Gemeinsam für die Zukunft aufstellen:

Sektor-übergreifendes Netzwerk wasserplus OWL

Wassertropfen und transparente Molekülstruktur
Foto: Quelle: peterschreiber.media/ Adobe Stock

Die derzeit relevanten Probleme und Herausforderungen der Wasserwirtschaft in Deutschland lassen
sich häufig gemeinsam besser lösen als im Alleingang. Die vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte
Kooperationsplattform
wasserplus OWL möchte in diesem Zusammenhang relevante Akteure und Strukturen
zusammenbringen und legt gleichzeitig einen Schwerpunkt auf die Gewinnung von Nachwuchskräften.
Der vorliegende Beitrag stellt das Netzwerk vor und gibt einen Einblick in erste Aktivitäten.

Dieser Beitrag stammt ursprünglich aus der Fachzeitschrift DVGW energie | wasser-praxis.

Der Klimawandel, demografische Entwicklungen, Landnutzungsänderungen, technologische Neuerungen und ein verändertes Konsumverhalten bringen
umfassende Veränderungen in der Wasserwirtschaft mit sich, die nicht allein durch branchenspezifische oder lokale Maßnahmen bewältigt werden können.

Dies gilt insbesondere für eine ressourcenorientierte Wasserwirtschaft, die
sich an häufigere und intensivere Extremereignisse (wie Starkregen, Dürre, Hoch- und Niedrigwasser) und Trinkwassernotstände anpassen muss. Diese immer komplexer werdenden Herausforderungen erfordern inter- und transdisziplinäre
Lösungsansätze für eine nachhaltige Wasserwirtschaft, bei denen sowohl die Zusammenarbeit lokaler Institutionen und Akteurinnen und Akteure untereinander als auch die Kooperation auf regionaler Ebene von zentraler
Bedeutung sein werden.

Vor diesem Hintergrund fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW NRW) die Kooperationsplattform wasserplus OWL. Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes
NRW, hat den Förderbescheid für das vierjährige Projekt Ende April 2023 an Verbundleiter Professor Dr.-Ing. Jörg Felmeden vom Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe (TH OWL, Standort Detmold) übergeben.

Prof. Dr.-Ing. Jörg Felmeden wird durch seine Kolleginnen/ Kollegen Prof. Dr.-Ing. Martin Oldenburg (TH OWL; Höxter) und Prof.’in Dr.-Ing. Martina Flörke (Ruhr-Universität Bochum (RUB)) in der wissenschaftlichen Leitung des Projektes
unterstützt. Die Kooperationsplattform wasserplus OWL vernetzt hochschulintern die Einzeldisziplinen der Wasserwirtschaft und ausgewählte Fachgebiete an den
TH-OWL-Standorten Detmold, Höxter und Lemgo untereinander und mit der Ruhr-Universität Bochum (Schnittstelle urbaner Raum). Die Vernetzung der RUB mit den im Ruhrgebiet agierenden Wasserverbänden dient als Transferbeispiel
für die ländlich strukturierte Region Ostwestfalen-Lippe (OWL).

Im Startteam der Kooperationsplattform wirken die Stadt Detmold (Fachbereich Tiefbau und Immobilienmanagement), die Bezirksregierung Detmold (Dezernat 54: Wasserwirtschaft), der Kreis Lippe (Fachbereich Umwelt, nachhaltige Entwicklung und Mobilität), der Kreis Höxter (Fachbereich Umwelt, Bauen und Geoinformationen), die Stadtwerke Detmold GmbH (Bereich Wasserversorgung) sowie der Stadtentwässerungsbetrieb (STEB) Paderborn als wasserwirtschaftliche
Praxis- und Kooperationspartner von Beginn an mit.

Das Projekt berücksichtigt vorhandene Strukturen und Netzwerke in OWL und entwickelt diese weiter, sodass die Themen und Akteurinnen/Akteure innerhalb der Wasserwirtschaft (Gewässerschutz, Wasserversorgung, Abwasserbewirtschaftung, Umgang mit Extremereignissen etc.) integriert und mit weiteren Infrastruktursektoren verknüpft werden (Abb. 1).

Sektorübergreifende Kooperationen mit verschiedenen Infrastrukturbereichen und der RUB

Abb. 1: Sektorübergreifende Kooperationen mit verschiedenen Infrastrukturbereichen und der RUB. Quelle: TH OWL

„Wir arbeiten sektorübergreifend, da wir aus den zurückliegenden
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in vielen Bereichen wissen, wie wir technisch und organisatorisch Herausforderungen wie dem demografischen und dem Klimawandel begegnen können bzw. müssen. Das Problem liegt oftmals in der Umsetzung. Und für integrierte Lösungen müssen alle Akteurinnen und Akteure, also auch die Stadtplanung (Stichwort Integrierte Regenwasserbewirtschaftung), die Energiewirtschaft (Stichwort Abwasserwärmerückgewinnung) oder auch die Landwirtschaft (Stichwort
Nährstoffrückgewinnung aus Abwasser) gemeinsam und frühzeitig zusammenkommen, Vertrauen aufbauen und integriert planen, bauen und betreiben“, erörtert Professor Felmeden die Hintergründe der Kooperationsplattform. 

Eine intensivierte Zusammenarbeit ermögliche nicht nur die Mobilisierung von unterschiedlichsten Ressourcen, sondern steigere auch die Planungssicherheit durch robustere Lösungen. Dadurch verbessern sich die Chancen für erfolgreiche
Umsetzungen zukunftsweisender Ansätze in der Wasserwirtschaft.

Um das Netzwerk innerhalb der Region zu erweitern und seine Reichweite zu steigern, wird eine Kompetenzdatenbank aufgebaut, die auf eine umfassende Stakeholder-Analyse gestützt ist. Regelmäßige Newsletter werden über aktuelle
Entwicklungen informieren und den Erfahrungsaustausch fördern. Zudem wurde eine eigene Webseite (www.th-owl.de/wasserplusowl) aufgebaut, die sukzessive erweitert wird und als zusätzliche Informationsplattform sowohl für die
Zivilgesellschaft als auch für die Kooperationspartnerinnen und -partner dient.

Themenworkshops mit/bei den Kooperationspartnerinnen/ -partnern und ggf. mit externen Referentinnen und Referenten sollen dazu beitragen, den Erfahrungsaustausch zwischen allen Beteiligten in der Wasserwirtschaft zu verbessern.

Mithilfe von Fortbildungsveranstaltungen kann die Integration weiterer Sektoren (wie beispielsweise Landwirtschaft, Stadtplanung, Industrie etc.) gefördert werden. So fand beispielsweise Anfang März 2024 ein fachamtübergreifender
Workshop bei der Stadt Detmold zum Thema „Umsetzung integrierter Regenwasserbewirtschaftung auf öffentlichen und privaten Flächen im Bestand“ statt, inklusive externem Beitrag vom Wirtschaftsbetrieb der Stadt Hagen.

Zudem spielt auch die Nachwuchsförderung und -integration im Bereich der Wasserwirtschaft eine zentrale Rolle. Hierfür haben Anfang des Jahres 2024 Studierende der Studiengänge mit Wasserbezug vom Fachbereich Bauingenieurwesen und vom Fachbereich Umweltingenieurwesen und Angewandte Informatik eine DVGW-Hochschulgruppe gegründet (vgl. hierzu auch die Ausgabe 03/2024 dieser Fachzeitschrift).

Auch während der Hochschulinformationstage an der TH OWL hatte das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft des Fachbereichs Bauingenieurwesen die Möglichkeit, interessierte Abiturientinnen und Abiturienten für das Thema Wasser zu sensibilisieren und die Vielzahl von Berufsmöglichkeiten im Bereich Wasser
vorzustellen.

Ein weiterer wichtiger Punkt im Projekt wasserplus OWL ist die Sensibilisierung
zum Thema Wasser in der Bevölkerung und besonders bei jungen Menschen.
Hierfür wurden in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Ella Ziegler und Studierenden Formate wie z. B. ein Wasser-Quiz entwickelt. Die Formate sind klassen- und altersabhängig und sollen in Zukunft für die Vorstellung in Schulen genutzt werden. So sollen Kinder bereits im Grundschulalter auf spielerische Art für das Thema Wasser sensibilisiert und ein entsprechendes Grundverständnis geschaffen werden.

Gleichzeitig soll das Quiz vor allem in den Oberstufen die Vielzahl der Berufsmöglichkeiten im Bereich des Wassers verdeutlichen. Am Kinderhochschultag im Januar 2024 konnten die Studierenden zum ersten Mal das Quizformat mit Grundschülerinnen und -schülern aus der vierten Klasse der Bachschule in Detmold ausprobieren (Abb. 2).

Studierende an der TH OWL in Detmold probieren am Kinderhochschultag das selbst erstellte Wasser-Quiz mit den Grundschülerinnen und -schülern aus.
Studierende an der TH OWL in Detmold probieren am Kinderhochschultag das selbst erstellte Wasser-Quiz mit den Grundschülerinnen und -schülern aus.

Abb. 2: Studierende an der TH OWL in Detmold probieren am Kinderhochschultag das selbst erstellte Wasser-Quiz mit den Grundschülerinnen
und -schülern aus. Quelle: TH OWL

Durch interaktive Formate, Programme zur Talentförderung und Innovation Camps sollen Studierende direkt mit gezielten Tätigkeiten in das Projekt eingebunden werden und erhalten auch die Möglichkeit, ihre Bachelor- und Masterarbeiten bei den Kooperationspartnerinnen und -partnern zu schreiben.

Die Vorteile liegen für Professor Felmeden auf der Hand: „Die Studierenden
profitieren durch das Netzwerk beim Start ins Berufsleben und durch vielseitige
Praxiseinblicke in Unternehmen der Wasserwirtschaft und anderer Sektoren. Sie können sich bereits während ihres Hochschulstudiums mit zukünftigen Branchenkolleginnen und -kollegen austauschen und an zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten und Branchenveranstaltungen teilnehmen.“

Im Sommersemester 2024 steht an der TH OWL ein studentischer Wettbewerb
auf dem Programm. Studierende unterschiedlicher Fachbereiche können in interdisziplinären Teams kreative Konzepte zum Thema Trinkwasserbrunnen
im öffentlichen Raum am Beispiel der Stadt Detmold entwickeln, um Trinkorte in der Stadt für die Bürgerinnen und Bürger ansprechend, informativ und einladend zu gestalten und somit für das Thema Wasser zu sensibilisieren und zum Trinken von Leitungswasser im Sinne der regionalen Nachhaltigkeit anzuregen.

Den Wettbewerb richtet das Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
mit der Stadt Detmold, den Stadtwerken Detmold und den Fachbereichen Detmolder Schule für Gestaltung und Medienproduktion aus. Hintergrund für das Thema Trinkwasserbrunnen ist das Projekt NRWasserwende und das Wasser-Quartier in Detmold.

Zur Verstetigung der Kooperation über die Förderphase hinaus wird die Gründung
eines inter-/ transdisziplinären Institutes an der TH OWL angestrebt, um die vielfältigen Aktivitäten und Beziehungen zu institutionalisieren und gesichert in die Zukunft zu tragen.

Informationen

Wer Interesse an der Mitwirkung im Netzwerk wasserplus OWL hat, wende sich gerne per E-Mail (wpOWL@th-owl.de) an das Projektteam oder direkt an Verbundleiter Prof. Dr.-Ing. Jörg Felmeden

Kontakt:
Prof. Dr.-Ing. Jörg Felmeden
Fachgebiet Siedlungswasserwirtschaft
Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe
Emilienstr. 45
32756 Detmold

Tel.: 05231 769-6912
E-Mail: joerg.felmeden@th-owl.de
Internet: www.th-owl.de/bauingenieurwesen

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