Wasserversorgung ist Teamarbeit

zwei junge Männer im Wasserwerk
Johannes Denk und Ausbilder Matthias Hofmeister sind für die Wasserversorgung in Kelheim im Einsatz. Foto: STADTWERKE KELHEIM GmbH & Co KG

Den Weg des Trinkwassers vom Wasserhahn bis zum Grundwasser zurückverfolgen – mit diesem Gedanken hat sich Johannes bei den Stadtwerken Kelheim als Umwelttechnologe für Wasserversorgung beworben. Gemeinsam mit Ausbilder Matthias ist er für die Trinkwasserversorgung in der Region zuständig.

Woher kommt unser Trinkwasser? Wer sorgt dafür, dass zuverlässig sauberes Leitungswasser aus dem Wasserhahn kommt? Welche Schritte sind nötig, damit aus dem Wasser in seiner Reinform Trinkwasser wird? Fragen, die sich auch Johannes Denk gestellt hat. Der 18-Jährige hat daher verschiedene Praktika bei den Stadtwerken absolviert: „Mir hat das ganze Umfeld sehr gut gefallen, mir haben die Aufgaben Spaß gemacht und deshalb habe ich mich bei den Stadtwerken Kelheim beworben.“ Mit Erfolg – Johannes bekam die Zusage und befindet sich aktuell im ersten Lehrjahr der Ausbildung zum Umwelttechnologen für Wasserversorgung.

Auch sein Ausbilder und Kollege Matthias Hofmeister ist über ein Praktikum zu den Stadtwerken Kelheim und zu dem Beruf gekommen. 2018 begann er die Ausbildung, die zu dem Zeitpunkt noch Fachkraft für Wasserversorgungstechnik hieß.

Durch das Praktikum ist mir klar geworden, wie wichtig das Thema Wasser ist. Mir haben die Aufgaben sehr viel Spaß gemacht und als das Praktikum zu Ende war, habe ich direkt meine Bewerbung geschrieben.

Matthias Hofmeister
Ausbilder bei den Stadtwerken Kelheim

Da Johannes erst im August 2024 die Ausbildung begonnen hat, kann er sich noch sehr gut an die ersten Tage in der Ausbildung erinnern: „Ich habe eine Tour durch unser Trinkwassernetz bekommen, damit ich überhaupt weiß, wo das Wasser herkommt.“  

Anschließend ging es für den 18-Jährigen dann auch schon  an die Arbeit. Die Devise: nicht nur zugucken, sondern von Anfang an mitmachen und lernen. Noch sind es hauptsächlich unterstützende Aufgaben: Johannes hanft Rohre ein, montiert Zählerbügel oder arbeitet auf Baustellen mit und bereitet dort Rohrleitungen vor, die verlegt werden.

„Wenn ich nicht auf einer Baustelle mitarbeite, kümmere ich mich mit um unsere Hochbehälter, Druckerhöhungen und Brunnen oder ich unterstütze bei der Entnahme von Wasserproben, um die Wasserqualität sicherzustellen“, erklärt der Auszubildende. Immer mit vor Ort ist Matthias Hofmeister. Er kümmert sich um die Feinarbeiten, die Johannes noch nicht übernehmen darf. 

Dazu gehört zum Beispiel das Schweißen von Rohrleitungen: „Johannes ist jetzt schon eine große Unterstützung bei der Vorbereitung von Aufgaben. Für das Schweißen ist aber eine zusätzliche Qualifikation nötig, für die man einen Kurs und eine Schweißprüfung absolvieren muss. Die habe ich auch erst später gemacht“, ergänzt Matthias. 

Zu den Aufgaben von Johannes und Matthias gehört auch die Arbeit auf der Baustelle. Foto: STADTWERKE KELHEIM GmbH & Co KG 

Feste Zeitpläne? Fehlanzeige!

Jede Woche erhalten Johannes und Matthias von ihrem Vorgesetzten die Aufträge, die in der Woche erledigt werden müssen. Trotzdem gibt es auch einige Routinen, die die Arbeitszeit strukturieren. So ist zum Beispiel mindestens ein Tag in der Woche für Büroarbeiten geblockt, um erledigte Arbeiten zu dokumentieren und Pläne zu zeichnen, die ins GIS (geographisches Informationssystem) übertragen werden. 

Freitags ist „Brunnentag“.  Zum Versorgungsgebiet der Stadtwerke Kelheim gehören vier Tiefbrunnen, drei Hochbehälter und fünf Druckerhöhungsanlagen, die jeden Freitag kontrolliert werden müssen.

„An den Brunnen messen wir den pH-Wert, um Veränderungen im Wasser zu kontrollieren, und die Leitfähigkeit, um den Salzgehalt im Wasser zu überprüfen“, erklärt Ausbilder Matthias Hofmeister. Während er die Messungen durchführt, reinigt Johannes den Brunnenraum, um zu gewährleisten, dass das Trinkwasser nicht verunreinigt wird. 

Diese Aufgaben übernehmen Matthias und Johannes nicht allein, das Team besteht insgesamt aus sechs Personen, die für Wasser und Gas zuständig sind. Untereinander teilen sie dann jeweils auf, wer sich um die Druckerhöhungsanlagen kümmert und wer die Brunnen und Hochbehälter übernimmt.

Die Reinigung und Kontrolle unserer Brunnen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Aufgaben. Wir arbeiten mit Trinkwasser, da ist Sauberkeit ein großes Thema.

Matthias Hofmeister
Ausbilder bei den Stadtwerken Kelheim

Wie vielseitig der Beruf ist, hat weder Matthias noch Johannes erwartet: „Ich hätte nicht gedacht, dass zu dem Beruf so viel Schreibarbeit gehört. Ich bin aber sehr froh, dass ich durch das Praktikum schon viel mitbekommen habe“, gibt Johannes zu.

Zu den Tätigkeiten der beiden Wasserversorgungstechniker gehören auch das Beheben von Störungen, die an einem Hausanschluss oder einer Hauptleitung auftreten können. „Wenn wir zu einem Rohrbruch gerufen werden, ist eine der ersten Aufgaben zu prüfen, wie viele Haushalte von dem Rohrbruch betroffen sind. Je nachdem drehen wir das Wasser entweder am Hausanschluss oder an der Hauptleitung ab und informieren die Anwohner“, erzählt Matthias.

Austausch mit anderen Umwelttechnologen

Während Johannes in seiner Abteilung der einzige Auszubildende zum Umwelttechnologen für Wasserversorgung ist, sieht das in der Berufsschule etwas anders aus. Rund 25 Leute sind sie in der Klasse, von denen sich allerdings nicht alle für die Fachrichtung Wasserversorgung entschieden haben. „Im ersten Lehrjahr findet der Unterricht für die Umwelttechnologen aller Fachrichtungen gemeinsam statt, weil wir erstmal die Grundlagen der Umwelttechnik lernen und auch Einblicke in die anderen Fachbereiche bekommen“, berichtet Johannes.

Der Unterricht setzt sich aus Labortechnik, handwerklichem Arbeiten und Theorie zusammen, sodass Johannes und seine Mitschüler*innen auch die berufsspezifischen Inhalte kennenlernen. Dazu gehören die Funktionsweise einer Müllverbrennungsanlage, das Durchführen von Experimenten im Labor oder die Bearbeitung von Werkstücken, um sich mit den Gerätschaften vertraut zu machen. „Für die Ausbildung muss man kein Profi im Handwerk sein, es reicht, wenn man zumindest handwerklich geschickt ist. Alles andere lernt man im Betrieb“, verdeutlicht Johannes.

Das bestätigt auch Ausbilder Matthias. Für ihn zählen andere Eigenschaften deutlich mehr: „Wir haben sehr oft Kundenkontakt, da ist Freundlichkeit das A und O. Gerade ältere Menschen freuen sich, wenn wir uns mit ihnen unterhalten, während wir den Zähler wechseln.“ 

Ebenso wichtig ist für ihn die Fähigkeit im Team zu arbeiten, da die meisten Aufgaben zwei oder mehr Personen erfordern. Besonders für die Tätigkeiten im Labor ist außerdem Interesse an Naturwissenschaften und insbesondere an Physik und Chemie wichtig.

In der Berufsschule fängt man in vielen Bereichen bei null an. Bei mir in der Klasse sind auch einige Quereinsteiger, die für ihren Beruf bisher keine Naturwissenschaften gebraucht haben, da ist es echt gut, dass am Anfang die Grundlagen aufgefrischt werden.

Johannes Denk
Umwelttechnologe für Wasserversorgung bei den Stadtwerken Kelheim

Der Blick aufs Trinkwasser

Für Matthias und Johannes ist Trinkwasser nicht nur ein Lebensmittel, sondern auch „Arbeitsmittel“. Das hat den Blick verändert, wie die beiden verraten: „Trinkwasser ist für mich keine Selbstverständlichkeit mehr, weil ich jetzt den Aufwand kenne, bis das Wasser bei mir zu Hause aus der Leitung kommt“, so Johannes und Matthias ergänzt, „das beste Beispiel ist der Rohrbruch, wenn das Wasser plötzlich für einige Stunden abgedreht ist. Da wird einem auf einmal bewusst, wie selbstverständlich der Gang zum Wasserhahn ist.“

Hochbehälter von innen, gefüllt mit Trinkwasser

Das Trinkwasser für die Region wird in Hochbehältern gespeichert bevor es über die Trinkwasserleitungen den Weg zu den Wasserhähnen findet. Foto: STADTWERKE KELHEIM GmbH & Co KG 

Karrieremöglichkeiten nach der Ausbildung

Noch ist Johannes ganz am Anfang seiner Ausbildung, für ihn steht im Fokus, die Prüfungen zu bestehen und nach der Ausbildung von den Stadtwerken Kelheim als Geselle übernommen zu werden. Die Aussichten dafür sind ganz gut, verrät Matthias: „Wir bilden bei den Stadtwerken mit dem Ziel aus, dass wir die Auszubildenden im Anschluss übernehmen. Wenn es von beiden Seiten passt, stehen daher die Chancen gut.“

Wie gut die Karrieremöglichkeiten sind, zeigt sich am Beispiel von Matthias. Nach der Ausbildung wurde er von den Stadtwerken übernommen und machte 2023, nur wenige Jahre später, den Ausbilderschein.

Zum einen hatte er Lust auf eine neue Herausforderung, zum anderen machte er den Schein in Vorbereitung auf seine Weiterbildung zum Wassermeister, die er aktuell absolviert. 

Plötzlich Ausbilder zu sein, war für ihn eine Umstellung: „Es ist schon ein ungewohntes Gefühl, aber auch sehr schön. Ich musste mich selbst erst daran gewöhnen. Vor ein paar Jahren war ich noch Azubi und jetzt bin ich selbst für die Ausbildung verantwortlich.“

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