Ergebnisse einer bundesweiten Azubi-Umfrage

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In der Märzausgabe 2021 hat die Redaktion der „DVGW energie | wasser-praxis“ mit den Obleuten des Gremienverbundes Facharbeiter, Meister und Techniker von AGFW, BDEW, DVGW, rbv und VDE gesprochen und in diesem Zuge über eine interne Umfrage unter den Auszubildenden der Avacon AG berichtet. Dem Aufruf, die aus dieser Umfrage generierten Ergebnisse für die Arbeit im Gremienverbund weiter zu differenzieren, sind über 200 Auszubildende gefolgt und haben sich an der bundesweiten Azubi-Umfrage, die vom 15. Februar bis zum 30. April 2021 lief, beteiligt. 

Ziel sowohl der Avacon-Umfrage wie auch der sich anschließenden bundesweiten Umfrage war es, einen Überblick über die Ausbildungssituation in der Energiewirtschaft während der Corona-Pandemie aus Sicht der Auszubildenden zu gewinnen. Dabei sollte ein realistischer Blick auf die durch die Pandemie veränderten Ausbildungsprozesse abgeleitet werden, um sodann Handlungsempfehlungen sowie Umsetzungsimpulse für Unternehmen in der Energiebranche zu generieren. Zielgruppe der bundesweiten Umfrage waren alle Auszubildenden und dual Studierenden mit Tätigkeit in der Energiebranche (Abb. 1).

Abb. 1: Soziodemografische Daten der Befragung, Quelle: Avacon

Die wichtigsten Ergebnisse der bundesweiten Azubi-Umfrage

Auswirkungen auf Kompetenzen

Technisch-gewerbliche Auszubildende spüren eher starke Veränderungen bei den beruflichen und persönlichen Anforderungen (72 Prozent) als kaufmännische Auszubildende (47 Prozent). Die meisten Auszubildenden sind mit der Vermittlung der digitalen Kompetenzen zufrieden, lediglich 22 Prozent wünschen sich in diesem Zusammenhang eine verstärkte Vermittlung der Kompetenzen.

Die Vermittlung von Fachkompetenzen sehen die Auszubildenden hingegen „durchwachsen“ bzw. geteilt: Während es 21 Prozent der Befragten durch virtuelle Formate leichtfällt, erforderliche Fachkompetenzen zu erlangen, geben 36 Prozent an, Probleme mit virtuellen Formaten und deren Fachkompetenzvermittlung zu haben (Abb. 2). 44 Prozent vertreten eine neutrale Sichtweise.

Abb. 2: Bei der Frage danach, ob die Befragten durch virtuelle Formate leicht die erforderlichen Fachkompetenzen erlangen können, zeichnet sich ein heterogenes Bild ab. Quelle: Avacon

Lernen und Lerntransfer

Die Bildungseinrichtungen haben auf die COVID-19-Pandemie mit angepassten alternativen Lernmethoden reagiert. Am häufigsten wurden in der Befragung der Unterricht per Video- Konferenz, die Bereitstellung des Lernstoffs in digitaler Form und das selbstständige Lernen genannt. 

Dies hat direkte Auswirkungen auf die Auszubildenden, die in diesem Kontext Veränderungen im eigenen Lernverhalten bemerken: 61 Prozent von ihnen greifen sehr stark oder stark auf virtuelle Medien zurück, weshalb diese eine Schlüsselrolle zur Weiterbildung in der Pandemie spielen. 

Bezüglich der Frage, wie nachhaltig das selbstständige Lernen ist, herrscht zwar Unsicherheit unter den Auszubildenden. Die detailliertere Analyse zeigt jedoch, dass technisch-gewerbliche Auszubildende ihr selbstständiges Lernen geringer als kaufmännische Auszubildende einschätzen.

Virtuelle Welt / IT-Ausstattung

Durch das mobile Arbeiten ergeben sich neue Anforderungen an die Ausstattungen im Homeoffice. Die den Auszubildenden zur Verfügung gestellte IT-Ausstattung funktioniert, bis auf Einzelfälle (13 Prozent), problemlos. Und auch der Umgang mit den digitalen Tools (z. B. E-Learnings) funktioniert sehr gut, und gerade einmal 6 Prozent der Befragten haben vereinzelt Probleme mit den Tools. 

Um sich noch besser unterstützt zu fühlen, benötigen lediglich 19 Prozent der Auszubildenden andere oder weitere Systeme; der Großteil hingegen braucht keine weitere Unterstützung bei der Arbeit mit digitalen Tools. 62 Prozent der Auszubildenden haben die digitale Zusammenarbeit als zielführenden Weg in der COVID-19-Pandemie gesehen (Abb. 3).

Abb. 3: Bei der Frage danach, wie die Befragten die digitale Zusammenarbeit bewerten, zeichnet sich ein deutliches Bild ab. Quelle: Avacon

Soziales Gefüge

Die Umfrage zeigt, dass die Corona-Pandemie den Umgang unter den Auszubildenden verändert hat. Während 47 Prozent der befragten Auszubildenden virtuelle Netzwerke genutzt haben, um sich weiterhin auszutauschen und in Verbindung zu bleiben, geben 27 Prozent an, dass es ihnen nicht gelingt, ausreichend Kontakt mit den anderen Azubis virtuell beizubehalten (Abb. 4)

Das Miteinander und die Unterstützung unter Kollegen wird hingegen größtenteils als unverändert wahrgenommen. Bei Betrachtung der Tendenzen wird das Miteinander und die Unterstützung jedoch als eher geringer empfunden denn als stärker (37 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent).

Emotionale Stabilität

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Abgrenzung von Homeoffice und Freizeit verstärkt geschult werden muss. Anders als bei anderen Ausbildungsberufen fällt in detaillierter Analyse auf, dass immerhin 80 Prozent der kaufmännischen Auszubildenden Homeoffice von ihrer Freizeit abgrenzen können. 

Auf der anderen Seite beeinflusst die Pandemie die Prüfungsvorbereitung und Lerninhalte so sehr, dass viele Auszubildende Sorgen und Ängste haben, anstehende Prüfungen nicht bewältigen zu können; besonders hoch (52 Prozent) ist der Anteil hierbei bei den technisch-gewerblichen Auszubildenden. Gleichzeitig regt die aktuelle Situation die Auszubildenden vermehrt zum Nachdenken an, was sie in vielen Fällen zusätzlich und nachhaltig belastet. 

Gleichwohl sieht ein Großteil der befragten Personen (72 Prozent) mit den Erfahrungen aus der COVID-19-Pandemie ihre Ausbildung bzw. ihr Studium in der Energiewirtschaft als krisensicher an.

Abb. 4: Mehr als jeder vierte Azubi hat während der Corona-Pandemie Probleme damit, den Kontakt zu anderen Auszubildenden zu halten. Quelle: Avacon

Veränderungen

Die Ausbildungssituation 2020, so zeigen es die Umfrageergebnisse, unterscheidet sich deutlich von den Vorjahren. Die befragten Auszubildenden vermissen besonders den persönlichen Kontakt, den gemeinsamen Austausch und das Miteinander. 

Dabei geben sie auch an, innerhalb des Unternehmens weniger integriert und vernetzt zu sein. Gleichzeitig nehmen die Azubis Veränderungen im Lernverhalten wahr. Dabei fehlt ihnen vor allem die Vermittlung von praktischen Fähigkeiten und es entsteht das Gefühl, langsamer zu lernen sowie Wissenslücken zu haben. Durch das vermehrte Selbstlernen fehlt zudem die externe Motivation und Unterstützung.

Die kaufmännischen Auszubildenden wiederum geben beim Selbstlernen und beim veränderten Arbeitsalltag positiv an, dass ihnen mehr Vertrauen entgegengebracht wird. Zudem entsteht das Gefühl, dass Berufsschulen mit der Situation überfordert sind und Lehrerinnen/ Lehrer nicht über das notwendige Technik-Know-how verfügen. Die vermehrte Anwendung von digitalen Tools ist aber auch für die Auszubildenden eine neue Erfahrung, welche Herausforderungen mit sich bringt.

Die Umfrage zeigt auch, dass der neue Arbeitsalltag in der Pandemie durch „Eintönigkeit“ weniger motivierend und abwechslungsreich sowie schneller ermüdend zu sein scheint. Die Veränderungen der Ausbildung durch die COVID-19-Pandemie werden dabei als nachhaltig (49 Prozent) wahrgenommen. Gleichzeitig zeigt sich, dass unter den Azubis – trotz der Pandemie – keine veränderten beruflichen Zukunftsaussichten gesehen werden.

Ausbildung in Corona-Zeiten

Im Gespräch mit Daniel Plötz, Leiter Ausbildung und Personal bei der Avacnon Netz GmbH

Zusammenfassung

Die bundesweite Umfrage stärkt das aus den zuvor aus der internen Avacon-Umfrage generierte Bild, insbesondere in den Punkten der zunehmenden Veränderungen der beruflichen wie auch persönlichen Kompetenzanforderungen, der an die Pandemie angepassten Lernmethoden sowie der Gewissheit, einer krisensicheren Ausbildung in der Energiewirtschaft nachzugehen.

Handlungsempfehlungen an die Branche

Aus den Ergebnissen lassen sich die nachfolgend aufgeführten Handlungsempfehlungen für die Branche ableiten, welche zudem der Gremienverbund von AGFW, BDEW, DVGW, rbv und VDE als Basis der Zielausrichtung nutzt:

  • Investition in neue Kompetenzanforderungen für Azubis: Selbstbildungskompetenz, digitale Medienkompetenz und soziale Kompetenz,
  • frühzeitiges Einbinden von Lernmethoden und Entwicklung – und zwar vom ersten Tag an,
  • Formate für den sozialen Zusammenhalt anbieten sowie Achtsamkeit und Entgrenzung in den Fokus nehmen,
  • relevante IT-Ausstattung für die Azubis zur Verfügung stellen,
  • mehr Lösungen für veränderte und neue Formen der Zusammenarbeit entwickeln. Unternehmen stellen sich auf breites Spektrum ein (von Kollaborationsmodellen bis hin zu Einzelcoachings),
  • ein „New Normal“ bzw. eine hybride Ausbildung für die Zukunft entwickeln, insbesondere zur Gewährleistung der praktischen Handlungsfähigkeit, Sicherstellung der Prüfungsvorbereitung und des Prüfungsablaufs sowie Stärkung des Wissensaufbaus für Aspekte der Berufsschulen,
  • Eigenverantwortung und Partizipation über einen systemischen Bildungsansatz
    fördern.


Bei weiterem Interesse können detaillierte Daten der bundesweiten Umfrage angefragt werden.

Kontakt zu den Autoren

Daniel Plötz und Chiara Meyer
Avacon Netz GmbH
E-Mail: daniel.ploetz@avacon.de
www.avacon-netz.de

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