Fabian studiert Mechatronik an der HAW Hamburg und arbeitet nebenbei als Werkstudent bei den Hamburger Energienetzen im Bereich Asset Planung und Steuerung. Dort unterstützt er unter anderem das Wasserstoffprojekt H2-SWITCH100.
Um die Energiewende voranzutreiben, ist Wasserstoff ein wesentlicher Bestandteil. Denn Wasserstoff hat nicht nur den Vorteil, dass er aus erneuerbaren Energien hergestellt werden kann, sondern das Element kann auch große Energiemengen für die Industrie liefern und – im Zusammenwirken mit der Stromversorgung – Schwankungen ausgleichen.
Doch wie können Gas- und Stromnetz zusammenfinden, welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein und wie passen überhaupt Wasserstoff und Mechatronik zusammen? Fragen, auf die Fabian Voigt eine Antwort weiß. Der 27-Jährige befindet sich gerade in der Schlussphase seines Bachelorstudiums und arbeitet seit zwei Jahren als Werkstudent bei den Hamburger Energienetzen im Bereich Asset Planung und Steuerung. Dort unterstützt Fabian den Projektleiter Aljoscha Baack bei dem Wasserstoffprojekt H2-SWITCH100.
Wasserstoff ist ein farb- und geruchsloses Gas, das als Element sehr häufig auf der Erde vorkommt, allerdings selten allein, sondern meist in einer Verbindung, z. B. mit Sauerstoff als Wasser (H2O). Um das Element in seinem gasförmigen Zustand zu gewinnen, muss also beispielsweise Wasser unter Einsatz von Strom in seine Bestandteile aufgespalten werden. Dieses Verfahren nennt man Elektrolyse. Der gewonnene gasförmige Wasserstoff kann gespeichert und transportiert sowie schließlich für die Energieerzeugung genutzt werden.
Im Rahmen des Projekts prüfen die beiden, ob das Niederdrucknetz in Hamburg wasserstofftauglich ist und wie aufwendig es wäre, das bestehende Erdgasnetz in Hamburg so umzubauen, dass es für den Betrieb mit Wasserstoff genutzt werden kann. Idee und Ziel hinter dem Projekt ist es, eine Option für die Wärmewende zu schaffen.
Denn nicht in allen Gebäuden und Stadtteilen, werden Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse realisierbar sein. In naher Zukunft könnten dann Betriebe und Gebäude zu 100 Prozent über ein Wasserstoffnetz versorgt werden. Aktuell testet das Team rund um Aljoscha diese Idee in einem Pilotgebiet, das aber aufgrund seiner beispielhaften Netzstruktur Rückschlüsse auf das gesamte Hamburger Versorgungsnetz geben kann.
Ich möchte einen Beitrag zur Energiewende leisten. Ich weiß, dass Wasserstoff nicht für alles die Lösung ist, aber es ist ein Teil der Lösung. Ich kann jetzt dazu beitragen, dass Wasserstoff mittelfristig diese Möglichkeiten schaffen kann.
Aljoscha Baack
Projektleiter bei den Hamburger Energienetzen
„Ich war schon immer technikaffin und habe mein Abitur auf einem berufsbegleitenden Gymnasium gemacht. Da lag es für mich auf der Hand, auch etwas in diesem Bereich zu studieren“, erzählt Fabian. Ursprünglich hatte er über den Studiengang Umwelttechnik nachgedacht, da dieser an der HAW Hamburg aber nicht mehr angeboten wurde, schwenkte der 27-Jährige schließlich auf Mechatronik um.
Auf den ersten Blick hat Mechatronik wenig mit Wasserstoff zu tun, wie auch Fabian zugibt. Immerhin geht es bei der Mechatronik um die Bereiche Informatik, Elektrotechnik und Mechanik – von Wasserstoff ist da erst einmal keine Rede. Doch schließlich sorgt die Vorlesung „Gasetechnik“ dafür, dass der Student die verschiedenen Gase in der Gebrauchs- und Wärmetechnik kennenlernt – darunter auch Wasserstoff.
Durch die Vorlesung in der Uni war Wasserstoff kein unbekanntes Thema mehr für mich, das hat den Einstieg in die Wasserstoffprojekte erleichtert. Ich habe als Werkstudent trotzdem noch eine Wasserstoffschulung besucht, die auf den Umgang mit Wasserstoff als Energieträger abzielte.
Fabian Voigt
Werkstudent bei den Hamburger Energienetzen
Über einen Freund wird Fabian dann auf den Werkstudentenjob bei den Hamburger Energienetzen aufmerksam: „Ich habe vorher schon bei einem Energieversorger als Werkstudent gearbeitet. Als der Vertrag ausgelaufen ist, erzählte ein Kumpel, dass bei den Hamburger Energienetzen eine Werkstudentenstelle in der Planungsabteilung frei ist. Ich habe mich beworben und innerhalb von zwei Wochen die Zusage bekommen. So bin ich hier gelandet.“
Als Werkstudent arbeitet Fabian 20 Stunden pro Woche im Betrieb – allerdings ist ihm freigestellt, ob er die anstehenden Aufgaben aus dem Homeoffice heraus erledigt oder ins Büro kommt. „Die Hamburger Energienetze sind da sehr flexibel. Meine Arbeitszeiten kann ich so legen, dass sie nicht mit den Lehrveranstaltungen in der Uni kollidieren“, erklärt der Student.
Ganz anders sieht es bei Projektleiter Aljoscha Baack aus. Nach der Schule entschied er sich erst einmal für eine Ausbildung zum Automobilkaufmann. Da nach der Ausbildung der Fokus auf dem kaufmännischen Bereich lag, war Aljoscha bald klar, dass er etwas anderes machen möchte und informierte sich über duale Studiengänge: „Ich habe eine Option gesucht, wie ich finanziell abgesichert ein Studium beginnen kann, dass technische und kaufmännische Aspekte beinhaltet. So wurde ich auf den dualen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen bei den Hamburger Energienetzen aufmerksam. Der Studiengang baute auf meinen bisherigen Berufserfahrungen auf und ich konnte den technischen Aspekt vertiefen, der mir zunehmend gefehlt hat.“
Wie passen denn Wirtschaftsingenieurwesen und Wasserstoff zusammen? „Gar nicht“, wie Aljoscha mit einem Lachen bestätigt und erklärt: „Zwischen dem Studium Wirtschaftsingenieurswesen und dem Thema Wasserstoff gibt es keine direkte Schnittstelle. Aber während der Praxisphase habe ich verschiedene Abteilungen im Unternehmen kennengelernt – unter anderem den Wasserstoffbereich. Andersherum kann ich jetzt Inhalte aus dem Studium für meine Tätigkeit als Projektleiter von H2-SWITCH100 anwenden. Das betrifft zum Beispiel die Werkstoffkunde oder das Projektmanagement.“
Einem glücklichen Zufall ist schließlich Aljoschas Projektleiterposition bei H2-SWITCH100 geschuldet. Sein Kollege, der das Projekt ursprünglich ins Leben gerufen hatte, verließ das Unternehmen und das Projekt wurde an Aljoscha übergeben.
Fabian Voigt und Aljoscha Baack besprechen das Protokoll der Druckprüfung einer Armatur-Probe aus dem Netzgebiet des Projekts H2-SWITCH100. Foto: Hamburger Energienetze
Bei dem Wasserstoffprojekt H2-SWITCH100 arbeiten Fabian und Aljoscha eng zusammen. Zu Beginn des Projekts haben die beiden eine Machbarkeitsstudie vorgenommen. Das heißt, sie haben Elemente aus den Erdgasleitungen ausgebaut und gemeinsam mit einem Gutachter überlegt, in welcher Form diese Rohrprobe auf ihre Wasserstofftauglichkeit untersucht werden kann.
„Die Rohrproben vorzubereiten war tatsächlich eine handwerkliche Aufgabe. Wir haben die Materialproben dann eingeschickt und standen im regelmäßigen Austausch mit dem Untersuchungslabor und dem Gutachter“, erinnert sich Aljoscha.
Mittlerweile liegt den beiden das Gutachten schon vor und sie wissen, dass das bestehende Netz für die Verwendung mit Wasserstoff geeignet ist. Für Aljoscha heißt es jetzt, das weitere Vorgehen zu planen. „Die Basis steht. Wir wissen, dass der Transport von Wasserstoff im vorhandenem Niederdrucknetz grundsätzlich möglich ist. Jetzt müssen wir das Vorhaben in der Praxis testen. Das heißt, wir müssen Kunden ins Boot holen, die wir dann mit Wasserstoff beliefern und den Netzabschnitt auf Wasserstoff umstellen“, fasst er zusammen.
Für Fabian ist damit erst einmal seine Arbeit bei H2-Switch100 erledigt. Das passt ganz gut, da er aktuell bei einem anderen Projekt stärker eingebunden ist: „Gerade arbeite ich verstärkt bei der Traceability mit. Das bedeutet, wir kartieren Komponenten und Materialien, die in unserem Versorgungsnetz verbaut sind und nehmen sie in eine Datenbank auf.“
Hintergrund ist das übergeordnete Projekt HH-WIN (Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz), mit dem zukünftig ein Großteil der Industrieunternehmen in Hamburg über ein 60 Kilometer langes Wasserstoffnetz mit grünem Wasserstoff beliefert werden soll.
Traceability in der Praxis: Fabian scannt ein Gasrohr, damit seine Materialdaten nach dem Verlegen in den Netzplänen hinterlegt sind. Foto: Hamburger Energienetze
Um in diesem Zusammenhang zu prüfen, ob die Rohrleitungen für Wasserstoff nutzbar sind, hat das Team rund um Fabian eine App entwickelt, mit der auf Baustellen Rohrleitungen und zu verbauende Materialien gescannt und in der Datenbank gespeichert werden können. „Wir sind im Februar 2025 mit der App live gegangen und testen derzeit mit unseren Kolonnen die Anwendung. Ziel ist es, dass in Zukunft auch andere Unternehmen diese App nutzen können und dass bei allen Beteiligten der Mehraufwand so gering wie möglich ist“, erklärt Fabian.
Um die Funktionalität der App zu prüfen, ist der Student selbst auf den Baustellen der Hamburger Energienetze unterwegs, testet und holt sich das Feedback seiner Kolleg*innen ein, die vor Ort dauerhaft mit der Anwendung arbeiten.
In Bezug auf Wasserstoff gibt es viele Mythen, zum Beispiel, dass die Arbeit mit Wasserstoff gefährlich ist. Das brennbare Gas darf man nicht unterschätzen, doch jetzt kann die Nutzung von Wasserstoff besser einschätzen und bei Freunden und Bekannten mit falschen Vorurteilen aufräumen.
Fabian Voigt
Werkstudent bei den Hamburger Energienetzen
Ein Aspekt, der insbesondere zu den Arbeitsaufgaben von Aljoscha dazugehört: auf Fachveranstaltungen und in Forschungseinrichtungen Projektergebnisse vorstellen. „In der Energiewirtschaft arbeiten wir eng zusammen. Innerhalb der Branche ist das Interesse an dem H2-SWITCH100 groß, weil die Umstellung von Bestandsnetzen erst jetzt bei vielen ins Blickfeld gerät. Wir leisten da Pionierarbeit und teilen gern unsere Erfahrungen“, betont er.
Für Fabian spielt aktuell die nähere Zukunft eine größere Rolle. Er hat gerade seine Bachelorarbeit abgegeben und möchte auch nach seinem Abschluss bei den Hamburger Energienetzen und vor allem in der Abteilung Asset Planung und Steuerung arbeiten. Den Einstieg würde er dann als Sachbearbeiter mit Spezialaufgaben machen. Mit einem Masterabschluss könnte das auch den nächsten Karriereschritt zum Referenten ebnen.