Umwelt und Gewässer unter der Lupe

Der Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften an der TU Dresden

Der Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften: Wasserwirtschaft, Hydrologie und Kreislaufwirtschaft vereint natur- und ingenieurwissenschaftliche Tätigkeitsfelder. Die Studentin Marie Riedel und Studiendekan Professor Stefan Stolte berichten von den vielfältigen Kompetenzen, die die Studierenden im Laufe des Studiums erlangen können.

Dozent und Studentin im Labor

Der Praxisanteil in den Hydrowissenschaften ist sehr hoch. Im Labor können die Studierenden Proben analysieren. Foto: TU Dresden

Welchen Einfluss hat der fortschreitende Klimawandel auf den Rohstoff Wasser? Wie können die Lebensgrundlage Wasser und weitere natürliche Ressourcen möglichst schonend genutzt werden, um die Umweltbelastung zu reduzieren? Diese und weitere Fragen stellen sich die Studierenden im Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften: Wasserwirtschaft, Hydrologie, Kreislaufwirtschaft an der Technischen Universität Dresden.

Während des Studiums werden den Studierenden natur- und ingenieurwissenschaftliche Kompetenzen vermittelt, damit sie den Rohstoff Wasser vor dem Hintergrund regionaler Randbedingungen untersuchen und Prozesse ganzheitlich verstehen können. Im weiteren Verlauf des Studiums können sich die Studierenden schließlich auf einen Vertiefungsrichtung spezialisieren: Wasserwirtschaft, Hydrologie oder Stoffstrommanagement.

Außenansicht TU Dresden, Neubau

Hier studieren und forschen die Hydrowissenschaftler:innen der TU Dresden. Foto: TU Dresden

Zu den Studierenden gehört auch Marie Riedel. Die 22-Jährige studiert im siebten Semester an der TU Dresden. Bereits während der Schulzeit war Umwelt- und Naturschutz ein großes Thema für Marie: „In der Schule war ich in einer Umweltgruppe und hab mich schon früh mit dem Thema auseinandergesetzt.“

In der Oberstufe folgte dann eine Seminararbeit zu einem Gewässerunfall in ihrer Heimatregion. „Ein Bauer hat ein Güllefass in den Bach geleitet. Ich habe über ein Jahr lang an verschiedenen Stellen Proben genommen und das Wasser auf Nitrat, Nitrit und Sulfat getestet, den pH-Wert gemessen und das Ganze am Ende ausgewertet“, fasst Marie ihre Arbeit zusammen.

Gut zu wissen

Studieren an der TU Dresden

Die Technische Universität Dresden ist eine von elf Exzellenzuniversitäten in Deutschland. Mit rund 30.000 Studierenden ist die TU Dresden eine sehr große Universität mit verschiedenen Angeboten zum fächerübergreifenden Lernen und Forschen. Studierende können auf ein vielfältiges Angebot zugreifen. Dazu gehören u. a.: Orientierungsstudium, Zweitstudium, Teilzeitstudium, Unterstützung und Beratung zur Studienorganisation, Schreibwerkstätten und Sprachkurse.

Mit etwa 50 Studierenden gehören die Hydrowissenschaften eher zu den kleineren Studiengängen an der TU Dresden. „Durch die 13 Professuren ist ein enger Kontakt zwischen den Lehrenden und Studierenden sowie ein guter Betreuungsschlüssel möglich“, betont Studiendekan Stefan Stolte, Professor für Hydrochemie und Wassertechnologie an der Fakultät Umweltwissenschaften und Naturwissenschaften. 

Der kleine Studiengang bietet Vorteile: „Man ist nicht eine von Hunderten, sondern man kennt sich aus anderen Lehrveranstaltungen. Dadurch sind die Berührungsängste nicht so groß, wenn es zu einer Projektarbeit kommt“, ergänzt Marie Riedel.

Prof. Stefan Stolte
Die TU Dresden bietet viel an, was für die Persönlichkeitsentwicklung und das Studium richtig gut ist. Außerdem ist sie so, wie eine Uni sein sollte: Weltoffen, man geht respektvoll miteinander um und die TU ist vielfältig. Kurz gesagt: Die TU Dresden ist ein schöner Standort zum Lehren und Lernen.
Stefan Stolte
Professor für Hydrochemie und Wassertechnologie an der Fakultät Umweltwissenschaften und Naturwissenschaften

Für Stefan Stolte macht den Studiengang Hydrowissenschaften die Kombination aus naturwissenschaftlichen Hintergründen und ingenieurwissenschaftlicher Anwendung aus. Besonders sei auch die absolute Umwelt- und Praxisrelevanz: 

„Durch den fortschreitenden Klimawandel ändert sich gerade alles, was die Wassermengen und die Wasserqualität betrifft. Die Veränderungen, z. B. Dürren, Fluten, Wald- und Fischsterben, nehmen immer mehr Menschen wahr und die Themen sind nicht nur in der Wissenschaft relevant, sondern offensichtlicher“, fasst Stefan Stolte zusammen.

In den ersten Semestern geht es zunächst um die Grundlagen: Physik, Chemie und Mathe. Daneben stehen u. a. auch Hydromechanik, Kreislaufwirtschaft und Altlasten, Grundwasserwirtschaft sowie Hydrobiologie auf dem Stundenplan. 

Insgesamt setzt sich das Studium aus 17 Pflichtmodulen zusammen, die die verschiedenen Fachbereiche der Hydrowissenschaften abdecken. Auf dem Wissen aus den Grundlagenmodulen bauen dann die praxisorientierteren Wahlpflichtmodule auf.

Marie-Riedel-1
Der Studiengang Hydrowissenschaften spricht eigentlich alle an, die sich für Physik, Bio und Chemie interessieren – einfach, weil wir so viele Vertiefungsmöglichkeiten haben. Man kann in die Hydrobiologie gehen und damit Zustände von Gewässern bewerten. Man kann in die Wasserwirtschaft gehen und sich um die Trinkwasserversorgung und -aufbereitung kümmern oder in die Hydrologie, um meteorologische Prozesse und Einflüsse auf Einzugsgebiete zu untersuchen. Wir haben auch noch das Thema Stoffstrommanagement, d. h. die nachhaltige Kreislaufwirtschaft.
Marie Riedel
Studentin der Hydrowissenschaften

Ab dem dritten Semester ist die Vertiefung auf ein Fachgebiet möglich. Marie entschied sich für die Wasserwirtschaft. Die Lehrinhalte sind eher auf die Ingenieurwissenschaften ausgerichtet, sodass Marie und ihre Kommiliton:innen verschiedene Verfahren betrachten, um Trinkwasser aufzubereiten, aber auch wie eine Abwasseranlage konzipiert wird. 

Ein weiteres Themengebiet behandelt die Grundwasserprozesse. Hier lernen die Studierenden, wie sich das Wasser im Untergrund verhält. „Es gibt zahlreiche Lehrveranstaltungen, die die unterschiedlichen Aspekte des Wassers thematisieren. Von der Wassererschließung bis hin zur Wasserversorgung ist alles dabei“, erzählt Marie.

Studierende erheben den Fischbestand im Gewässer. Foto: TU Dresden

Im Rahmen eines Projekts befindet sich Marie Riedel aktuell sehr viel im Labor und arbeitet an einem Versuch, den sie selbst entwickelt und eigene Nachforschungen dazu angestellt hat. 

Je nach Grundlage des Versuchs bleiben diese nicht nur in den Laborräumen des Instituts, sondern können auch in der Industrie angewendet werden: „Es ist extrem interessant, wenn man einen Versuch hat, der später mal in der Industrie angewendet werden soll und man diesen erstmal im Labor nachstellt“, berichtet die Studentin.

Die Aufgaben im Fachschaftsrat und als Studiendekan

Neben ihrem eigenen Studium ist Marie als Tutorin an zwei Instituten der Hydrowissenschaften tätig. Während der Vorlesungszeit unterstützt sie Studierende aus den jüngeren Semestern bei der Vor- und Nachbereitung von Studieninhalten und bereitet sie auf Prüfungen vor. Darüber hinaus ist Marie auch im Fachschaftsrat aktiv. 

„Meistens sieht man den Fachschaftsrat eher als Eventplaner für Partys und Ersti-Veranstaltungen“, schmunzelt sie und erklärt, „die Studierenden bekommen von den meisten Aufgaben gar nichts mit: Im Prüfungsausschuss setzen wir uns für Studentinnen und Studenten ein und wir sind auch Teil der Studienkommission, d. h. wir sind beteiligt, wenn es um die Verbesserung der Lehre geht.“

An der TU Dresden läuft ein ständiger Verbesserungs- und Hinterfragungsprozess des Studiums. Als Studiendekan ist Stefan Stolte für die wasserbezogenen Studiengänge verantwortlich und Ansprechpartner für Lehrende und Studierende:

„Damit unsere Studiengänge reibungslos studierbar sind, gibt es Prüfungsordnungen und Studienordnungen, die inhaltlich und rechtlich immer aktuell sein müssen. Ich bin in permanenter Rücksprache mit der Studienkommission. 50 Prozent der Mitglieder sind Studierende und sie haben wirklich viele Möglichkeiten sich zu engagieren, wenn es um die Ergänzung, Optimierung und Entfernung von Modulen geht“, verdeutlicht Professor Stolte.

Digitalität im Studium

Im Jahr 2023 wurde der Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften neu aufgesetzt und an aktuelle Bedingungen angepasst. Dadurch hat sich auch die Schnittstelle zu den digitalen Technologien vergrößert.

In den Hydrowissenschaften leben wir von Daten: Wir messen Daten, wir erheben Daten, wir modellieren Daten und das funktioniert am besten, wenn da die entsprechenden digitalen Technologien vorhanden sind: Wie gehe ich mit großen Datenmengen um und wie verarbeite ich diese bestmöglich?

Auch für die Lehre ist die Digitalität wichtig geworden. Neben Materialien, die die Studierenden digital zur Verfügung gestellt bekommen, gibt es auch Vorbereitungsvideos, sodass die Studierenden online einen zusätzlichen Lehrraum haben. 

Marie Riedel hat während der Corona-Pandemie angefangen zu studieren. Dadurch waren sie und ihre Kommiliton:innen noch einmal in besonderer Form auf den digitalen Wandel an der TU Dresden angewiesen. „Ich finde es gut, dass man auch jetzt noch die Möglichkeiten der Digitalität nutzt. Wir haben die Online-Plattform und die digitalen Räume und wir nutzen die auch in der Uni. Ich finde es schön, dass sich diese hybride Form gebildet hat“, betont Marie.

Praxisbezug im Studium

Im Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften haben die Studierenden verschiedene Möglichkeiten, um Praxiserfahrungen zu sammeln. Dazu gehört zum Beispiel ein freiwilliges Berufspraktikum. Das Praktikum ist für einen Zeitraum von drei Wochen angesetzt. 

In der Zeit haben die Studierenden die Möglichkeit, in Unternehmen, Behörden oder Ämtern einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zu erfahren, welche Berufsmöglichkeiten es mit einem Abschluss in Hydrowissenschaften gibt. 

Das Praktikum steht Marie noch bevor, aber sie hat sich schon einige Gedanken gemacht: „Ich möchte das Praktikum gerne im Landesamt für Umwelt, Geologie und Landwirtschaft machen. Ich interessiere mich sehr für den Bereich Kommunikation und würde da gerne einen Einblick bekommen.“

Auch ein Auslandssemester ist während des Bachelorstudiums möglich. Die Partneruniversitäten sind auf der ganzen Welt verteilt, dazu gehören auch Argentinien, Spanien und Norwegen. 

Stefan Stolte erklärt: „Es gibt im fünften Semester ein sogenanntes Mobilitätsfenster. In dem Fenster liegen Wahlpflichtmodule, die man in Dresden, aber auch irgendwo anders belegen kann. Deswegen bietet sich das Semester für einen Auslandsaufenthalt an, um an eine andere Uni zu gehen. 

Die Credit-Punkte können sich die Studierenden anrechnen lassen, um dann zurück in Dresden mit der Bachelorarbeit abzuschließen.

Berufliche Perspektiven

Durch das Bachelorstudium ist die Ausbildung breit gefächert und dementsprechend groß ist auch die Spanne der Berufsfelder. Absolventinnen und Absolventen haben die Möglichkeit, in der Industrie zu arbeiten, in Wasser- und Abwasserverbänden, in Behörden oder in Planungsbüros. Auch in der Forschung gibt es verschiedene Möglichkeiten, um vor dem Hintergrund der Hydrowissenschaften Fuß zu fassen.

Prof. Stefan Stolte
Wir haben einen kleinen Studiengang, aber sehr gefragte Absolvent:innen.
Stefan Stolte
Professor für Hydrochemie und Wassertechnologie an der Fakultät Umweltwissenschaften und Naturwissenschaften

Vorbereitung auf die Bachelorarbeit

Aktuell bereitet sich Marie Riedel auf ihre Bachelorarbeit vor. Unter dem Oberthema Siedlungshydrologie möchte sie die Auswirkungen auf Gewässer untersuchen, die an landwirtschaftliche Nutzflächen grenzen. 

Marie hat sich für ein praxisbezogenes Thema entschieden, „Allerdings“, so betont Professor Stolte, „muss das nicht immer der Fall sein. Je nach Fragestellung und Arbeitsgruppe kann das Thema der Bachelorarbeit auch theoretischer sein: Big Data, künstliche Intelligenz, digitale Technologien und Modellierungen, also wirklich am Computer Hydroinformatik machen. Aber es gibt genauso gut Themen, die sich in der Wasseraufbereitung mit der Schadstoffentfernung durch UV-Strahler beschäftigen. Der Praxisanteil ist wirklich sehr variabel.“ 

In  den Hydrowissenschaften steht den Studierenden zusätzlich auch ein Technikum zur Verfügung. Dort kann an Anlagen und im Labor gearbeitet werden.

Im Technikum können Studierende der Hydrowissenschaften an Anlagen und im Labor arbeiten. Foto: TU Dresden

Pläne nach dem Bachelor

An den Bachelor möchte Marie gerne noch den Master anhängen, um ihr Wissen im Fachbereich Wasserwirtschaft zu vertiefen. „Den Master mache ich in Wasserwirtschaft weiter. Es ist schön, dass ich mich da noch spezialisieren kann, um dann wirklich eine Fachfrau auf dem Gebiet zu werden“, erzählt Marie. Und danach? Auch dazu hat sich die Studentin schon ein paar grobe Gedanken gemacht. Da die beruflichen Möglichkeiten sehr breit gefächert sind, kann sie sich gerade noch alles vorstellen: Ingenieurbüro, Lehre, Amt – oder vielleicht doch ein anderer Bereich?

Short Facts

Studiengang Hydrowissenschaften: Wasserwirtschaft, Hydrologie und Kreislaufwirtschaft (B. Sc.)

Abschluss: Bachelor of Science (B. Sc.)

Studienbeginn: zum Wintersemester

Regelstudienzeit: 6 Semester  (Vollzeit), 12 Semester (Teilzeit)

Voraussetzung: Hochschul-/Fachhochschulreife

Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei

Bei Fragen zum Studiengang

Dr. Christina Görner, Studienfachberaterin

studienberatung.hydro@tu-dresden.de

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