Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Technik – an der Hochschule Rottenburg lernen die Studierenden alles über das nachhaltige Management der kostbaren Ressource Wasser. Dabei wird viel Wert auf die Verbindung von Theorie und Praxis gelegt. Und die Karrieremöglichkeiten im späteren Berufsleben sind vielfältig.
Foto: Dr. Michael Neukirch
Die Ressource Wasser ist Grundlage für alles Leben auf der Erde, für Mensch, Tier und Pflanze gleichermaßen. Gleichzeit gehört Wasser zu den am meisten gefährdeten Ressourcen: Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Umweltverschmutzung und politische Krisen verschärfen die Konflikte um das kostbare Gut.
Die zunehmende globale Bedeutung der Ressource Wasser gab an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg den Anlass für die Einrichtung eines Studiengangs, der sich genau diesen Themen und den damit verbundenen Fragestellungen widmet.
Seit dem Wintersemester 2009 lernen die Studierenden im Bachelorstudiengang „Ressourcenmanagement Wasser“, wie Wasserversorgung und -verfügbarkeit weltweit und lokal gesichert werden können. Weil sich die gesellschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen ständig ändern, sind dabei immer wieder neue Lösungen gefragt.
Damit spricht die Hochschule vor allem junge und naturverbundene Menschen wie z. B. Ina Pfitzer und Freya Strebel an. „Auf der Suche nach dem passenden Studium hat der Studiengang meine Interessen widergespiegelt: Geographie, Naturwissenschaften, Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, berichtet Ina.
„Letztendlich hat mich – neben der wunderschönen Lage der Hochschule – die immense Bedeutung und vielfältige Nutzungsweise der Ressource Wasser überzeugt, Ressourcenmanagement Wasser zu studieren“. Auch Freya hat sich schon in ihrer Schulzeit für den Umweltschutz interessiert. Sie reizt außerdem die Möglichkeit, die Ressource Wasser international nachhaltig zu managen.
Der Studiengang behandelt die Ressource Wasser interdisziplinär aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln: naturwissenschaftlich, technisch und gesellschaftswissenschaftlich.
Daher werden sowohl Inhalte wie Siedlungswasserwirtschaft und Rohrleitungsbau als auch Hydrologie, Limnologie und aquatische Ökotoxikologie vermittelt. Auch humangeographische Aspekte, der globale Wandel, Entwicklungspolitik, Raumordnung und Landschaftsplanung spielen eine große Rolle.
„Der Studiengang adressiert explizit nicht die klassischen Hochschulausbildungen wie Wasserbau oder Hydrologie, sondern sieht sich als dringend notwendige Ergänzung – sozusagen als Scharnier – zur gesellschaftlich-politischen Dimension im Handlungsfeld der Ressource Wasser“, erklärt Professorin Heidi Megerle, die den Studiengang leitet.
„Unser Fokus liegt auf einer breit angelegten und fachübergreifenden Ausbildung und weniger in der bereits über andere Studiengänge verfügbaren Spezialisierung auf einzelne Bereiche.“
Neben der Vermittlung von breit angelegten fachlichen Kompetenzen ist es Megerle vor allem wichtig, dass ihre Studierenden lernen, in alle Richtungen zu denken und an der Schnittstelle zwischen technischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen neue Lösungsansätze mit modernen Methoden entwickeln können.
Besonderen Wert legt sie daher auf die Vermittlung von Schnittstellen- und Methodenkompetenz: „Unsere Absolventen können inter- und transdisziplinär zusammengesetzte Projektteams leiten und mit Fachleuten der einzelnen Disziplinen kompetent und zielorientiert kommunizieren“ so Megerle.
Der starke praktische Bezug und die Möglichkeit, eigene Projekte in den Hochschulräumlichkeiten, wie dem GIS- oder Chemielabor selbstständig erarbeiten zu können, gefällt auch Ina Pfitzer.
Außerdem schätzt sie Hochschulpartner aus allen Teilen der Welt wie z. B. Ghana, Iran oder Burundi, durch die außergewöhnliche Projektgrundlagen und Chancen erwachsen, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten.
Dabei gehe es nicht nur um reines Lernen, sondern auch um soziale Beziehungen. „Bei Problemen stehen einem die Dozenten und Mitarbeiter der Hochschule mit Rat und Tat zur Seite“, so Ina.
Die globalen Wasserprobleme sind eine große Herausforderung, aber auch eine Chance für entsprechend ausgebildete Fachkräfte, die integriert arbeiten und ein ganzheitliches Wassermanagement erfolgreich umsetzen können. Dies spiegelt sich auch in einer entsprechenden Nachfrage auf den Arbeitsmärkten wider.
Die mittlerweile über zweihundert Absolvent:innen arbeiten heute in Planungsbüros, im Consulting- oder im kommunalen, regionalen und internationalen Politikberatungsbereich, aber auch bei privaten Wasserver- und -entsorgungseinrichtungen. Inas Hauptinteresse liegt z. B. in der Abwasserreinigung. Ihr Wunsch ist es deshalb, etwa im Labor einer Kläranlage die Funktion der Reinigung zu überwachen und Verfahren zu optimieren.
Fachkräfte werden ebenso im Natur- und Umweltschutz benötigt. Arbeitgeber sind auch hier vielfältigste Behörden der öffentlichen Verwaltung entsprechend der Organisationsformen in den Bundesländern.
Dies können unterschiedliche Wasserbehörden (Regierungspräsidien, Landratsämter, etc.), Ämter für Wasserwirtschaft und Bodenschutz, Landesämter für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Umweltämter, Landschafts-, Zweck- und Regionalverbände und vielfältige Unternehmensformen der öffentlichen Trinkwasserversorgung sein.
„Mit dem Landkreistag arbeiten wir gerade ein Kooperationsmodell aus, um den dringend benötigten Nachwuchs für die Unteren Wasserbehörden zu sichern“, berichtet Megerle.
Neben kommunalen Arbeitgebern bietet auch die freie Wirtschaft geeignete Arbeitsplätze für Absolvent:innen des Studiengangs, z. B. in der Energiewirtschaft, als Umweltbeauftragte in Betrieben, bei beruflichen Interessenvertretern sowie im Bereich der Versicherungswirtschaft.
Neue berufliche Nischen entstehen im Handlungsfeld des konkreten Risiko- und vorsorgenden Katastrophenschutzes. „Insbesondere für diejenigen Absolventen, die sich in den höheren Semestern auf die entsprechenden Bereiche spezialisiert haben, kommen Berufsfelder in der Entwicklungszusammenarbeit und in Verbänden und Nichtregierungsorganisationen in Frage“, sagt Professorin Megerle.
Das ist auch der Bereich, den sich Freya für ihre berufliche Zukunft vorstellt. Sie möchte besonders der Bevölkerung in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Wasser ermöglichen. Zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit plant sie, in Projekten mitzuwirken, die im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit den Ansatz der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ verfolgen.
„Meine weitere berufliche Entwicklung könnte die voll verantwortliche Übernahme von Projekten in der Entwicklungszusammenarbeit sein“, so Freya.
Um die Studierenden bestmöglich auf die berufliche Praxis vorzubereiten, setzt die Hochschule in Rottenburg vor allem auf die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis. „Vom ersten Semester an spielt sich das Studium nicht nur im Hörsaal, sondern auch vor Ort ab, sei es an nahegelegenen Fließgewässern oder in der örtlichen Kläranlage“ sagt Professorin Megerle.
Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Eine halbe Mrd. Menschen hat keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser; nahezu 2,5 Mrd. sind nicht an eine Abwasserentsorgung angeschlossen. Bevölkerungswachstum, Klimawandel, Umweltverschmutzung und politische Krisen werden die Wasserproblematik noch verschärfen.
Auch in einem Land wie Deutschland, wo eine gute Wasserver- und -entsorgung als gesichert gilt, bereiten die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend Anlass zur Sorge, genauso wie eine Gefährdung unserer Wasserressourcen u. a. durch den zu hohen Eintrag an Nitraten. Die Studierenden lernen genau diesen Herausforderungen lösungsorientiert zu begegnen.
Kooperationen mit ausländischen Universitäten ermöglichen den Studierenden die Möglichkeit, einen Blick über den Tellerrand zu werfen und z. B. an einer Summer School im Iran teilzunehmen, oder ihre Bachelorarbeit in Projekten in Kooperation mit Ländern wie Ghana oder Burundi vor Ort anzufertigen.
Zahlreiche Exkursionen, ein Praxissemester und außerordentliche Vorträge vertiefen die praktischen Erkenntnisse in dem jeweils gewählten beruflichen Themengebiet auch weit über die Schwerpunkte der Studiengänge hinaus.
Die Hochschule Rottenburg gehört mit rund 1.200 Studierenden eher zu den kleineren Hochschulen in Deutschland. Dies spiegelt sich auch in einem persönlichen Miteinander und einer guten Betreuung durch Lehrende und Mitarbeiter*innen wider.
Das sehr breit gefächerte Kursangebot erstreckt sich von Themen des Ingenieurwesens und den wissenschaftlichen Grundlagen bis hin zu Consulting, Modellierung und Projektmanagement.
Damit werden alle relevanten Bereiche der Wasserwirtschaft erfasst und der Studiengang bietet auf diesem Weg vielfältige Karrieremöglichkeiten in zukünftigen Berufsfeldern.
Interdisziplinäre Projekte in Zusammenarbeit mit der Planungspraxis tragen ebenso ihren Teil zu einer praxisrelevanten Ausbildung bei wie das Praxissemester, das im In- oder Ausland absolviert werden kann. Auch die Bachelorarbeit wird üblicherweise im engen Kontakt mit der Planungspraxis und einem außeruniversitären Zweitgutachter angefertigt.
Über die Einbindung von Lehrbeauftragten aus Ingenieurbüros und Wasserbehörden werden praxisrelevante Lehrinhalte ebenfalls adäquat vermittelt.
Der Unterricht findet nicht nur im Hörsaal statt, sondern häufig auch draußen vor Ort, wie z. B. hier an einem nahe gelegenen Fließgewässer. (Foto: Maximilian Docken)
Ganz wichtig für den hohen Praxisbezug des Studiengangs ist für Professorin Megerle die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Verbänden: „Die Möglichkeit, Studierende im Praxissemester und im Rahmen ihrer Bachelorarbeit in Abläufe im Unternehmen einzubinden, ist eine wesentliche Säule unserer Ausbildung. Je mehr Angebote der Kooperation der Studiengang in dieser Richtung erfährt, desto besser.“
Und natürlich, so ergänzt sie „ist es von besonderer Wichtigkeit, auf die Bedeutung der Ressource Wasser für uns alle aufmerksam zu machen, auch in einem Land mit einer sehr guten Wasserinfrastruktur wie der Bundesrepublik Deutschland. Hervorragendes Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit.“
Nach über zehn Jahren zieht die Hochschule Rottenburg ein positives Fazit: Der ursprüngliche Ansatz ist voll aufgegangen und wird durch zufriedene Studierende wie Ina und Freya bestätigt.
Auch Professorin Megerle freut sich über die gute Entwicklung des Studiengangs: „Die Mischung aus der großen weltweiten Relevanz des Themas, der hohe Praxisanteil und nicht zu vergessen die familiäre Atmosphäre unserer kleinen Hochschule liefern einen wesentlichen Beitrag, junge Menschen für den in dieser Form einmaligen Studiengang zu begeistern. Ein zunehmender Anteil der neuen Erstsemester kommt aufgrund persönlicher Empfehlungen zu uns.“
Abschluss: Bachelor of Science (B. Sc.)
Studienbeginn: zum Wintersemester
Regelstudienzeit: 7 Semester
Voraussetzung: Allgemeine/Fachgebundene Hochschulzugangsberechtigung oder berufliche Qualifikation
Bei Fragen zum Studiengang
Studiengangleitung
Prof. Heidi Elisabeth Megerle
Tel.: 07472 951-243
bsc.wassermanagement@hs-rottenburg.de