Arbeit unter Spannung? Sonja ist Stromnetz-Monteurin

Nach ihrer Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik blieb Sonja der Mainova AG als Stromnetz-Monteurin erhalten. Täglich ist sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen in Frankfurt/Main im Einsatz, um die rund 4000 Umspannanlagen instand zu halten.

Foto: Mainova AG

Ich bin Sonja, 23 Jahre alt und arbeite als Stromnetz-Monteurin bei der Mainova AG. 2019 habe ich hier meine Ausbildung zur Elektronikerin für Betriebstechnik begonnen und im Sommer 2022 frühzeitig abgeschlossen. Seit einem halben Jahr arbeite ich nun bei den Netzdiensten Rein-Main, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der Mainova AG, als Stromnetz-Monteurin im Bereich „Betrieb von Umspannanlagen“.

Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen ist es meine Aufgabe die Umspannanlagen und Trafostationen in der Region Frankfurt/Main zu inspizieren und die Technik instand zu halten. Ich überprüfe, ob alles richtig funktioniert und führe bei Bedarf Reparationsarbeiten durch.  Das betrifft z. B. Mittel- und Niederspannungsschalter oder ganz simpel, aber ebenso wichtig: Das Ersetzen von defekten Leuchtmitteln in den Umspannanlagen.

Ein weiterer Aufgabenbereich umfasst diverse Messungen. Ich messe den Erdwiderstand am zentralen Erdungspunkt und bestimme den Kurzschlussstrom einer Steckdose oder den Innenwiderstand der Hochspannungs-Hochleistungs-Sicherung (HH-Sicherung).

Wir starten meist als 3-köpfige Kolonne und machen uns auf den Weg zu einer der etwa 4000 Umspannanlagen in Frankfurt am Main. Der Schaltmeister gehört zur Kolonne und hat zuvor die Instandhaltungsarbeiten geplant. Er gibt an, in welcher Reihenfolge wir die Anlagen anfahren müssen, damit die Stromversorgung sichergestellt ist.

Wir arbeiten in einer Umspannanlage nur im spannungsfreien Zustand und unter strenger Einhaltung der 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik. Sobald die Umspannanlage freigeschaltet wurde, übergibt der Schaltmeister die Anlage an uns Monteure und wir beginnen mit der Arbeit. Das bedeutet, dass wir zuerst alle beweglichen Teile mit Schmieröl einsprühen damit es einwirken kann. Dann befreien wir die Kontakte von Korrosionspuren und ziehen alle Schrauben nach. Als nächstes machen wir eine Probeschaltung der Mittelspannungsschalter und führen die oben genannten Messungen durch. Am Ende reinigen wir die Anlage.  Abschließend wird die Spannung wieder zugeschaltet und wir kontrollieren, ob Spannung ansteht. Hier kommt eines meiner wichtigsten Arbeitsgeräte zum Einsatz: Der Spannungsprüfer für Mittelspannung. So kann ich, ohne mich zu gefährden, testen, ob auf der Anlage Spannung ist. Genauso wichtig ist der zweipolige Spannungsprüfer für Niederspannung. Wenn alle Arbeiten an der Umspannanlage abgeschlossen sind, schreibe ich das Instandhaltungsprotokoll.

Gut zu wissen

Die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik

Die Arbeit mit Strom kann sehr gefährlich sein, daher lernen angehende Elektronikerinnen und Elektroniker bereits am Anfang der Ausbildung die 5 Sicherheitsregeln der Elektrotechnik (DIN VDE 0105) kennen und verinnerlichen diese.

#1 Freischalten

Die elektrische Anlage wird von spannungsführenden Teilen getrennt.

#2 Gegen Wiedereinschalten sichern

Während der Arbeit an der Anlage muss zuverlässig gesichert sein, dass die Anlage nicht versehentlich eingeschalten werden kann.

#3 Spannungsfreiheit feststellen

Mit einem Spannungsprüfer wird geprüft, ob die Anlage noch unter Spannung steht oder die Wartungsarbeit begonnen werden kann.

#4 Erden und Kurzschließen

Wenn die elektrische Anlage spannungsfrei ist, werden die Drähte und Leitungen geerdet und anschließend kurzgeschlossen.

#5 Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken.

Benachbarte Anlagenteile, die nicht freigeschaltet wurden, müssen so isoliert werden, dass es zu keinem Kontakt zu einem spannungsführenden Teil kommen kann.

Im Vergleich zu meiner Ausbildung hat sich meine Arbeit als Gesellin schon verändert: Ich habe jetzt meine feste Zuständigkeit in einem spannenden Arbeitsumfeld und trage mehr Verantwortung.

Sonja-Weinlich_1x1
Jeden Tag ist es eine neue Anlage, die zwischen „gestern gebaut“ und 1970 in Betrieb genommen wurde. Über alle muss ich Bescheid wissen und ihre Kniffe und Fehlerstellen kennen.
Sonja Weinlich
Stromnetz-Monteurin bei der Mainova AG

An meinem Beruf gefällt mir am meisten, wie abwechslungsreich er ist. Für Außenstehende kann es den Anschein erwecken, dass ich jeden Tag das Gleiche mache, das trifft es jedoch nicht ganz. Dadurch dass die Anlagen aus verschiedenen Jahrzehnten stammen, unterscheiden sich die Technik und die verbauten Anlagenteile stark voneinander. Ich muss über alle Bauarten Bescheid wissen und ihre Eigenheiten und Fehlerstellen kennen.

Eine kleine Herausforderung sind manchmal die körperlichen Arbeiten. Ich bin noch nicht immer körperlich stark genug für die Aufgaben, aber ich bin mir sicher, dass diese Kraft mit der Zeit kommt.

Eines meiner bisher schönsten Erlebnisse war bisher meine bestandene Abschlussprüfung zur Elektronikerin für Betriebstechnik und die Übernahme in meine jetzige Abteilung, in der ich herzlich aufgenommen wurde.

Andere interessante Beiträge