon ist Martin Weyand überzeugt.
Wenn wir zurückgeworfen werden auf das Grundlegende, brauchen wir das Grundlegende. Und das sind Energieversorgung, Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung.