Es lebe die Vielfalt! Wie Diversity Management im Wettbewerb um Fachkräfte helfen kann

In dieser Folge dreht sich alles um Vielfalt in Unternehmen. Aber über welche Vielfalt reden wir eigentlich genau? Warum lohnt es sich für Unternehmen der Energie- und Wasserwirtschaft auf Diversity Management zu setzen? Wie gelingt die Umsetzung auf allen hierarchischen Ebenen? Und wer kann eigentlich Diversity Manager werden? Darüber sprechen wir mit Melisa Benli und Michael Niemietz von den Stadtwerken Düsseldorf.

Berufsweltenbummler ist ein gemeinsamer Podcast der Berufswelten Energie & Wasser und der Fachzeitschrift DVGW energie | wasser-praxis.

Unsere Gäste in dieser Folge

Nach seiner betriebswirtschaftlichen Ausbildung und Studium war Michael Niemietz viele Jahre als Führungskraft und später als Personalentwickler tätig. Als Gesundheits- und Diversitymanager treibt er heute die strategische Ausrichtung des BGM und DM bei den Stadtwerken Düsseldorf AG voran, berät Führungskräfte und unterstützt sie bei deren Zielerreichung.

Melisa Benli ist Werkstudentin im Gesundheits- und Diversitymanagement der Stadtwerke Düsseldorf und arbeitet hier in vielen verschiedenen Projekten von Achtsamkeit bis Talentmanagement. Parallel macht sie berufsbegleitend den Master im Bereich Gesundheit und Diversity an der Hochschule für Gesundheit in Bochum.

Durch Diversity Management dem Generationenwechsel begegnen

Auch die Stadtwerke Düsseldorf sehen sich dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel gegenüber. Als eine Maßnahme hat das Unternehmen das Thema „Diversity“ erkannt. Bereits 2017 unterzeichneten die Stadtwerke die Charta der Vielfalt. Damit war der Grundstein für ein aktives Diversity Management gelegt, das heute wichtiger Baustein der Unternehmenskultur und für das Personalmanagement ist.

Doch was heißt das genau? Es geht darum, die Maßnahmen im Bereich Diversity mit den Unternehmenszielen abzugleichen“ erklärt Michael Niemietz, Diversity- und Gesundheitsmanager der Stadtwerke Düsseldorf.  „Wir wissen z. B., dass der demografische Wandel stattfindet und zunehmend junge Leute ins Unternehmen kommen werden. Welche Wertevorstellungen und Einstellungen bringen diese jungen Leute mit und was wird sich dadurch verändern? Darauf müssen sich Unternehmen einstellen.“ Solche Fragen zu managen und auch gegensätzliche Vorstellungen und Erwartungen ohne Reibungsverluste zusammenzuführen, das ist die Aufgabe des Diversity Managements.

Für das Recruiting ist gelebtes und gut transportiertes Diversity Management Gold wert.

So wird Diversity bei den Stadtwerken Düsseldorf gelebt und umgesetzt

Verankert ist das Thema Diversity bei den Stadtwerken Düsseldorf im Bereich Personalwesen. Von hier aus agieren Michael Niemietz und Melisa Benli über alle hierarchischen Ebenen hinweg. Denn, das machen beide klar: Diversity Managment kann man nicht alleine machen. Diversity muss fester Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Grundvoraussetzung ist die klare Legitimation aus der Führungsebene und die Teilhabe aller Kolleginnen und Kollegen.

Die Teilhabe der Kolleginnen und Kollegen ist sehr wichtig, denn sonst kann man gar nicht wissen, wo die Bedarfe sind.

Aus dem klaren Bekenntnis, diskriminierungsfrei zu arbeiten, sind viele verschiedene Aktivitäten entstanden. Anfangs ging es vor allem darum, die Kolleginnen und Kollegen für das Thema zu sensibilisieren und – besonders wichtig – ein gemeinsames Verständnis dafür zu schaffen, was Diversity im Unternehmen eigentlich genau ist. Weitere Schwerpunkte wurden dann z. B. auf Themen wie Familie und Beruf oder empathische Kommunikation gelegt. Aber auch Achtsamkeit, Teamresilienz, Talentmanagement und Fehlerkultur gehören zum Düsseldorfer Themenportfolio.

„Diversity lebt davon, dass man interdisziplinär arbeitet“.

Was bedeutet eigentlich Vielfalt in Unternehmen?

So bunt wie der Regenbogen, so verschieden sind die Dimensionen der Vielfalt. Bei der personenbezogenen Vielfalt geht es z. B. um Geschlechtervielfalt oder die Vielfalt in der Religion. Bezogen auf Unternehmen geht es um eine vielfältige Besetzung. Doch bei Diversity im Unternehmen geht auch um die Vielfalt im Bereich Wissen, Kompetenzen und Fähigkeiten. Vielfalt lebt und entwickelt sich permanent weiter. Sie ist mit der einzigartigen Unternehmenskultur eines jeden Unternehmens verbunden. D. h. es gilt nicht das Gleiche für jedes Unternehmen.

Kann man den Erfolg von Diversity messen?

„Die Vielfalt im Unternehmen so zu gestalten, dass im besten Fall ein Gewinn dabei herauskommt – sei es monetär oder in der Außenwirkung –, ist eine Mammutaufgabe“, sagt Michael Niemietz. „Wir selber müssen absolut davon überzeugt sein, dass Vielfalt einen riesigen Wert in sich trägt.“

Maßnahmen, die in die Vielfalt einzahlen, entfalten laut Niemietz ihre Wirkung mit einer gewissen Zeitverzögerung. D. h., wer heute damit beginnt, wird die Auswirkungen wahrscheinlich in zwei bis fünf Jahren erkennen. Wie beim Gesundheitsmanagement wird der Erfolg auf der Zeitschiene zu erkennen sein.

Durch eine deutlich sichtbare Willkommenskultur kann ein Unternehmen im umkämpften Fachkräftemarkt punkten, da ist sich Michael Niemietz sicher. Messbare Größen sind z. B. die Anzahl an Bewerbungen, der Männer- und Frauenanteil oder der Altersdurchschnitt. Wenn es Veränderungen bei diesen Quoten gibt, gilt es genau zu analysieren, wodurch die Veränderungen angestoßen wurden.

Ich muss die Arbeit so divers und gesund machen, dass Menschen kommen und bleiben wollen.

Wie können kleine Unternehmen das Thema Diversity angehen?

Grundvoraussetzung ist, dass die Geschäftsführung hinter dem Thema steht. Michael Niemietz rät außerdem dazu, erst die Unternehmensziele anzuschauen und dann zu entscheiden, was das Diversity Management dazu beisteuern kann und soll. Anfangen kann man bereits mit kleinen Maßnahmen. Doch die mit dem Thema beauftragte Person sollte immer ein bisschen mehr machen, als gefordert ist. Nur so können Entwicklunsgmöglichkeitem aufgezeigt werden, findet Michael Niemietz.

Wer kann eigentlich Diversity Manager werden?

Die wichtigste Voraussetzung für einen Diversity Manager: Man muss Menschen lieben. Wichtig sind außerdem Empathie, Gerechtigkeitssinn und Sensibilität. Zuhören und für sich immer sagen „Ich weiß dass ich nichts weiß“ – das ist es, worauf es ankommt sagt Melisa Benli.

Ein Psychologiestudium oder Zusatzqualifikationen wie die Ausbildung zum Personal Coach oder zum Resilienztrainer können hilfreich sein, sind aber keine zwingende Voraussetzung. Die Qualifikation zum Diversity Manager ist genauso vielfältig wie der Job selbst.

„Ich brenne für Gerechtigkeit und Chancengleichheit.“

Interessante Links zu dieser Folge

LinkedIn-Gruppe

In unserer LinkedIn-Gruppe "Recruiting & Personalmanagement" diskutieren wir die Themen dieser und anderer noch kommender Podcast-Episoden weiter.

Charta der Vielfalt

Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen

Erfahrungsbericht

Melisa Benli über ihre Arbeit als Werkstudentin im Bereich Diversity bei den Stadtwerken Düsseldorf.