Über den eigenen Beruf hinaus lernen: Franz wird Abwassertechniker

Franz Neudahm ist Auszubildender für Abwassertechnik auf der Kläranlage Bad Lausick. Foto: Veolia, Heiko Rebsch

Frei nach dem Motto, dass man für das Leben lernt, hat sich Franz auf die Suche nach einem spannenden Beruf gemacht. Fündig wurde er bei Veolia und der Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik.

Es ist der 1. August 2023 – für Franz Neudahm beginnt heute die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik bei Veolia. Dass es die Ausbildung im Abwasserbereich wird, ist Zufall und perfektes Match zugleich. Denn als es in der Schule um die Berufsorientierung geht, wird Franz nicht nur der Beruf der Fachkraft für Abwassertechnik, sondern auch Veolia vorgeschlagen. „Ich habe mich daraufhin über das Unternehmen und die Ausbildung informiert und geschaut, ob die Tätigkeiten zu mir passen“, berichtet Franz.

Im Sommer 2022 absolviert Franz dann ein erstes Praktikum – allerdings im Trinkwasserbereich. Die Arbeit gefiel ihm schon sehr gut, doch für einen vollumfänglichen Einblick entschied er sich für ein weiteres Praktikum im Abwasserbereich. Eine gute Entscheidung, denn in den Aufgaben der Abwassertechnik fand Franz genau das, was er gesucht hat: Aufgaben, die mehr als eine Fähigkeit erfordern und ihm auch abseits des Berufs nützlich sein können.

Franz macht die Ausbildung zur Fachkraft für Abwassertechnik. Du kennst den Ausbildungsberuf vermutlich eher unter dem Begriff „Umwelttechnologe für Abwasserbewirtschaftung“. Die Umbenennung erfolgte zum Start des Ausbildungsjahres 2024, um den erweiterten Anforderungen auch namentlich gerecht zu werden. Da Franz seine Ausbildung 2023 begonnen hat, gilt für ihn noch die ältere Bezeichnung und die dazugehörige Ausbildungsordnung.

Zurück zum ersten Ausbildungstag von Franz: Heute treffen er und die anderen Neuen auf die gewerblichen und kaufmännischen Auszubildenden aus dem zweiten und dritten Lehrjahr bei Veolia. Gemeinsam werden sie am traditionellen Willkommenstag vom Betriebsrat und der JAV (Jugend- und Auszubildendenvertretung) begrüßt und in den Arbeitsschutz eingewiesen. Bei einem Mittagessen bietet sich die Gelegenheit, sich auszutauschen und erste Kontakte zu knüpfen.

Im Laufe des Nachmittages finden noch ein paar Spiele statt, um sich besser kennenzulernen. Dann heißt es für Franz auch schon „Feierabend“ – die Eindrücke des Tages sacken zu lassen und sich auf den ersten „richtigen“ Arbeitstag vorzubereiten.

drei junge Männer auf der Kläranlage

Teamwork ist alles: Auf der Kläranlage unterstützen die Azubis Franz Neudahm (mitte) und Tim Winkler (rechts) Vorarbeiter Nicolas Jantke (links) bei der Arbeit auf der Kläranlage. Foto: Veolia, Heiko Rebsch

Alles auf Anfang

Tag zwei der Ausbildung beginnt ziemlich früh, denn Arbeitsbeginn ist um sieben Uhr. Ausgestattet mit der neuen Arbeitskleidung wird Franz von seinen Kollegen auf der Kläranlage begrüßt und die Aufgaben für den Tag werden verteilt. Franz schließt sich heute zwei Kollegen an, um sie bei der Instandhaltung der Anlagen im Gebiet des Versorgungsverbandes Grimma-Geithain, für den Veolia als Betriebsführer arbeitet, zu unterstützen.

„Wenn alle Aufgaben verteilt sind, gucken wir, ob wir alle Materialien und Werkzeuge im Auto haben, die wir für den Tag brauchen. Bis zur Mittagspause sind wir dann unterwegs und überprüfen verschiedene Anlagen und kontrollieren die Einhaltung der Grenzwerte“, fasst Franz zusammen. 

Tim Winkler (links) und Franz Neudahm (rechts) bei der Arbeit auf der Kläranlage in Bad Lausick. Foto: Veolia, Heiko Rebsch

Franz merkt schnell: Auch wenn sich Routinen entwickeln, die Arbeit ist jeden Tag anders. Im Bereich des Abwassers gehört viel Chemie dazu, wenn im Labor das Schlammvolumen bestimmt oder das gereinigte Wasser analysiert wird. Regelmäßig werden Proben entnommen und Messungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass keine Schadstoffe über das Gewässer zurück in den Wasserkreislauf gelangen. 

Ebenso gehören metall- und elektrotechnische Lehrgänge zu Franz‘ Ausbildungsalltag, um die handwerklichen Grundlagen zu lernen. Ganz am Anfang geht es um einfache Tätigkeiten wie bohren, feilen und sägen, um darauf aufbauend Werkstücke zu bearbeiten.

Im Arbeitsalltag kommen die neuen Fähigkeiten auf unterschiedliche Weise zum Einsatz: „Wenn bei einer Pumpe mal ein Gewinde nicht mehr greift oder man irgendwo was in die Wand bohren muss, dann sind diese Grundlagen schon nützlich“, findet Franz. Auch die elektrotechnischen Grundlagen erachtet er als wichtig. In den Lehrgängen hat der Auszubildende zum Beispiel, wie eine Schaltung aufgebaut wird.

Die Lehrgänge stehen in der überbetrieblichen Ausbildungsstätte auf dem Stundenplan und nehmen, neben der Berufsschule im ersten Lehrjahr, einen wesentlichen Teil der Ausbildung ein. Die Zeit im Ausbildungsbetrieb, um die praktischen Fähigkeiten auszubauen, erhöht sich dann mit jedem Lehrjahr.

Mir gefällt an meiner Arbeit im Abwasserbereich die Vielseitigkeit. Es gibt nicht nur ein spezielles Themengebiet, sondern es sind viele Bereiche, die wir mit unserer Arbeit abdecken.

Franz Neudahm
Fachkraft für Abwassertechnik bei Veolia

Mittlerweile befindet sich Franz im zweiten Ausbildungsjahr. Im Vergleich zum Anfang der Ausbildung sind einige neue Aufgaben dazu gekommen, bei denen er nicht mehr nur über die Schulter guckt, sondern die er selbst erledigt. Dazu gehört beispielsweise die Wartung von Pumpen. Hier müssen bei Bedarf Verschleißteile gewechselt werden, wenn die Pumpe nicht mehr die gewünschte Menge Abwasser fördert oder auch zu viel Strom verbraucht.

Dass das manchmal eine Aufgabe ist, die nicht an einem Tag erledigt ist, hat er am eigenen Leib erfahren: „Letztes Jahr haben wir auf der Kläranlage in Bad Lausick die Belüfterregister gewechselt. Damit wird im Belebungsbecken Sauerstoff eingetragen, der notwendig ist, damit die Bakterien ihre Arbeit machen und das Abwasser reinigen können“, schildert Franz. Bei diesem Einsatz waren nicht nur fast alle Kollegen aus seinem Team dabei, sondern auch eine Fremdfirma, die den Kran stellte und bediente. 

„Ohne Kran hätten wir die Belüfterregister nicht aus dem Becken ziehen können, um sie zu reinigen. Das ist keine alltägliche Aufgabe und schon etwas Besonderes“, erinnert sich Franz.

Von wegen manuell

Im Gegensatz zu früher, als jedes einzelne Becken auf der Anlage einzeln kontrolliert werden musste, läuft heute vieles digital. Über ein Prozessleitsystem können alle Becken und Stationen der Abwasserreinigung am Computer überwacht werden – das gilt auch für alle anderen Anlagen, die von Veolia im Auftrag der Verbände betreut werden. 

Neben der Anlage in Bad Lausick, auf der Franz hauptsächlich arbeitet, gibt es noch die Anlagen in Geithain und Colditz sowie viele kleinere Anlagen im gesamten Verbandsgebiet. Für ein Team von acht Leuten ganz schön viel Arbeit. 

Doch Franz erklärt: „Pro Anlage ist eine Person fest dort zugeordnet und alle anderen sind Springer. Sie unterstützen immer dort, wo gerade Hilfe benötigt wird. Wir haben uns das schon gut aufgeteilt, sodass keiner zu viel auf der To-do-Liste stehen hat.“

Ich finde es toll, dass der Beruf genauso ist, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Mein Ziel war es immer, einen Beruf zu haben, bei dem ich über den Job hinaus etwas lernen kann. Das wurde hier zu 100 Prozent erfüllt.

Franz Neudahm
Fachkraft für Abwassertechnik bei Veolia

Mit den Gerüch(t)en aufräumen

Ein großes Vorurteil der Arbeit auf einer Kläranlage sind die Gerüche. Ein Klischee, das Franz direkt widerlegt: „ Auf der Kläranlage riecht es nicht anders als sonst in der Natur. Wie dort kommt es auch bei uns auf der Anlage mal zu einem strengeren Geruch, aber das ist super selten.“

Der Azubi gibt zu, dass er vorher auch seine Bedenken hatte, aber mit dem ersten Praktikum auf der Kläranlage hatten sich diese in Luft aufgelöst. Hinzu kommt, dass die Arbeit hauptsächlich im Freien stattfindet und sich die Gerüche da gar nicht lange halten. Einen Tipp hat Franz noch für alle, die auch über die Ausbildung nachdenken: „Man sollte kein Problem mit schlechtem Wetter haben. Wir sind viel draußen unterwegs und dann kann es schon mal vorkommen, dass man die Arbeit bei Regen oder Schnee durchführen muss. Das gehört einfach dazu.“

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