Warum Wasserstoff Maries Leidenschaft ist

Junge Frau hält Vortrag zum Thema Wasserstoff.
Workshop zum optimalen Betrieb eines Elektrolyseurs, Foto: EWE, bluehouse GmbH

Vom Physikstudium zur Promotion im Wasserstoffbereich – der Karriereweg von Marie Arnold hat sich mit jedem Schritt verändert und spezifiziert. In der Energiewirtschaft will sie nun bleiben, das ist bereits sicher. Als Doktorandin bei der EWE Gasspeicher GmbH verknüpft sie wissenschaftliche Untersuchungen mit wirtschaftlichen Zusammenhängen.

Wie kann Wasserstoff energie- und kosteneffizient produziert werden? Welche regulatorischen Vorgaben müssen bei der Errichtung eines Elektrolyseurs beachtet werden? Und wie kann der Wasserstoff sicher gespeichert werden? Marie Arnold kann diese Fragen beantworten. In ihrer Promotion beschäftigt sie sich mit der Großelektrolyseanlage der EWE Gasspeicher GmbH und betrachtet auch die wirtschaftliche Situation.

Vom Physikstudium zur EWE

Eigentlich hat Marie Physik studiert. Nach dem Abitur ist die Oldenburgerin nach Marburg gezogen und hat ihren Bachelor in Physik mit Schwerpunkt in Biologie abgeschlossen. Zurück in der Heimat spezialisierte sie sich im Master auf Klimaphysik und fing an zu programmieren. Bei einem After-Work-Meeting an der Universität wurde sie auf EWE aufmerksam und stellte fest: Das Unternehmen richtet sich auf die Klimaneutralität aus.

Marie bewarb sich kurz entschlossen für eine Stelle als IT-Trainee – durch ihre Programmieraffinität passte sie trotz fehlenden Informatikstudiums gut in den Bereich. Noch während des Masterstudiums startete die damals 24-Jährige in den neuen Job.

Ich habe Physik studiert, weil das Fach mich wie ein Hobby interessiert hat.

Marie Arnold
Doktorandin bei EWE

Als Trainee durchlief Marie verschiedene Abteilungen im Unternehmen, die sie jeweils für drei Monate kennenlernte. Zunächst arbeitete sie in der IT-Koordination und Steuerung. „Da ging es viel um die Priorisierung von IT-Aufgaben“, erzählt sie. Anschließend verbrachte sie Zeit in der Abteilung Data Science: „In der Abteilung versuchten wir, innovative Lösungen für Probleme zu finden und diese mit Programmierung und – wo möglich – Automatisierung zu lösen.“

Als dritte Abteilung lernte Marie den Wasserstoffbereich kennen, in dem sie heute wieder arbeitet und merkte schon da: Das Thema ist unheimlich spannend und das Team großartig. Zunächst ging es für Marie aber nach Berlin. In der Hauptstadt arbeitete die heute 27-Jährige in der politischen Abteilung des Unternehmens und in einer ehemaligen Tochterfirma, die Photovoltaikanlagen für Privathaushalte installiert.

Bereits vor Ende des zweijährigen Trainee-Programms ging es jedoch zurück in die Wasserstoff-Abteilung. Denn die dort ausgeschriebene Promotionsstelle hatte Marie angesprochen und da sie den Bereich und das Team schon kannte, war es für sie der perfekte Schritt.

Das Team war ein ausschlaggebender Faktor für mich. Wir verstehen uns auch auf persönlicher Ebene sehr gut und ich komme gerne zur Arbeit.

Marie Arnold
Doktorandin bei EWE

Im Wasserstoff-Team

Die Abteilung Wasserstoff bei EWE besteht aus vier Teams: Geschäftsfeldentwicklung, Commercial & Sales, Technik und Projektumsetzung sowie Kommunikation und Marketing. Marie gehört dem Team der Geschäftsfeldentwicklung an und beschäftigt sich mit der Wasserstoffproduktion. In ihrer Forschung bringt sie technische Aspekte mit politischen Entscheidungen, rechtlichen Vorgaben und der Wirtschaftlichkeit zusammen. Der interdisziplinäre Ansatz gefällt Marie dabei besonders gut: „Die Forschung hat oft wenig Einblick in die Wirtschaft und andersherum. Es ist ziemlich cool, beide Welten zu kennen.“

In dem Programm „Clean Hydrogen Coastline“ sind die aktuellen Wasserstoffprojekte von EWE zusammengefasst: die Wasserstoffproduktion mit einer Großelektrolyseanlage in Emden, die Umwidmung der Salzkavernen von der Erdgasspeicherung zur Wasserstoffspeicherung und die Gasleitungen, die gemeinsam mit dem Fernleitungsnetzbetreiber GTG betrieben werden.

Der Bereich ist so vielseitig, dass es mir enorm viel Spaß macht, alle Aspekte kennenzulernen und das große Ganze zu verstehen.

Marie Arnold
Doktorandin bei EWE

Marie fokussiert sich in ihrer Promotion auf die Wasserstoffproduktion. Zu Beginn ihrer Arbeit im September 2023 stellte die Doktorandin schnell fest, dass es auf der technischen Ebene noch einige Ungereimtheiten bezüglich der Alterung einer Elektrolyseanlage gibt. In einem ersten Schritt will sie nun das Technische und Ökonomische verbinden, um ein kostenoptimales Ergebnis zu definieren.

Dazu hat sie ein Modell programmiert, das sie nun „füttert“: Mittels Literaturrecherche identifiziert Marie beispielsweise Annahmen für Kosten von erneuerbaren Energien oder in Bezug auf die Wasserstoffspeicherung und -produktion. Mit dem Optimierungsmodell erhält sie damit ein Ergebnis, das sie analysiert und einordnet.

Aktuell schreibt Marie ihr erstes Paper, bis zum Abschluss der Promotion werden ein weiteres Paper und die Doktorarbeit folgen. Die Arbeit am Paper beschreibt sie als vergleichbar mit einer Bachelor- oder Masterarbeit: Zunächst begründet sie ihre Fragestellung, dann folgt ein Methodenteil, sie stellt ihre Ergebnisse vor und ordnet diese in den Kontext ein.

Junge Frau erklärt Graphen im Rahmen des Projektes.

Vorstellung des Konzepts eines erfolgreichen Wasserstoffgeschäfts, Foto: EWE, bluehouse GmbH

Unterstützung bekommt sie von ihren Betreuern sowie einem Doktoranden aus einer Arbeitsgruppe an der Uni sowie einer Kollegin von EWE. Mit diesen Personen tauscht Marie sich regelmäßig aus und nimmt deren Input in ihre Doktorarbeit auf.

Am Standort bei EWE trifft Marie viele andere Kolleg*innen aus der Abteilung, mit denen sie beim Mittagessen oder in Kaffeepausen ins Gespräch kommt. Seit ihrem Start ist das Team enorm gewachsen: „Am Anfang waren wir ca. 20 Leute und jetzt sind wir mehr als 50!“

Inzwischen fungiert die 27-Jährige als Ansprechpartnerin im Wasserstoffbereich und kann so ihre Forschung mit ihrer Arbeit bei EWE optimal verbinden: „Wenn eine Frage offen ist, kann ich oft in mein Material schauen und finde eine Antwort“, erklärt sie. Auch bei Veranstaltungen nimmt sie als Wasserstoff-Vertreterin von EWE teil. Die Arbeit mit Wasserstoff liegt ihr sehr am Herzen, denn „Wasserstoff ist die Ergänzung, die wir im Energiesystem brauchen, wenn mal kein Solar- oder Windstrom da ist.“

Wasserstoff ist ein wichtiger Baustein für ein gelingendes Erneuerbare-Energien-System.

Marie Arnold
Doktorandin bei EWE

An der Uni

Marie promoviert an der Universität Hannover und ist froh über das gute Netzwerk. „Als externe Doktorandin müsste ich theoretisch gar nicht vor Ort sein, aber ich arbeite gerne in Präsenz mit dem Team zusammen und genieße es, Einblick in beide Welten zu haben“, erzählt sie.

An der Uni setzen sich ihre Kontakte aus zwei Arbeitsgruppen am Institut für elektrische Energiesysteme zusammen. Eine Arbeitsgruppe untersucht Elektrolysezellen im Labor und macht vor allem experimentelle Arbeit und die andere beschäftigt sich mit der Energiesystemmodellierung und programmiert viel. „Ich hänge im Prinzip dazwischen, weil ich versuche, die Grundlagenlaborergebnisse in die Gesamtmodellierungswelt zu integrieren.“

Junge Frau führt ein Experiment im Labor durch.

Im Labor des Instituts für Elektrische Energiesysteme in Hannover, Foto: Marie Arnold

Zu Beginn der Promotion entschied Marie im Austausch mit ihrem Professor, wie ihre Forschung ausgerichtet wird. Denn sie als Physik-Absolventin sollte ein elektrotechnisches Thema behandeln. Also legte sie eine elektrotechnische Zusatzprüfung ab und kann nun das Thema wie geplant behandeln; ihre Promotion ist dadurch im Ingenieurbereich angesiedelt.

Auf drei Jahre angelegt, befindet sich Marie genau in der Mitte ihrer Promotionszeit. Wie es danach für sie weitergeht? Auf jeden Fall in der Energiewirtschaft. Denn für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Arbeit sieht Marie für sich als Physikerin und Ingenieurin gute Chancen in der Branche. Wie genau der Job aussehen soll, bleibt aber noch unklar. „Ich programmiere gerne, ich rede gerne mit Menschen und ich mag die wissenschaftliche Arbeit. Ich könnte mir eine Kombination aus den Bereichen gut vorstellen.“

Ich möchte wirklich gerne in der Energiewirtschaft bleiben, weil ich das Gefühl habe, dass ich in der Branche auch sehr gut nachhaltig ausgerichtet arbeiten kann.

Marie Arnold
Doktorandin bei EWE

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