Krisenzeiten fördern den Teamgeist

Corona hat beim Wasserversorger Hessenwasser nicht nur einen ordentlichen Digitalisierungsschub ausgelöst, sondern auch den Teamgeist gezeigt.
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Foto: Andreas Berheide/photocase.de

Die Leitzentrale der Hessenwasser GmbH (LZH) ist Herz und Hirn der Trinkwasserversorgung für nahezu 2,4 Mio. Menschen in der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main. Aus der LZH werden alle betrieblichen Anlagen gesteuert und überwacht. Verantwortlich dafür sind Franco Coppola, Leiter der LZH, und sein Team. Gemeinsam wurden sie schon sehr früh zu Beginn der Pandemie abgeschottet und der Zugang zur LZH sowie auch der Kontakt von LZH-Mitarbeitern zu anderen Betriebskollegen wurde auf ein absolutes Mindestmaß reduziert.

Dies bedeutete organisatorisch einen deutlich höheren Aufwand. „Wir haben zügig eine vorsorgliche Planung von  Zwölf-Stunden-Schichten als Option zur Aufrechterhaltung des Betriebs mit weniger Personaleinsatz pro Schicht durchgeführt. Üblicherweise wird die Leitzentrale im Drei-Schicht-Betrieb mit jeweils fünf Kollegen pro Schicht gefahren“, berichtet Coppola.

Tägliche Lageeinschätzung, Blick ins Krisenhandbuch und umfassende Kommunikation

Bereits am 6. Februar 2020 wurden alle Mitarbeiter*innen bei Hessenwasser über die Verbreitung einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus informiert. Verbunden damit war der Hinweis auf die verstärkte Beachtung persönlicher Hygienemaßnahmen, also regelmäßiges richtiges Händewaschen sowie eine Husten-und Nies-Etikette. Dieser ersten Information folgten aufgrund der veränderten Lageeinschätzung durch das Robert Koch-Institut (RKI) ab Anfang März detaillierte Verhaltenshinweise.

Diese werden seitdem ständig aktualisiert und auf einer eigens eingerichteten Info-Plattform im unternehmensweit verfügbaren Intranet publiziert. Ab dem 9. März wurde seitens der Geschäftsleitung ein Corona-Arbeitskreis eingerichtet, der arbeitstäglich die Lage prüft, bewertet und ggf. aktualisierte Informationen, Verhaltenshinweise und Anweisungen via Intranet ins Unternehmen kommuniziert.

Grundlage für den Umgang mit der Lage war das bestehende Notfallschutzhandbuch, das zu einem frühen Zeitpunkt spezifisch an die konkreten Gegebenheiten der Corona-Epidemie angepasst wurde.

Die digitale Arbeitsweise kann nach meiner Wahrnehmung durchaus effektiver sein als die bisher übliche Besprechungskultur.
Franco Coppola
Franco Coppola
Leiter der Hessenwasser-Leitzentrale

Virtuelle Meetings effektiver, aber informelle Kommunikation geht verloren

Seitdem war für Franco Coppola und sein Team in der Leitzentrale wie auch für Hessenwasser generell erste Priorität und Handlungsmaxime, das betriebsnotwendige Personal zur  Aufrechterhaltung der Wasserversorgung einsatzbereit zu halten.

Vor diesem Hintergrund wurden die für den kommenden Sommer betrieblich notwendigen Projekte noch umgesetzt, alle anderen jedoch erst einmal verschoben. Insgesamt wurden im Unternehmen sowohl externe als auch interne Termine auf das absolut Notwendige reduziert bzw. nach und nach zunehmend virtualisiert in Form von Telefon- oder Videokonferenzen. „Eine Arbeitsweise, die nach meiner Wahrnehmung durchaus effektiver sein kann als die bisher übliche Besprechungskultur. Gleichzeitig geht damit aber auch ein großer Verlust an informeller Kommunikation einher, die für das gute Funktionieren eines Betriebs im Alltag auch unabdingbar ist“, sagt Coppola. „Und schließlich fehlt einem natürlich auch schlicht der  zwischenmenschliche Austausch, das kurze Schwätzchen mit Kolleginnen und Kollegen.“

Digitalisierungsschub, mehr Teamgeist, niedrigerer Krankenstand

Als eine erste Lektion aus der Krise für Hessenwasser erwartet Franco Coppola, dass man mit Blick auf die Vorsorge – d. h. Sicherheitsausrüstung, technisches Equipment, Ausstattung etc. – das zurzeit Provisorische in den „normalen“ Tagesablauf mit einbringen und umsetzen werde. In der konkreten Situation werde noch einmal mehr deutlich, dass Theorie und Praxis, Handbuch und Realität nicht das Gleiche seien. „Krisenzeiten fördern den Teamgeist und die Verantwortung fürs Ganze, jedenfalls bei uns. Der Krankenstand im Gesamtunternehmen ist deutlich niedriger als im Vergleichszeitraum vergangenes Jahr“, resümiert Coppola.

Im Bereich der internen und externen Bürokommunikation erlebt Hessenwasser außerdem einen Digitalisierungsschub. Der LZH-Leiter wünscht sich in dem Zusammenhang einen weiteren Ausbau des Automatisierungsgrads der Anlagen. Auch die technischen Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten sollten nach Möglichkeit erweitert werden, um sie dann abhängig von den betrieblichen Notwendigkeiten und je nach äußeren Rahmenbedingungen schnell, flexibel und sicher einsetzen zu können. „Ein großes Plus der aktuellen Situation ist es, dass sich die Zusammenarbeit mit Krisenstäben auf Landes- und kommunaler Ebene in jüngster Zeit verbessert hat. Das gilt es auszubauen und zu verstetigen.“

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