Für Tim war klar: Sein zukünftiger Job soll seine Interessen abdecken. Mathe und Geografie, aber auch etwas Abwechslungsreiches. Gesucht und gefunden – Tim absolviert die Ausbildung zum Vermessungstechniker bei den SWS Netzen Solingen, der Netzgesellschaft der Stadtwerke Solingen.
Um sieben Uhr morgens startet der Arbeitstag von Tim Knappstein. Im Betrieb bekommen er und seine Kolleg*innen die Messaufträge für den Tag von den Baubeauftragten in den Sparten Gas, Wasser und Strom. Die Aufträge werden untereinander aufgeteilt und alles wird vorbereitet. Tim legt das Projekt im System an und liest die Punkte aus, an denen er sich vor Ort stationieren kann. Dann fährt er mit einem Kollegen los.
Tim ist im zweiten Lehrjahr seiner Ausbildung. Der Beruf des Vermessungstechnikers ist ihm bei seiner Recherche für einen späteren Job ins Auge gefallen, weil er genau seine Interessen abdeckt: Mathe und Geografie. Außerdem war dem 20-Jährigen wichtig, dass der Job abwechslungsreich ist und er sowohl draußen als auch im Büro arbeiten würde.
Nachdem er sich intensiv informiert hatte, war klar: Vermessungstechniker ist das Richtige für ihn. Seine Bewerbung bei den SWS Netzen Solingen war erfolgreich und nun arbeitet Tim in einem Team von 15 Leuten im Bereich der technischen Vermessung.
Im ersten Ausbildungsjahr lernte Tim die Grundlagen seines Berufs kennen: Wie funktioniert ein Tachymeter, wie errechnet das Tachymeter die Daten, was ist eine GNSS-Antenne? Auch der Umgang mit Messgeräten wurde ihm gezeigt und er erwarb Kenntnisse über die verschiedenen Messmethoden. Und außerdem: Was genau machen die SWS Netze in der Leitungsvermessung und wie funktioniert das überhaupt? Dazu gehört, dass er viel auf Baustellen unterwegs ist und seinen erfahrenen Kolleg*innen über die Schulter schaut.
Alle Infos über den Beruf, die Aufgaben, Voraussetzungen, Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten findest du im Steckbrief zur Ausbildung als Vermessungstechniker.
Der Arbeitsalltag als Vermessungstechniker ist sehr vielseitig. Bei den SWS Netzen Solingen ist die Vermessung in die drei Bereiche Außendienst, Erfassung im geografischen Informationssystem (GIS) und Administration unterteilt. Im Außendienst werden die Daten vor Ort erfasst und danach ins GIS eingepflegt, damit die Pläne auf dem neuesten Stand sind. Gibt es Probleme bei der Erfassung oder mit der Software, springen die Administratoren ein.
Reine Außendienstler haben wir eigentlich nicht mehr. In der Regel übernehmen wir als Vermessungstechniker sowohl die Datenaufnahme im Außendienst als auch die Erfassung im GIS.
Tim Knappstein
Vermessungstechniker bei den SWS Netzen Solingen
Zurück zu Tim und seinem Kollegen. Inzwischen sind sie an der Baustelle angekommen, an der sie die Leitung vermessen sollen. Tim holt das Tachymeter aus dem Wagen und befestigt es auf einem Stativ. Sein Kollege befestigt das Prisma auf dem Stab und geht zum ersten Anschlusspunkt. Die zuvor aus dem Projekt ausgespielten Punkte werden auf den Feldcontroller übertragen. Dort ist nun zu jedem Anschlusspunkt eine Koordinate hinterlegt.
Sobald das Tachymeter lotrecht aufgebaut ist, stationieren Tim und sein Kollege sich über die Anschlusspunkte. Anhand der bekannten Koordinaten kann sich das Tachymeter nun seine Standpunktkoordinate rechnen und mithilfe der gemessenen Schrägstrecke und dem Horizontal- und Vertikalwinkel auch die Koordinaten der neu ausgemessenen Punkte.
„Der Außendienst macht mir sehr viel Spaß“, erzählt Tim. Ihm gefällt auch, dass er bei den SWS Netzen sehr schnell selbstständig arbeiten und schon nach einem halben Jahr selbst Baustellen anlegen und vermessen durfte. „Ich kann hier über mich hinauswachsen“, erzählt der Azubi.
Auf einer Baustelle vermisst Tim die Leitungen. Foto: SWS Netze Solingen
Die Baustellen, an denen die Vermessungstechniker im Außendienst arbeiten, sind sehr unterschiedlich. Sie messen Hauanschlüsse ein, machen Messungen an Längsverlegungen neuer Versorgungsleitungen oder halten durch die Vermessung die Stellen fest, an denen die Leitungen oder das Kabel beschädigt waren und repariert wurden.
Tim und seine Kolleg*innen unterstützen die Planungsabteilung mit topografischen Aufnahmen. Es ist wichtig, dass der Verlauf des Bordsteins, des Gehweges, und von Zäunen sowie die Position von Schieberkappen, Laternen und Bäumen aufgenommen wird. Dies bildet die Grundlage zur Planung neuer Längsverlegungen. Ein Sonderprojekt ist momentan außerdem die Deformationsmessung des Pumpenhauses.
Nach der erfolgreichen Aufnahme der Daten geht es für Tim und seinen Kollegen zurück ins Büro. Die Messdaten werden auf den Computer übertragen. Tim erarbeitet eine Aufnahmeskizze und schickt diese zum technischen Counter. Der Kollege lädt die Skizze im GIS hoch, die vor Ort vermessenen Änderungen werden in das bestehende Kartenmaterial integriert: Die Lage der Leitungen wird angepasst, und die Objekte, die im Kartenmaterial noch nicht vorhanden waren, werden ergänzt.
Tim überträgt die gemessenen Daten ins GIS. Foto: SWS Netze Solingen
Die Ausbildung zum Vermessungstechniker ist dual aufgebaut. Das heißt, Tim verbringt ein bis zwei Tage pro Woche in der Berufsschule. Dort lernt er mit knapp 30 anderen angehenden Vermessungstechniker*innen die passende Theorie zu seinen praktischen Ausbildungsinhalten. Das ist vor allem Mathematik und darin die Bereiche Trigonometrie, Winkelfunktionen, Maßstäbe sowie die Berechnung von Flächen und Körpern.
Wer die Ausbildung machen möchte, sollte auf jeden Fall Mathe mögen. Außerdem sollte man Computerkenntnisse mitbringen und Spaß daran haben, draußen zu arbeiten.
Tim Knappstein
Vermessungstechniker bei den SWS Netzen Solingen
Nach drei Jahren Ausbildung wird Tim den SWS Netzen Solingen mindestens noch ein Jahr erhalten bleiben. Auszubildende werden beim Unternehmen grundsätzlich für ein Jahr übernommen. Das gibt den neuen Fachkräften erstmal Sicherheit. Für Tim stehen aber auch darüber hinaus die Chancen gut, dass er bei den Netzen weiterarbeiten kann.
Auch im weiteren Berufsleben gibt es für Vermessungstechniker*innen viele Weiterbildungsoptionen, sodass der Arbeitsalltag spannend bleibt. Eine Möglichkeit wäre ein Geodäsie-Studium, eine andere eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Vermessungstechniker. Tim will nach seiner Ausbildung erstmal sein Abitur nachholen, bevor er sich Gedanken über seinen weiteren beruflichen Werdegang macht.