An der TU Dresden erforschen die Studierenden des Masterstudiengangs Hydrobiologie die aquatische Welt unserer Flüsse, Seen und Bäche. Die wichtigen Lebensräume und Wasserspeicher sind durch Mensch und Klimawandel bedroht. Wie können sie geschützt und ihre Funktionen erhalten werden? Lorena Hannig und Fabian Pfeffer über ihren vielseitigen Studienalltag zwischen Labor und Uferkante.
Welchen Einfluss haben wir Menschen und der Klimawandel auf unsere Gewässer? Welche Organismen leben im aquatischen Ökosystem und wie verhalten sie sich zueinander? Diese und weitere Fragen stellen sich Hydrobiolog:innen, um die Gewässernutzung und -funktion zu erforschen.
An der Technischen Universität Dresden haben die Studierenden der Hydrobiologie die Möglichkeit, Gewässer(-proben) im Freiland und im Labor zu untersuchen. Dabei bilden sie analytische und methodische Kompetenzen aus und erarbeiten sich so ein tiefgreifendes Verständnis für ökologische Zusammenhänge und die Biodiversität in Gewässern.
Im Gewässer messen die Studierenden den Biofilmbewuchs mit einem Handmessgerät. Foto: TU Dresden
Der Master Hydrobiologie baut auf dem grundständigen Bachelorstudiengang Hydrowissenschaft: Wasserwirtschaft, Hydrologie und Kreislaufwirtschaft auf. Willkommen sind aber auch Studierende aus anderen Studiengängen und Universitäten bzw. Hochschulen.
So auch Fabian Pfeffer: Nach seinem Bachelor an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg im Studiengang Ressourcenmanagement Wasser arbeitete der Student zunächst für zweieinhalb Jahre bei der unteren Wasserbehörde.
Mir gefällt mein Studium, weil ich etwas lerne, was mich wirklich fasziniert. Ich mag die Balance zwischen der Arbeit im Labor und am Wasser, weil ich aktiv etwas tun kann. Es ist etwas Greifbares, das ist mir ziemlich wichtig.
Fabian Pfeffer
Hydrobiologie-Student
Für den Master zog es ihn dann aber nach Dresden: „Ich habe Freunde, die auch an der TU studiert und viel Positives von der Uni und der Stadt erzählt haben. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, den Master hier zu machen.“
Mittlerweile befindet sich der 28-Jährige bereits im zweiten Semester und erzählt: „Wir kommen aus Studiengängen mit unterschiedlichen Ausrichtungen, daher wird viel Wert darauf gelegt, dass alle Studierenden im ersten Semester auf dem gleichen Stand sind und die Grundlagen beherrschen.“
So erwerben die Studierenden in diesen Lehrveranstaltungen zum Beispiel die Kompetenzen zur Datenanalyse. Diese Grundlagen werden in den nachfolgenden Modulen immer wieder angewandt und wiederholt.
Für Lorena Hannig hat das Studium an der Technischen Universität schon mit dem Bachelor begonnen. Die 23-Jährige hat bereits Hydrowissenschaften in Dresden studiert und sich für den weiterführenden Master Hydrobiologie entschieden: „Im Bachelor habe ich Module aus der Hydrobiologie belegt und schnell gemerkt, dass da auch mein Interessensschwerpunkt liegt. Meine Bachelorarbeit habe ich deswegen im Fachbereich Ökotoxikologie geschrieben und bin da stecken geblieben“, fasst Lorena zusammen. Aktuell befindet sie sich im vierten Semester und bereitet sich auf die Masterarbeit vor.
An meinem Studium gefällt mir am meisten die Flexibilität und der hohe Praxisbezug. Ich kann das, was ich lerne, direkt anwenden. Durch die verschiedenen Spezialisierungen in der Hydrobiologie kann jeder seine Nische finden. Es ist eine Fachrichtung mit Zukunft.
Lorena Hannig
Hydrobiologie-Studentin
Das Interesse für die Biologie wurde bei beiden schon früh geweckt: „Schon als Kind war ich gern am Wasser, habe jeden Stein umgedreht und fand das Leben am und im Wasser spannend“, schmunzelt Fabian.
Generell ist das Studium der Hydrobiologie durch Vielfalt, Forschung und Anwendung geprägt. Durch die biologische und methodische Vielfalt lernen die Studierenden, komplexe Sachzusammenhänge zu analysieren und lösbare Fragestellungen zu formulieren.
Dabei beschränkt sich die Forschung nicht nur auf das Institut, vielmehr besteht der Kontakt zu Forschenden auf der ganzen Welt, deren Arbeit auch für Lehrinhalte genutzt werden.
In ihrem Studium beschäftigen sich Lorena und Fabian ganz konkret mit der Funktionsweise von aquatischen Ökosystemen. Sie erforschen im Teilbereich der Ökotoxikologie, welchen Einfluss (chemische) Stoffe haben, die wir Menschen in die Gewässer leiten und welche Auswirkungen das auf die Organismen und die Artenzusammensetzung haben kann.
Lorena erklärt den Unterschied zwischen Hydrobiologie und Meeresbiologie: „Im Gegensatz zur Meeresbiologie behandeln wir nur Süßgewässer. Das betrifft sowohl Fließ- als auch Standgewässer. Wir beobachten zum Beispiel den Einfluss des Klimawandels und wie die Organsimen in diesen Ökosystemen mit Niedrig- und Hochwasser umgehen.“
Der Studiengang ist sehr praktisch ausgelegt. Durch regelmäßige Exkursionen können Lorena und ihre Kommiliton:innen ihr Wissen aus der Theorie anwenden. Foto: privat
Der Praxisanteil ist im Studiengang Hydrobiologie sehr hoch. Bereits ab dem ersten Semester stehen Bestimmungskurse auf dem Stundenplan. Was heißt das genau? Die Studierenden bestimmen Organismen aus verschiedenen Gewässern und ordnen sie anhand eines Bestimmungsschlüssels der richtigen Taxa zu.
Mit diesen Übungen zur Bestimmung von Lebewesen bereiten sich die angehenden Hydrobiolog:innen auf die praktischen Versuche im Sommersemester vor. Dann geht es nämlich für die Studierenden ins Freiland und sie bestimmen am Versuchsort Organismen. „Es ist superspannend, wenn man das theoretische Wissen vor Ort anwenden kann“, erzählt Lorena Hannig.
Das Studium beinhaltet auch Teile der Mikrobiologie. So werden beispielsweise Antibiotikaresistenzen analysiert oder Wasserproben auf E. Coli untersucht. Aber auch in anderen Modulen steht die praktische Arbeit im Vordergrund: „Wenn wir am Fluss Wasserproben nehmen, messen wir zum Beispiel auch den pH-Wert, die Temperatur und die Leitfähigkeit und werten diese Daten aus“, ergänzt Fabian.
Während des Studiums belegen die Studierenden verschiedene Lehrveranstaltungen in den Pflicht- und Wahlpflichtmodulen. Zu den Pflichtmodulen gehört zum Beispiel auch die Datenauswertung als Grundlage wissenschaftlichen Arbeitens.
Alles, was wir praktisch machen, werten wir danach auch aus. Meist ergibt sich daraus auch eine Prüfungsleistung, um das erworbene Wissen zu dokumentieren. Das Forschen und die gesamte wissenschaftliche Arbeit ist Teil des Studiums.
Lorena Hannig
Hydrobiologie-Studentin
Da Fabian sein Studium im Wintersemester begonnen hat, steht ihm die praktische Arbeit im Freiland noch bevor: „Im ersten Semester war ich hauptsächlich an der TU, weil es die Jahreszeit nicht anders zulässt. Im Winter ist ökologisch und biologisch in den Gewässern nicht viel los.“
Durch die Wahlpflichtmodule besteht trotzdem die Möglichkeit, Praxisluft zu schnuppern. So ist Fabian Pfeffer demnächst für drei Wochen am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Magdeburg. „Man kommt schon viel in der Gegend rum, man studiert nicht nur in Dresden“, erzählt der Student.
Ein weiterer Bestandteil des Studiums ist das Berufspraktikum. Das geht über acht Wochen und die Studierenden haben die Möglichkeit, erste Berufserfahrungen zu sammeln.
Das Praktikum können sie zum Beispiel in Forschungseinrichtungen, in der Verwaltung oder in Planungsbüros absolvieren. Dabei sind die Studierenden nicht an Deutschland gebunden, sondern können das Berufspraktikum auch im Ausland machen.
Das Praktikum hat Lorena Hannig am Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau absolviert. Dort war sie beim Spurenstoffzentrum des Bundes tätig und hat sich mit Kurzdossiers auseinandergesetzt. Was heißt das konkret?
Im Rahmen des Praktikums hat sich Lorena mit Spurenstoffen auseinandergesetzt, die gefährlich sein können. Spurenstoffe sind Stoffe, die sich in geringer Konzentration in Gewässern befinden und nachteilig für die dort lebenden Organismen oder die Aufbereitung des Wassers zu Trinkwasser sind.
„Ich habe für die Spurenstoffe Steckbriefe, sogenannte Kurzdossiers, erstellt und angegeben, wo und in welcher Konzentration die Stoffe vorkommen und in welcher Gewässergefährdungsklasse der Stoff eingestuft wird“, berichtet Lorena.
Durch das Forschungspraktikum haben die Studierenden eine weitere Chance, Berufspraxis zu sammeln und Vorarbeit für die Masterarbeit zu leisten. „Wenn man das Praktikum in einem Betrieb macht, kann man sich schon mal in ein Thema einarbeiten, einen Bericht und darauf aufbauend anschließend die Masterarbeit schreiben. Auch wenn man das Forschungspraktikum an der Uni absolviert, kann man sich mit dem Prozess oder mit dem Laborexperiment vertraut machen“, erklärt Lorena Hannig.
Für diesen Weg hat sich auch die Studentin entschieden. Sie ist gerade in ihr Forschungspraktikum an der Uni gestartet und untersucht Oberflächengewässerproben. Die Untersuchung erfolgt anhand eines Biotests, um die Herbizidtoxizität in aquatischen Umweltproben zu bestimmen.
Unter dem Mikroskop untersuchen die Studierenden Mikroorganismen. Foto: TU Dresden
Für Umwelt- und Gewässerschutz einsetzen. Das lernen die Studierenden in den hydrowissenschaftlichen Studiengängen .
Planungsbüros, Verwaltung, Behörden oder die Forschung – als Hydrobiologin bzw. Hydrobiologe stehen Lorena und Fabian viele Möglichkeiten offen. Der Bedarf an Expert:innen aus der Fachrichtung ist hoch, das hat Fabian schon nach seinem Bachelor gemerkt: „Ich hatte gar kein Problem, einen Job zu finden, es wurden überall Leute gesucht. Nach dem Master wird das wahrscheinlich nicht anders sein.“
Der Master Hydrobiologie gehört zu den kleineren Studiengängen an der TU Dresden: Im Jahrgang von Lorena studieren aktuell sechs Studentinnen und Studenten, bei Fabian sind sie insgesamt elf Personen. Beide sehen das als Vorteil.
„Es ist ein sehr schönes Klima, das wir im Institut haben. Alle kennen sich und dadurch ist auch die Betreuung sehr gut“, erzählt Lorena. Das kann auch Fabian so unterschreiben: „Der Umgang untereinander findet immer auf Augenhöhe statt. Wenn irgendetwas sein sollte, kann man sich auch immer an die Dozent:innen wenden“, ergänzt Fabian.
Auch zwischen den Jahrgängen hat sich ein guter Zusammenhalt gebildet. Das liegt nicht zuletzt auch an dem Mentoring, das Lorena für den Jahrgang von Fabian übernommen hat: „Das Mentoring bieten wir vom Fachschaftsrat an, um neuen Studierenden bei Fragen zur Seite zu stehen und ihnen den Start zu erleichtern – besonders, wenn sie von anderen Unis zu uns wechseln“, fasst Lorena das Mentoringprogramm zusammen.
Neben ihrer Arbeit als Mentorin war Lorena auch studentische Studiengangskoordinatorin – ein Amt, das sie nun an Fabian übergeben hat. Der Student ist Ansprechpartner für seine Kommiliton:innen, um ihnen bei allen Fragen rund um Studium und Abschlussarbeit zur Seite zu stehen.
Hier steht Fabian im engen Austausch mit dem wissenschaftlichen Studiengangskoordinator Thomas Berendonk, Professor für Limnologie, um schwierigere Fragen zu beantworten.
Zusätzlich ist es die Aufgabe von Professor Berendonk, auf Grundlage der Anregungen von Lehrenden und Lernenden den Studiengang zu optimieren. Das betrifft zum Beispiel die Studierbarkeit der Fachrichtung, aber auch die Prüfungsbelastungen für die Studierenden.
Short Facts
Abschluss: Master of Science (M. Sc.)
Studienbeginn: zum Wintersemester
Regelstudienzeit: 4 Semester (Vollzeit), 8 Semester (Teilzeit)
Voraussetzung: Hochschulabschluss in Biologie, Hydrologie, Wasserwirtschaft oder eines fachverwandten Studiengangs
Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei mit Eignungsfeststellung
Bei Fragen zum Studiengang
Dr. Christina Görner, Fachberaterin
studienberatung.hydro@tu-dresden.de