Der Umgang mit Wasser in Deutschland und Japan – der Masterstudiengang Wasserwirtschaft beschäftigt sich mit der Versorgung der Menschen und der Industrie. Sophie Hoyer berichtet von ihrem Studium an der TU Dresden und ihrem Auslandsjahr in Japan.
Wie kann Wasser aufbereitet und in den Kreislauf zurückgeführt werden? Was passiert eigentlich auf einer Kläranlage und was hat es mit Prozesswasseraufbereitung auf sich? Und wie kann man Wasser für die Menschen sicher aufbereiten, ohne der Umwelt zu schaden? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigt sich der Masterstudiengang Wasserwirtschaft an der TU Dresden.
Sophie Hoyer ist eine der Studierenden in diesem Studiengang. Nach einem kurzen Umweg über zwei Semester Jurastudium ist sie auf den Bachelorstudiengang Hydrowissenschaften an der TU aufmerksam geworden. Warum sie sich für das Studium entschieden hat? „Wasser braucht man schließlich immer“, erklärt Sophie und knüpft gleich mit den guten Zukunftsperspektiven an.
Schon im Bachelor wählte Sophie Hoyer die Vertiefung Wasserwirtschaft und blieb im Master bei ihrer Entscheidung. Die Themen der Vertiefungsrichtung haben sie am meisten abgeholt. Die Versorgung der Menschen, die bei der Wasserwirtschaft im Fokus steht, war für sie der ausschlaggebende Punkt.
Der Mensch braucht Wasser. Die Trinkwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung sind extrem wichtig, damit der Mensch Wasser konsumieren kann, ohne krank zu werden, und damit die Umwelt geschützt wird.
Sophie Hoyer
Masterstudentin Wasserwirtschaft
Der Studiengang Wasserwirtschaft ist in drei große Fachbereiche aufgeteilt: Bewirtschaftung von ober- und unterirdischen Gewässern, Trinkwassergewinnung sowie Abwasserbewirtschaftung.
Die Studierenden beschäftigen sich unter anderem mit den Netzen für die Trinkwasserverteilung sowie der Kanalisation des Abwassers und Regenwassers. Von dort geht es weiter mit den Kläranlagen. Eine Fragestellung ist beispielsweise: Wie werden Abwässer aufbereitet, damit sie wieder in den Kreislauf eingeleitet werden können, ohne Tier- und Pflanzenwelt zu beeinträchtigen?
Ein wichtiger Bereich der Wasserwirtschaft ist die Prozesswasseraufbereitung. Die Studierenden erhalten hierzu einen Einblick, wie Prozesswasser in verschiedenen Industrien aufbereitet wird.
Als Beispiel nennt Sophie Hoyer Molkereibetriebe. Denn das Abwasser, das hier entsteht, unterscheidet sich vom kommunalen Abwasser, das Menschen produzieren. Hier kommt daher die Unterscheidung von Prozess- und Abwasseraufbereitung zum Tragen.
Ziel ist es, möglichst wenig Produktionsabwasser aus dem Prozess auszuschleusen – also Wasser, das nicht mehr wiederverwendet werden kann. Wasser soll so wieder aufbereitet werden, dass es mit entsprechender Qualität wieder in den Kreislauf für die Produktion zurückgeführt werden kann.
Ein weiteres Thema der Wasserwirtschaft ist das Grundwasser: Wie fördert man eigentlich Grundwasser für die Trinkwasseraufbereitung? Dazu müssen die Studierenden zunächst betrachten, wie tief das Grundwasser liegt, in welcher Qualität es vorhanden ist und ob es von Schadstoffen aus der Industrie betroffen ist.
Vielfältige Wahlpflichtmodule ermöglichen den Studierenden, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten in speziellen, wasserwirtschaftlich relevanten Bereichen auszubauen. Dazu gehören die Planung, der Bau und der Betrieb technischer Anlagen zur Gewinnung, Speicherung und der Umverteilung der begrenzten Ressource Wasser.
Weitere Schwerpunkte des Studiums sind naturwissenschaftliche Grundlagen der Hydrobiologie und -chemie wie auch konstruktive Grundlagen des Bauingenieurwesens einschließlich des Wasserbaus.
Der Master Wasserwirtschaft – und auch schon der Bachelor Hydrowissenschaften – an der TU Dresden ist ein kleiner Studiengang. Daraus ergibt sich eine familiäre Atmosphäre, die das Lernen und Arbeiten sehr angenehm macht. Gleichzeitig ist das Fach sehr zukunftsträchtig.
Durch Klimawandel, Naturkatastrophen und Versorgungsknappheit sowie steigenden Wasserbedarf ist die Nachfrage nach Fachkräften groß. Das Studium ist außerdem sehr abwechslungsreich, weil es kein reines Theoriestudium ist, sondern viele kleine Praktika und Projekte einen guten Einblick in die berufliche Praxis geben.
Und wie wird dieses Wissen vermittelt? „Es ist nicht so, dass wir die ganze Zeit im Vorlesungssaal hocken und uns alles nur in der Theorie anhören“, erzählt Sophie. Zu fast jedem Modul im Masterstudiengang gehört auch ein kleines Praktikum im Labor, Technikum oder im Feld.
Für das Grundwassermodul waren die Studierenden beispielsweise im Außenforschungsgebiet der TU in Pirna. Hier haben sie sich Grundwasserströmungen und Fließwege angeguckt und verschiedene Experimente durchgeführt.
Dies sei vergleichbar mit der Arbeit an Grundwassermessstellen in der Lausitz. Durch den Tagebau in der Region muss das Grundwasser regelmäßig kontrolliert werden, damit keine Verunreinigungen hineingelangen.
Für andere Thematiken sind die Studierenden im Labor oder Technikum und probieren zum Beispiel unterschiedliche Membranen aus. „So können wir sehen, welche Salze von den Membranen zurückgehalten werden. Das ist wichtig für die Prozesswasseraufbereitung“, erläutert Sophie.
Die Fachrichtung ist sehr gut an die Verbände und Unternehmen der Wasserwirtschaft angebunden, sodass regelmäßig aktuelle Themen für studentische Arbeiten zur Verfügung stehen.
In der Versuchshalle sammeln die Studierenden praktische Erfahrungen. Foto: TU Dresden
Für Umwelt- und Gewässerschutz einsetzen. Das lernen die Studierenden in den hydrowissenschaftlichen Studiengängen an der TU Dresden. In den Erfahrungsberichten erzählen die Studierenden, was ihren Studiengang ausmacht.
Sophie Hoyer blickt in ihrem Masterstudium über den Tellerrand und absolviert ein Auslandsjahr an der Okayama-Universität in Japan. „Ich möchte die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der deutschen und japanischen Wasserwirtschaft kennenlernen“, erzählt sie.
Der Traum, eine Zeit lang in Japan zu leben, begleitet die 24-Jährige schon seit der Schulzeit. Im Jahr 2022 hat sie dann von der Fakultätskooperation der Fachrichtung Hydrowissenschaften an der TU Dresden mit der Fakultät für Umwelt-, Lebens-, Naturwissenschaften und Technik an der Okayama-Universität erfahren.
Professor Dr. Wolfgang-Peter Gräber, der sich seit Jahren um die Kooperation kümmert, trat mit einer Anfrage an den Fachschaftsrat heran, in dem Sophie aktiv ist: Über die Kooperation käme eine japanische Studentin an die TU und es wäre schön, wenn sich jemand Gleichaltriges um sie kümmern könnte. Sophie übernahm die Aufgabe mit großer Freude.
Danach wurde alles in die Wege geleitet. Denn inzwischen war schon der Plan gefasst, mal nach Japan zu gehen, einen Japanischkurs an der Uni belegte Sophie bereits. Sie bewarb sich um den Platz für die Austauschkooperation sowie auf ein unterstützendes Stipendium und bekam die Chance, für ein Jahr in Japan zu studieren und zu leben.
Sophie Hoyer an der Okayama-Universität in Japan. Foto: privat
Seit zwei Monaten ist Sophie Hoyer nun in Japan und hat bereits einige Unterschiede entdeckt. Gerade Fließgewässer werden begradigt und nicht – wie in Deutschland angestrebt – in ihrem natürlichen Ursprung belassen. Weitere Unterschiede erwartet die Studentin im Bereich Abwasserbehandlung und Hochwasserschutz – bedingt durch anderes Klima und Topographie.
Der Studiengang an der Okayama-Universität ist eher an das Bauingenieurwesen angegliedert. Sophie setzt ihre Schwerpunkte natürlich auf die Wasserthemen in dem Bereich.
So beschäftigt sie sich in einem Modul mit der Abwasserbehandlung und Trinkwasseraufbereitung: „Es ist schon im Frühling sehr schwül, daher bin ich gespannt, wie die Trinkwasseraufbereitung geregelt ist.“
Auch der Hochwasserschutz ist in Japan ein wichtiges Thema. „Japan ist als Insel gleich zweifach von möglichem Hochwasser betroffen: zum einen durch das Wasser, das herabregnet und zum anderen durch das Meer. Dieses Zusammenspiel ist sicherlich eine Herausforderung“, erklärt Sophie.
Zwei weitere Module behandeln die Modellierung und Simulation. Hier hat Sophie die Gelegenheit, neue Software-Programme kennenzulernen, mit denen sie in Dresden keine Berührungspunkte gehabt hätte.
Besonders spannend ist zudem der Austausch im „Labor“. Hier sitzen Studierende zusammen und arbeiten an ihren Projekten. Unterstützt werden sie dabei von einem Professor.
Sophie Hoyer im Labor der Okayama-Universität in Japan. Foto: privat
Abgesehen von den fachspezifischen Fächern belegt Sophie natürlich noch einen Japanischkurs. „Erstaunlicherweise können die Leute an der Uni hier nicht so gut Englisch“, erzählt sie und auch die Kurse finden größtenteils auf Japanisch – teilweise mit englischen Folien – statt.
„Das ist etwas schade, weil einige Fächer laut Modulkatalog auch auf Englisch angeboten werden sollten, aber um die Sprache und auch die Kultur kennenzulernen, ist es natürlich ideal.“
Denn so ist Sophie auf ihre Japanisch-Sprachkenntnisse angewiesen. Schon jetzt merkt sie den Unterschied zu ihrem Japanischkurs in Dresden – denn hier kann sie das Gelernte direkt anwenden.
Der Japanischkurs ist sehr intensiv: viermal die Woche lernen vor Ort und viele Hausaufgaben. Aber es bringt auch sehr viel und es ist toll, wenn ich im Alltag merke: „Oh, ich kann ja jetzt sagen, dass ich dies und das gerne haben möchte.“
Sophie Hoyer
Masterstudentin Wasserwirtschaft
Kontakt hat Sophie hauptsächlich zu japanischen Studierenden. Mit in den wasserspezifischen Kursen sitzen aber meistens auch noch ein Hydrologie-Student aus Dresden sowie zwei Studenten aus Frankreich und Ghana, die in ihren Ländern einen Studiengang im Wasserfach belegen.
Kontakte knüpfen und gleichzeitig die Sprache lernen, kann Sophie zusätzlich im Sprachcafé. Hier treffen sich Sprach-Tandems und man kann sich auch einfach so untereinander austauschen.
Und was kann man mit einem Master in Wasserwirtschaft dann beruflich machen? Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig. Absolventinnen und Absolventen können in Wasser- und Abwasserverbänden arbeiten, in Behörden oder in Planungs- und Beratungsbüros.
Unternehmen aus der Fertigung und des Anlagenbaus oder der Industrie sind immer eine Anlaufstelle, da fast sämtliche industriellen Prozesse Wasser als Lösungs- und Transportmedium einsetzen.
Aber auch die Forschung an Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen mit dem Ziel der Promotion ist eine gute Option.
Das 12-wöchige Pflichtpraktikum des Masterstudiengangs wird Sophie voraussichtlich im Forschungslabor der Okayama-Universität absolvieren. „Hier gibt es ein Projekt zur Flussvermessung mit Drohnen. Anhand der aufgenommenen Daten kann auch die Trübung des Flusses festgestellt werden – das finde ich total spannend“, erzählt sie.
Während ihres Studiums in Deutschland hat Sophie an der TU Dresden im Labor der Siedlungswasserwirtschaft gearbeitet. Hierbei hat sie gute Einblicke in die Arbeit an einem Forschungsprojekt bekommen und für sich festgestellt, dass sie beruflich in eine andere Richtung gehen möchte.
Aber das Thema Abwasserbehandlung hat sich durch diese Beschäftigung bei ihr festgesetzt, weshalb sie ihren Schwerpunkt im Master auch auf diesen Bereich legt.
Nach dem Abschluss kann Sophie sich gut vorstellen, auf einer Kläranlage zu arbeiten. „Wahrscheinlich würde ich aber nochmal ein Praktikum machen, um einen tieferen Einblick in die genauen Tätigkeiten zu bekommen.“
Bis dahin wird ohnehin noch etwas Zeit vergehen, denn manche Module muss sie durch ihren Auslandsaufenthalt nach hinten schieben. Genug Zeit also, um sich noch eingehender mit dem breiten Spektrum an Möglichkeiten auseinanderzusetzen.
Short Facts
Abschluss: Master of Science (M. Sc.)
Studienbeginn: zum Wintersemester
Regelstudienzeit: 4 Semester
Voraussetzung: Hochschulabschluss in einem fachspezifischen grundständigen Studiengang
Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei mit Eignungsfeststellung
Bei Fragen zum Studiengang
Prof. André Lerch, wissenschaftlicher Studiengangskoordinator
andre.lerch@tu-dresden.de
Dr. Christina Görner, Studienfachberaterin
studienberatung.hydro@tu-dresden.de