Fachkräftemangel

Zunehmender Personalnotstand in der Energiewirtschaft – und wie man ihm begegnet

Als eine auf die Energiebranche spezialisierte Personalberatung verfügt Callidus Energie über eine große Nähe zu Unternehmen und Mitarbeitenden, welche in dieser Branche tätig sind. Trends und Entwicklungen am Arbeitsmarkt werden von der Personalberatung stetig u. a. mittels Studien analysiert, in Form von Arbeitsmarktreports aufgearbeitet und anhand der eigenen Erfahrungen eingeordnet. Erst kürzlich hat Callidus eine Umfrage unter Personalabteilungen und Führungskräften aus Unternehmen im Umfeld der Energiewirtschaft durchgeführt und spannende Erkenntnisse zur aktuellen Lage am Arbeitsmarkt ableiten können. Diese sollen nachfolgend vorgestellt werden.

Leere Stuhlreihen

Angespannte Lage am Arbeitsmarkt: Auch in der Energiewirtschaft bleiben derzeit viele Stellen unbesetzt. Quelle: Alenka/stock.adobe.com

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus der Fachzeitschrift DVGW energie | wasser-praxis.

Themen wie Energieversorgungssicherheit bzw. die Energiewende sind so aktuell wie nie und stellen die Branche täglich vor neue Herausforderungen. Das richtige Personal für die Bewältigung dieser Herausforderungen zu finden ist die zentrale Aufgabe, vor der viele Unternehmen derzeit stehen.

Nachdem während der Corona-Pandemie teilweise Zurückhaltung bei der Stellenbesetzung praktiziert wurde, ist hier nun ein deutlicher Nachholbedarf bemerkbar: So gaben 77,5 Prozent der befragten Unternehmen an, 2022 im Vergleich zum Vorjahr verstärkt eingestellt zu haben; mehr als die Hälfte der Firmen verzeichnete darüber hinaus einen deutlichen personellen Zuwachs.

Besonders gefragt sind derzeit technische Berufe (wie z. B. Ingenieure, Konstrukteure bzw. Architekten), knapp dahinter rangieren Projektmanager bzw. Positionen im Finanz- und Rechnungswesen sowie im Controlling bzw. Versicherungsbereich.

Doch die Stellenbesetzung wird zunehmend herausfordernd: So berichten knapp 99 Prozent der befragten Unternehmen, dass sich die Stellenbesetzung als schwierig gestaltet, 89 Prozent schätzen diese 2022 auch deutlich schwerer als im Vorjahr ein. Besondere Herausforderungen sehen die teilnehmenden Personen in Bezug auf Hierarchieebenen bei Spezialistenpositionen, wo 80 Prozent der Studienteilnehmenden von enormen Schwierigkeiten berichten.

Doch auch die Besetzung von Vakanzen für Techniker / Meister, Führungskräfte und gewerbliche Fachkräfte gestaltete sich für jeweils ca. ein Drittel der Unternehmen 2022 mühsam. Hinsichtlich der Berufssparte sind – wenig überraschend – Fachkräfte aus dem Gebiet IT und Digitalisierung besonders schwer zu finden, aber auch Vakanzen im Bereich Netze und erneuerbare Energien stellen in ihrer Besetzung für jeweils ein Drittel der befragten Unternehmen eine große Herausforderung dar.

Die vollständige Studie der Callidus Energie können Interessierte hier herunterladen.

Bei den wahrgenommenen Gründen für die wachsenden Schwierigkeiten bei der Stellenbesetzung steht unangefochten auf Platz 1 der zunehmende Fachkräftemangel, welcher sich durch den Wegfall der Generation „Baby-Boomer“ in den nächsten Jahren voraussichtlich weiterhin drastisch verschlimmern wird. Doch auch die mittlerweile stark im Fokus der Politik stehende Energiewende, die Nachwehen der Corona-Pandemie bzw. der Krieg in der Ukraine haben die Lage in den letzten Monaten verschärft.

Auch auf Kandidatenseite macht sich der zurzeit klar herrschende Arbeitnehmermarkt bemerkbar: Als Personalberatung erleben wir als Folge vielfältiger Karriereoptionen eine deutlich gesunkene Verbindlichkeit in den Bewerbungsprozessen bzw. eine geringere Beschäftigungsdauer der Mitarbeitenden in den Unternehmen. Darüber hinaus stellen Arbeitnehmende zunehmend hohe und selbstbewusste Forderungen, u. a. hinsichtlich flexiblerer Arbeitsort- bzw. Arbeitszeitmodelle und vor allem in Bezug auf das Gehalt. Dies stellt vor allem kleinere Unternehmen vor Herausforderungen.

Doch wie begegnet man diesen Veränderungen? Personalarbeit inklusive Personalbeschaffung muss in Zukunft von Unternehmen als ein strategisches Thema höchster Priorität angesehen und mit entsprechendem Budget hinterlegt werden. Dieses wird nach wie vor von einem Viertel der befragten Personen als zu niedrig eingestuft.

Darüber hinaus gilt es, Recruiting flexibel, kreativ und professionell zu gestalten: Bei der Suche nach den richtigen Besetzungen muss eine zunehmende Offenheit bezüglich der gesuchten Profile praktiziert werden. So können nach einer strukturierten Einarbeitung auch Mitarbeitende aus angrenzenden Gebieten der Energiewirtschaft bzw. sogar aus anderen Branchen einen Gewinn für das Unternehmen darstellen. Auch lohnt es sich mitunter, einen stärkeren Fokus auf Absolventen und somit Potenzialträger zu legen. Im Rahmen der Personalbeschaffung sollte außerdem eine Diversifizierung der Methodik vorgenommen werden: So müssen klassische Stellenanzeigen durch weitere Maßnahmen (wie z. B. ein aktives Mitarbeiterempfehlungsprogramm, Messeauftritte, Werbung an Universitäten oder auch Schulen) bzw. eine aktive Ansprache, ggf. unter Zuhilfenahme von externen Dienstleistern wie Headhuntern oder Personalberatungen, ergänzt werden. Es gilt in diesem Zusammenhang, kreativ zu werden und keine Scheu vor experimentellen Wegen zu haben. Ist der erste Schritt – das Erlangen der Aufmerksamkeit und das Lotsen in den Bewerbungsprozess – gelungen, so muss dieser im nächsten Schritt professionell gestaltet werden. Eine zeitnahe Rückmeldung auf Bewerbungen bzw. Fragen und eine zügige Terminkoordination sind aufgrund des immer wichtiger werdenden Faktors Zeit essenziell. Eine durchdachte Durchführung des Jobinterviews auf Augenhöhe in angenehmer Atmosphäre ist ebenso wichtig. Unternehmen müssen sich stets bewusst machen, dass sich bei dem mittlerweile herrschenden Arbeitnehmermarkt nicht nur der Kandidat beim Unternehmen bewirbt, sondern auch umgekehrt.

Die Lage am Arbeitsmarkt ist also angespannt, aber nicht aussichtslos. Unternehmen müssen nur jetzt reagieren, um auch in Zukunft qualifizierte Mitarbeitende gewinnen und langfristig an sich binden zu können.

Kontakt:
Miriam Heinzl
Callidus Energie GmbH
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