Social Recruiting

Warum Sie Ihre Recruiting-Strategie neu ausrichten müssen

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Analena Niehoff

Analena Niehoff

Social Media & Content Marketing Managerin

Der Nachwuchs- und Fachkräftemangel ist da. Was über viele Jahre prophezeit wurde, ist eingetreten: viele Ausbildungs- und Arbeitsplätze bleiben unbesetzt und die Zahl der offenen Stellen im Unternehmen wächst und wächst.

Nach einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verliert Deutschland bis 2035 rund 7 Millionen Arbeitskräfte – Tendenz steigend. Höchste Zeit neue Wege zu gehen und nicht mehr auf passende Bewerber:innen zu warten, sondern selbst auf die Suche zu gehen.

Doch wo findet man die jüngeren Generationen? Die scheinbar einfache Antwort: auf Social Media. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. In den letzten Jahren sind die verschiedensten sozialen Netzwerke auf dem Markt erschienen. Manche Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube sind gar nicht mehr wegzudenken, andere waren eher ein One-Hit-Wonder. Oder erinnern Sie sich noch an Clubhouse?

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Welche Social-Media-Kanäle eignen sich für Social Recruiting?

Mittlerweile eignet sich so gut wie jedes soziale Netzwerk, um passende Talente für das eigene Unternehmen zu finden. Es kommt jedoch auf die Zielgruppe an, die Sie erreichen möchten. Wenn Sie auf der Suche nach Azubis oder jungen Fachkräften sind, sind Business-Netzwerke wie Xing, LinkedIn und Facebook nicht die Richtigen.

Im Gegensatz dazu sind Instagram, TikTok und Snapchat nicht die richtigen Kanäle, wenn Sie auf der Suche nach Führungskräften sind. Wenn Sie eine Stelle via Social Recruiting besetzen möchten, müssen Sie sich vorher also mit den Plattformen und der gewünschten Zielgruppe auseinandersetzen.

Was der genaue Unterschied zwischen den Social Networks und Business Networks ist, erfahren Sie in den nächsten Abschnitten.

Social Networks

In den Social Networks wie z. B. Instagram und TikTok liegt der Fokus auf Bildern bzw. Videos. Es geht um authentische Eindrücke und das Erzählen von Geschichten und  weniger um die direkte Personalgewinnung oder berufliche Vernetzung.

Die ARD-ZDF-Onlinestudie 2022 zeigt, dass Instagram bei den 14- bis 29-jährigen die beliebteste soziale Plattform ist. Aber: Unterschätzen Sie TikTok nicht. In kürzester Zeit hat sich die App als eine der beliebtesten Plattformen der Zielgruppe unter 30 Jahren etabliert.

Wenn Sie einen genaueren Blick auf die App werfen, können Sie feststellen, dass es mittlerweile eine Plattform ist, auf der Information und Unterhaltung zusammenfinden. Es ist das Fernsehen der Gen Z.

Instagram und TikTok eignen sich deshalb beide sehr gut, um sich einer jüngeren Zielgruppe als potenzieller Arbeitgeber zu präsentieren und Einblicke in das Unternehmen zu geben.

Falls Sie noch mehr dazu wissen möchten: Die ARD/ZDF-Online-Studie 2022 finden Sie
unter www.ard-zdf-onlinestudie.de

Business Networks

Business Networks dienen dazu, Jobs, Mitarbeiter, Aufträge und Kooperationspartner zu finden. Netzwerken ist auch das A und O auf den wohl bekanntesten Business-Plattformen LinkedIn und Xing. Wer sich mit Kolleg:innen aus der Branche vernetzen oder Business-Updates erhalten möchte, ist hier genau richtig. Hier steht die berufliche Kommunikation zwischen Einzelpersonen, aber auch auf Unternehmensebene im Vordergrund.

Als internationale Businessplattform ist LinkedIn weltweit aufgestellt. 2021 hatte LinkedIn über 756 Millionen registrierte Mitglieder. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind etwa 16 Millionen Nutzer:innen bei LinkedIn registriert. Sinn und Ziel der Plattform ist die berufliche Vernetzung mit Geschäftskontakten und dem Recruiting neuer Mitarbeitenden.

Xing ist das deutsche Pendant zu LinkedIn. Mit knapp 20 Millionen registrierten Mitgliedern ist dieses Business-Netzwerk in der DACH-Region stärker vertreten. Der Fokus von Xing liegt auf der Präsentation des Karriereweges als Einzelperson und der unternehmerische Werdegang auf der anderen Seite. Außerdem hat sich die Plattform in den letzten Jahren zu einem Stellen- und Eventmarkt entwickelt. 

Facebook ist das wohl meistgenutzte Netzwerk weltweit. Obwohl es bei der jüngeren Zielgruppe vielleicht nicht mehr beliebt ist, nutzen allein in Deutschland immer noch 32 Millionen Menschen diese Plattform.

Als eines der frühesten sozialen Netzwerke war es die Plattform, auf der sich Freunde, Bekannte und sogar Fremde vernetzen konnten. Ein Grund, warum auch viele Unternehmen das Potenzial erkannt haben und einen eigenen Account führen. Heute zählt Facebook zu den Top 3 der Plattformen, auf denen Arbeitgeber Stellenanzeigen veröffentlichen und in den beruflichen Austausch mit Privatpersonen treten. Vielleicht auch deshalb hat sich Facebook in den letzten Jahren zu einer Plattform entwickelt, die zunehmend für berufliche Zwecke genutzt wird.

Mit allen drei Business-Plattformen haben Sie als Unternehmen die Chance, bei Ihrer Zielgruppe sichtbarer zu werden. Sie können sich mit zukünftigen Mitarbeitenden vernetzen und auf kurzem Weg Informationen übermitteln.

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3 Optionen, wie Sie Social Recruiting umsetzen können

Option 1: Werbeanzeigen schalten – Social Ads

Werbeanzeigen auf sozialen Plattformen zu schalten, ist ein gängiger Weg, um eine große Masse an potenziellen Bewerber:innen zu erreichen. Die sogenannte Candidate Persona kann Ihnen bei den Einstellungen im Werbeanzeigenmanager helfen.

Mit der geschalteten Anzeige können Sie so Personen erreichen, die aktiv auf Jobsuche, im aktuellen Job unzufrieden oder latent offen für neue Jobangebote sind. Mit den Werbeanzeigen kratzen Sie nicht nur an der Oberfläche, sondern steigen tief in den Pool potenzieller Bewerber:innen ein.

Achtung: Vergessen Sie nicht, dass Social Ads etwas kosten. Planen Sie genug Zeit und Budget ein, damit passende Talente auf die Werbeanzeige aufmerksam werden und sich bewerben können.

Candidate Persona: Visualisieren Sie sich Ihren Wunschkandidaten

Die Candidate Persona ist ein wichtiges Instrument, um ein Kandidat:innenprofil zu erstellen. Sie visualisieren sich eine Wunschbesetzung Ihrer Stellenausschreibung und können so gezielter auf die Suche gehen. Es geht darum das möglichst realistische Bild einer Person zu erzeugen, die stellvertretend für die entsprechende Stelle steht.

Stellen Sie sich einmal Ihren Wunschkandidaten für Ihre offene Stelle vor: Was bringt die Person mit? Welche Wünsche und Ziele könnte die Person haben? Was sind mögliche Freizeitaktivitäten? Haben Sie jemanden im Kopf? Glückwunsch, Sie haben soeben eine Candidate Persona erstellt.

Je tiefer Sie in die Candidate Persona einsteigen, desto umfangreicher wird die Ausarbeitung und desto mehr Informationen können Sie für Ihr Social Recruiting verwenden.

Wenn Sie eine Persona erstellt haben, fällt es Ihnen leichter, Social-Media-Kanäle für Ihr Recruiting auszuwählen. Sie wissen nun, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält und können entsprechend handeln.

Beispiel-Persona für einen Auszubildenden zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik

Sprachen: deutsch, englisch

Wohnort / Einzugsgebiet: Kölner Umland

Berufe der Eltern: Vater ist Technischer Mitarbeiter bei Ford, Mutter ist Fachbereichsleitung in der Verwaltung

Freizeitaktivitäten: Fußball spielen, aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr, Gaming …

Bedürfnisse: gut bezahlte Ausbildung, Beruf mit Sinn, soll Hobbies und Fähigkeiten entsprechen         

Informations-  /Konsumverhalten: Internet und Social Media sind Unterhaltungs- und Informationsquellen

Mediennutzung: nutzt aktiv soziale Medien, vorrangig Instagram, YouTube und TikTok

Beschreibung: Leon besucht die 10. Klasse der Realschule und weiß noch nicht, was er nach der Schule machen möchte. Er ist ganz gut in Mathe und Physik, in seiner Freizeit ist er viel auf TikTok und Instagram unterwegs. Er folgt vielen verschiedenen Accounts, da er viele Interessen hat und teilt sie mit seinen Freunden. Leon folgt auch Kanälen, die Ausbildungen vorstellen und ihm gefällt der Gedanke, bald eigenes Geld zu verdienen. Er weiß schon, dass ein Bürojob nichts für ihn ist, weil er lieber mit den Händen arbeitet und gerne an der frischen Luft ist.

Option 2: Active Sourcing

Sicher kennen Sie die Geschichten von Profisportlern, die von Talentscouts auf dem Sportplatz entdeckt wurden. Das gleiche funktioniert auch online und wird im Social Recruitment als Active Sourcing bezeichnet.

Active Sourcer betreiben intensive Recherche, um passende Kandidat:innen zu finden und nehmen Kontakt auf. Wie Talent-Scouts machen sich Personaler:innen auf die Suche und sprechen gezielt Personen an, die in das Profil passen. Social-Media-Plattformen, die sich dafür anbieten, sind Business-Netzwerke wie LinkedIn oder Xing. Aber auch Instagram oder TikTok kann funktionieren, wenn die Zielgruppe passt.

Nachteil dieser Option ist jedoch, dass die Reaktionen oft nicht wie erhofft ausfallen. User, die nur selten auf ihrem Business-Netzwerk aktiv sind, bekommen von der Anfrage gar nichts mit oder sind nicht auf der Suche nach einem neuen Job. Außerdem erfordert Active Sourcing viel Zeit für Recherche und Kontaktaufbau.

Option 3: Organisches Social-Media-Marketing

Vermutlich sind Sie mit Ihrem Unternehmen schon auf mindestens einem Social-Media-Kanal vertreten. Haben Sie damit bislang eine Strategie verfolgt oder war der Leitgedanke eher: „Erstmal haben“? Wenn Letzteres der Fall ist, dann ist der erste Schritt die Ausarbeitung einer Strategie.

Auf Social Media haben Sie die Chance, sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Das Motto lautet: Show, not tell. Sie können Einblicke in Ihr Unternehmen geben, sich zu aktuellen Themen positionieren und Ihre Werte und Ziele nach außen kommunizieren.

Wer auf der Suche nach Fach- und Nachwuchskräften ist, muss sich der Herausforderung Social Recruiting stellen. Es bedarf einer konkreten Strategie und Recherche, um die Zielgruppe zu ermitteln. Social Recruiting erfordert viel Arbeit, bietet aber durch die Möglichkeit individuell auf Bewerber:innen einzugehen ein unfassbares Potential. Nehmen Sie die Herausforderung an.

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