Start » Studium & Beruf » Der Masterstudiengang Abfallwirtschaft und Altlasten an der TU Dresden
Der Masterstudiengang Abfallwirtschaft und Altlasten an der TU Dresden ist in Deutschland einzigartig. Der Student Eero Kerojoki und die Professorin Christina Dornack berichten, warum der Studiengang trotzdem oder gerade deshalb so wichtig ist.
Studierende bei der Abfallsortierung während des umwelttechnischen Praktikums. Foto: TU Dresden
Was für Abfälle gibt es eigentlich und wie sollten wir mit Schadstoffen umgehen? Wie betreibt man eine Deponie und wie funktioniert Kreislaufwirtschaft? Welche Schritte können in der Industrie für Umweltschutz unternommen werden, wie können wir auf die aktuellen Entwicklungen reagieren und unsere Ressourcen nachhaltig einsetzen?
Der Masterstudiengang Abfallwirtschaft und Altlasten an der TU Dresden beschäftigt sich mit diesen und vielen weiteren Themen. Vorlesungsinhalte werden direkt praktisch angewendet und die Studierenden werden durch verschiedenste Module auf die vielfältigen Berufsmöglichkeiten vorbereitet.
Eero Kerojoki ist einer der Studierenden im Masterstudiengang. Im Bachelor hat er Umweltmanagement an der Justus-Liebig-Universität Gießen studiert (inzwischen heißt der Studiengang „Umwelt und globaler Wandel“). Ein Teil des Studiums: Abfallwirtschaft.
Das war für den 25-Jährigen genau der Bereich, der ihn am meisten interessiert hat. So war der Schritt zum Masterstudium in Dresden naheliegend. Denn der Studiengang existiert in der Form nur hier.
„Der Studiengang Abfallwirtschaft und Altlasten ist – im Vergleich zu Jura und Mathematik – eine sehr neue Disziplin“, verdeutlicht Professorin Christina Dornack. Die Lehrkräfte müssen die aktuellen Themen und Entwicklungen verfolgen und können ihre Vorlesungen nicht genauso halten wir vor fünf oder zehn Jahren.
Das ist für die Lehrkräfte anspruchsvoll, macht genau deshalb aber so viel Spaß. Dozenten und Studierende betrachten und diskutieren die spannenden Fragestellungen immer ganz aktuell und erarbeiten gemeinsam Lösungsansätze.
Studierende berichten von ihrem Studium an der TU Dresden.
Die Community im Bereich Abfallwirtschaft und Altlasten ist immer noch klein – auch wenn sie natürlich immer weiterwächst. So ist es auch beim Master-Studiengang: Rund zehn Studierende kommen in den letzten Jahren pro Studienjahr zusammen, um sich mit den Themen zu beschäftigen.
Bei einer so kleinen Gruppe kennt man sich untereinander gut und auch der Kontakt zu den Lehrkräften ist sehr nah. Für Eero Kerojoki auf jeden Fall ein großer Pluspunkt.
Der Kontakt bleibt oft über das Studium hinaus bestehen. Professorin Dornack und ihre Kolleginnen und Kollegen verfolgen die Karrierewege ihrer ehemaligen Schützlinge auf dem Arbeitsmarkt. „Nicht ganz uneigennützig“, wie sie einräumt.
Natürlich freut sie sich über Erfolge, aber sie hofft auch darauf, dass einige ihrer Studentinnen und Studenten mit einem Forschungsauftrag auf das Institut zukommen. „Das passiert natürlich erst viel später, wenn die Studierenden in einer verantwortungsvollen Position in ihrem Unternehmen sind.“
Der Studiengang Abfallwirtschaft und Altlasten ist in seine beiden namensgebenden Bereiche unterteilt und beinhaltet sowohl theoretische als auch praktische Anteile.
Im ersten Semester steht die Grundlagenvermittlung auf dem Plan. Die Studierenden kommen von unterschiedlichen Universitäten – manche wie Eero aus Gießen, andere aus Bremen, München, Dresden oder Wien.
Die grundständigen Bachelorstudiengänge haben sehr unterschiedliche Fokusbereiche, mal drehen sich die Themen mehr um Wasser, mal geht es mehr ins Management oder in die ingenieurswissenschaftliche Richtung. Das erste Semester dient also dazu, alle Studierenden abzuholen, Grundbegriffe zu definieren und den neuen Fokus zu setzen.
Nach diesem ersten, mehr auf Frontalunterricht ausgelegten Semester, wird es interaktiver und die Themen spezifischer. Im Bereich der Abfallwirtschaft werden die unterschiedlichen Stoffströme betrachtet.
Welche Abfälle gibt es und welche Technologien erleichtern den Umgang mit diesen? Wie kann man Papier behandeln, was ist beim Kunststoffrecycling zu beachten und welche Besonderheiten treten beim Umgang mit Batterien auf?
Der Bereich Altlasten beschäftigt sich mit Umweltschadstoffen. Die Studierenden lernen, welche Schadstoffe es gibt und wie diese behandelt werden können. „Leider wird in der Praxis vieles falsch gemacht, wie unser Dozent Herr Fischer immer sagt. Deshalb lernen wir, diese Fehler zu vermeiden, wenn wir im Berufsalltag sind“, erzählt Eero.
Im Modul „Modellierung und Bilanzierung“ werden die Grundlagen der Umweltbewertung vermittelt. Den Studierenden wird das Handwerkszeug mit auf den Weg gegeben, um die Methodik des Life Cycle Engineering anzuwenden.
Ein großes Anliegen ist es den Dozenten und Dozentinnen auch, die Entwicklungen in der Industrie abzudecken. Deshalb steht die Beantwortung der Fragen „Welche Industriezweige gibt es, wie sind die Abläufe und wie kann Umweltschutz in der Industrie mitgedacht werden“ ebenfalls auf dem Plan.
In vier Wahlpflichtmodulen können Studierende ihren Fokus zum Beispiel mehr auf die Verfahrenstechnik legen oder sich im Bereich Wirtschaftswissenschaften oder Wasser weiterbilden.
Ein wichtiger Bereich des Studiums sind außerdem die hohen Praxisanteile: Zum Beispiel das umwelttechnische Praktikum, bei dem die Studierenden eine Abfallsortierung selbst durchführen und anschließend verschiedene Parameter untersuchen wie den Heizwert oder den Chlorgehalt.
„Es war sehr interessant zu sehen, was es überhaupt heißt, mit Abfall umzugehen und was im Restabfall so alles drinsteckt“, berichtet Eero.
Im umwelttechnischen Praktikum lernen Studierende, Abfall zu sortieren und analysieren.
Bei einem Planspiel simulieren die Studierenden die Planung einer Abfallsanierungsanlage: In vier Gruppen (Antragsteller, Ingenieurbüro, Bürgerinitiative und Genehmigungsbehörde) spielen sie durch, wie ein Genehmigungsantrag abläuft. Laut Eero ein sehr spannendes und lehrreiches Modul, das in der Umsetzung viel Spaß macht.
Auch im Altlasten-Bereich wird der praktische Umgang gelernt. Die Studierenden arbeiten einen Bericht über eine Altlastensanierung durch. Hierbei kommt ihnen die Theorie aus den ersten Semestern zugute und sie erkennen schnell, wo Fehler gemacht wurden und wie es besser gehen könnte. Aus ihren Ideen erarbeiten sie schließlich eine eigene Sanierungsempfehlung für das Projekt.
Bei einer Exkursionsfahrt erhalten die Studierenden einen guten Einblick in verschiedene abfallwirtschaftliche Anlagen. Eero erzählt von einem spannenden 5-tägigen Trip, bei dem sie unter anderem eine Untertage-Deponie und ein Stahlwerk besucht haben. „Das sind Einblicke, die man sonst nicht bekommt und die hinterlassen einen bleibenden Eindruck.“
Bei einem achtwöchigen Pflichtpraktikum können Studierende des Masters Abfallwirtschaft und Altlasten erste Betriebserfahrungen sammeln. Hierbei gibt es – wie später bei der Berufswahl – viele Möglichkeiten. Eero berichtet von Kommilitonen, die ihr Praktikum bei einer Planungsbehörde oder in der Abfallsparte des BMW-Werks in Leipzig absolvieren.
Das Praktikum ist ideal, um Arbeitgeber kennenzulernen – vielleicht ja schon den, bei dem man nach dem Studium ins Berufsleben einsteigt. Denn die Absolventen des Studiengangs Abfallwirtschaft und Altlasten finden alle einen Job. Professorin Dornack erzählt, dass viele bereits einen unterschriebenen Arbeitsvertrag haben, während sie noch an ihrer Masterarbeit schreiben.
Die beruflichen Wege werden im Bereich der Abfallwirtschaft und Altlasten immer vielfältiger. So gibt es eben nicht nur die Möglichkeit, bei einem Entsorgungsunternehmen oder einer Behörde zu arbeiten.
Masterstudent Eero Kerojoki und Professorin Christina Dornack an der TU Dresden; Foto: privat
Denn auch in der produzierenden Industrie wird der Bereich Kreislaufwirtschaft immer wichtiger. Die TU Dresden arbeitet beispielsweise eng mit Audi zusammen.
„Zu Beginn unserer Zusammenarbeit, 2016, gab es nur eine ganz kleine Abteilung, die sich mit Umweltfragen befasst hat. Inzwischen sind dort über 20 Personen tätig und wir betreuen gerade die dritte Promotion im Unternehmen“, berichtet Professorin Dornack.
Neben Audi können Studierende im Anschluss an ihr Studium auch bei Bosch, BMW, Gardena oder in der Papiertechnischen Stiftung unterkommen – eigentlich überall, wo es eine Umweltabteilung gibt oder eben bei allen Unternehmen, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit, Recycling und Altlastenbeseitigung beschäftigen.
Natürlich ist auch das Institut an der TU Dresden selbst ein möglicher Arbeitgeber. Professorin Dornack freut sich immer sehr, wenn sie Studierende für die Forschung gewinnen kann.
Die Projektthemen sind auch hier vielfältig, ein Beispiel ist die Rückspiegelung in die Produktion: Es wird erforscht, wie ein Produkt – zum Beispiel eine Kunststoffverpackung – gebaut sein muss, damit es gut recyclebar ist.
Für Umwelt- und Gewässerschutz einsetzen. Das lernen die Studierenden in den hydrowissenschaftlichen Studiengängen an der TU Dresden. In den Erfahrungsberichten erzählen die Studierenden, was ihren Studiengang ausmacht.
Vor einigen Jahren gab es noch einen Bachelorstudiengang im Bereich Abfallwirtschaft und Altlasten an der TU Dresden. Damals gab es in den drei Bachelorstudiengängen der Fachrichtung Hydrowissenschaft: Abfallwirtschaft und Altlasten, Hydrologie und Wasserwirtschaft knapp 300 Studierende in einem Semester. Davon studierten etwa 60 im Bereich Abfallwirtschaft und Altlasten und um die 35 führten das Studium im Master weiter.
Inzwischen sind die Zahlen weit zurückgegangen. Die Bachelorstudiengänge wurden zusammengelegt. In dem Gemeinschaftsbachelor „Hydrowissenschaften: Wasserwirtschaft, Hydrologie und Kreislaufwirtschaft“ starten ca. 50 Studierende. „Und es ist nicht einfach, jemanden, der sich für Wasser interessiert, von festen Abfällen zu überzeugen“, erklärt Professorin Dornack.
Die Entwicklung der Studierendenzahlen betrachtet sie mit Ratlosigkeit und auch Unverständnis. „Umwelt ist ein riesiges Thema, Wasser ist ein riesiges Thema. Wir beschäftigen uns hier mit spannenden Inhalten, die Berufsaussichten sind hervorragend und wir haben auch viel Spaß zusammen.“
Eine Maßnahme ist nun, den Studiengang umzubenennen. Den alten Namen hält Professorin Dornack für rückwärtsgerichtet – auch wenn die Themen natürlich dieselben bleiben wie bisher. Zukünftig wird Eeros Master also „Kreislaufwirtschaft und Umwelttechnologien“ heißen. Die Idee ist, mit den neuen Begriffen mehr Studierende für den Bereich zu interessieren.
Das abfallwirtschaftliche Institut der TU Dresden in Pirna; Foto: TU Dresden
Eero Kerojoki ist Mitglied im Fachschaftsrat. Dieser ist dazu da, die Studierenden zu vertreten und ihnen eine Stimme zu geben. Außerdem plant die Fachschaft diverse Veranstaltungen zu studentenfreundlichen Preisen und hilft dabei, Kontakte zu knüpfen und die Studierenden aus anderen Semestern kennenzulernen.
Der Fachschaftsrat bestimmt den studentischen Studiengangskoordinator, kurz StugaKo. Auch dieses Amt übt Eero aus. Er ist die erste Ansprechperson bei Problemen und Fragen zum Studiengang. So melden sich beispielsweise Studieninteressierte bei ihm, die eine konkrete Frage zum Master Abfallwirtschaft und Altlasten haben.
Professorin Dornack ist die wissenschaftliche Studiengangskoordinatorin, betont aber, dass die Themen im Team behandelt werden und sie nicht die einzige Ansprechperson ist. Die meisten Dinge werden in dem kleinen Studiengang ohnehin individuell geregelt.
Beispielsweise wenn wegen eines Auslandssemesters eine Klausur verschoben werden muss oder ein persönliches Problem den normalen Studienverlauf stört: „Dann finden wir eine individuelle Lösung. Meine Kolleg:innen und ich regeln alles immer im Sinne der Studierenden, das ist das Wichtigste. Und für Fragen jeglicher Art steht meine Tür natürlich immer offen.“
Und wie lebt es sich so in Dresden? Eero gefällt es sehr gut: Dresden ist schön, es gibt ein gutes kulturelles Angebot, ein breit aufgestelltes Nachtleben und mit der Neustadt auch einen eher alternativen Stadtteil. Unter den vielen jungen Leuten findet man schnell Anschluss und die schöne Landschaft drumherum tut ihr Übriges.
Masterstudent Eero Kerojoki unterwegs in Dresden; Foto: Eero Kerojoki
Das Institut für Abfallwirtschaft und Altlasten ist zwar in Pirna, die meisten Veranstaltungen finden jedoch in Dresden statt. Nach Pirna kommt man aber auch sehr schnell, eine halbe Stunde dauert es mit dem Zug. „Und im Sommer kann man mit dem Rad entlang der Elbe fahren, das ist auch sehr schön“, erzählt Eero.
Abschluss: Master of Science (M. Sc.)
Studienbeginn: zum Wintersemester
Regelstudienzeit: 4 Semester
Voraussetzung: Hochschulabschluss in einem fachspezifischen grundständigen Studiengang
Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei mit Eignungsfeststellung
Bei Fragen zum Studiengang
Prof. Christina Dornack, wiss. Studiengangskoordinatorin
christina.dornack@tu-dresden.de