Eine sich verändernde Wasser- und Energieversorgung, die den Anforderungen des Klimawandels und der Versorgungssicherheit gerecht werden muss, die digitale Arbeitswelt, die aktuelle Überalterung der Branche und weitere branchenspezifische Herausforderungen stellen auch die Rolle der Meisterinnen und Meister auf den Prüfstand. Der Bedarf an hochqualifiziertem technisch-gewerblichem Personal in den Versorgungsunternehmen ist immens. Doch wie gewinnen wir die dringend gesuchten Fachkräfte?
Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus der Fachzeitschrift DVGW energie | wasser-praxis.
Meisterinnen und Meister sind gefragte Fachleute mit Technikkompetenz: Sie verfügen über eine ausgeprägte Organisationsfähigkeit, sind betraut mit der Führung von Personal und aufgrund ihrer Befähigung meist als Ausbilderinnen und Ausbilder tätig. Kurzum: Sie sind top qualifizierte Allrounder, ohne sie liefe es in den Unternehmen nicht „rund“.
Doch der Weg zur erfahrenen Wassermeisterin oder zum routinierten Netzmeister Gas und Wasser, die mit Sachverstand und Geschick wichtige Fach- und Führungsaufgaben zur Sicherstellung der Versorgung in den Energie- und Wasserversorgungsunternehmen übernehmen, ist zeit- und lernintensiv.
Anknüpfend an eine dreijährige Ausbildung, nach deren erfolgreichem Abschluss der Qualifikationslevel 4 nach dem Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) erlangt wird, müssen Berufserfahrungen gesammelt und in der Regel ein Prüfungsvorbereitungslehrgang mit einem Umfang von ca. 1.200 Stunden intensiver Weiterbildung absolviert werden, um die Kenntnisse zu erlangen, die der DQR-6-Meisterstufe entsprechen.
Je nach Unterrichtsform können dabei schnell sechs Monate bis zwei Jahre ins Land gehen.
Gut zu wissen
Als Mentoring bezeichnet man eine spezifische persönliche Beziehung zweier Personen, bei der eine erfahrene Person (die Mentorin bzw. der Mentor) ihr Fach- und Erfahrungswissen an eine weniger erfahrene, zumeist jüngere Person (den Mentee) weitergibt. Ziel ist es einerseits, die oder den Mentee persönlich und individuell zu unterstützen. Andererseits hat die Mentorin bzw. der Mentor die Chance, Einblicke in die Gedanken- und Ideenwelten der jungen Generation zu erhalten.
Die Frage, wie man z. B. Wassermeister oder -meisterin wird, kann bereits in der Berufsorientierungsphase ein wesentlicher Faktor für die Berufswahl sein. Weiterbildungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen und eine damit verknüpfte Zukunftssicherheit nach der Berufsausbildung sind wesentliche Bausteine, um junge Menschen für einen technisch-gewerblichen Beruf zu begeistern.
Ist die Begeisterung einmal geweckt, besteht die Kunst darin, dieses Feuer am Leben zu erhalten und die Freude am Job in den (Berufs-)Alltag zu integrieren. Wenn das gelingt, steigt die Bereitschaft zur Aufstiegsfortbildung – und damit auch die Chance, dass sich junge Menschen langfristig mit der Branche identifizieren.
Ehrlicherweise muss an dieser Stelle gesagt werden, dass der Weg zur „Meisterschaft“ steinig sein kann. Oftmals sind viele Dinge gleichzeitig unter einen Hut zu bringen: Berufsalltag, Familie, Weiterbildung, Prüfungen etc. – da sind ein gutes Zeitmanagement, die Unterstützung durch den Arbeitgeber und das Verständnis in der Familie notwendig, um den avisierten Meisterinnen- oder Meisterbrief tatsächlich irgendwann in den Händen halten zu können.
Und danach? Erst einmal feiern und stolz sein! Doch schon wenige Tage später geht der Ernst des Berufslebens weiter. Hier gilt es, Brücken zu bauen, damit die oben erwähnte Begeisterung nicht zu kurz kommt.
Gut zu wissen
Um sich auf die Prüfung als Meisterin bzw. Meister bestmöglich vorzubereiten, bietet die DVGW Berufliche Bildung gezielte Vorbereitungslehrgänge an, die sowohl in Vollzeit als auch in berufsbegleitenden Block- und Fernlehrgängen absolviert werden. Die Lehrgänge werden an verschiedenen Standorten in Deutschland und online angeboten.
Eine solche Brücke kann z. B. das Mentoring sein, bei dem erfahrene Meisterinnen und Meister ihre wertvollen Berufserfahrungen an die junge Generation weitergeben und damit Praxiswissen sichern.
Der DVGW bietet seit 2019 ein entsprechendes Mentoring-Programm an, welches Nachwuchskräfte bei der persönlichen Karriereentwicklung unterstützt. Gefördert wurden bislang vorwiegend Studierende aus dem Energie- und Wasserfach, die sich in der Endphase ihres Studiums befinden.
Ab 2024 möchte der DVGW diesen Personenkreis um Nachwuchskräfte aus dem technisch-gewerblichen Bereich (wie z. B. Meisterinnen und Meister sowie Technikerinnen und Techniker) erweitern. Über einen Zeitraum von zwölf Monaten werden diese von erfahrenen Fachkolleginnen und -kollegen, die meist selbst in Versorgungsunternehmen tätig sind, gecoacht.
In dieser Zeit setzen sich die jungen Meisterinnen und Meister intensiv mit ihren beruflichen Wünschen, der Anforderungsbewältigung im Job und persönlichen Stärken und Schwächen auseinander. Umgekehrt profitieren auch die Mentorinnen und Mentoren vom neuen Wissen, das die Mentees frisch aus ihrer Weiterbildung bzw. ihrem Studium mitbringen – eine Win-win-Situation.
Und noch ein Aspekt sollte nicht vergessen werden: Die Frage „Wie kann es gelingen, dass ich sinnstiftend und zukunftsorientiert arbeite, Freude an meiner Tätigkeit entwickle und diese Freude erhalte?“ stellen sich nicht nur junge Menschen.
Auch Personen mit langjähriger Berufserfahrung – sicherlich ein Großteil der Leserinnen und Leser – haben diesen Anspruch. Was gibt es also Besseres, als Wissen zu teilen und damit Brücken zu bauen? Schließlich sind berufliche Wertschätzung und Teilhabe von Anbeginn für junge (und auch ältere) Berufstätige elementare Voraussetzungen für Zufriedenheit im Job und damit Motivationsgaranten.
Machen Sie mit – melden Sie sich, wenn Sie fundierte Fach- und Branchenkenntnisse besitzen und diese an junge Meisterinnen und Meister, Technikerinnen und Techniker oder Studierende weitergeben möchten!
Kontakt:
Ulrike Holtkamp
DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V.
Technisch-wissenschaftlicher Verein
Josef-Wirmer-Str. 1–3
53123 Bonn
Tel.: 0228 9188-236
E-Mail: ulrike.holtkamp@dvgw.de
Internet: www.dvgw.de