Gymnasium oder Realschule?

Welche Schulform soll es werden? Eine Entscheidungshilfe

Gymnasium oder Realschule? Mit dieser Entscheidung am Ende der Grundschule werden die Weichen für die kommende Schulzeit gestellt. Welcher Weg der richtige ist, hängt stark von den individuellen Voraussetzungen des jeweiligen Kindes ab. Klar ist: Sowohl mit Realschulabschluss als auch mit Abitur stehen am Ende der Schulzeit viele gute berufliche Türen offen. In dieser Entscheidungshilfe erklären wir den Unterschied der beiden Schulformen und zeigen Ansätze auf, wann das Gymnasium und wann die Realschule die bessere Wahl sein kann.
gymnasium oder realschule

Foto: Maria Sbytova  / Adobe Stock

Fast in allen Bundesländern ist die Wahl der weiterführenden Schule am Ende der 4. Klasse heute der Entscheidung der Eltern überlassen. Die Grundschulen erteilen meist nur noch Empfehlungen, denen der Großteil der Eltern auch folgt. Bei einer klaren Gymnasialempfehlung ist die Entscheidung oft schnell gefällt. Schwieriger wird es in den Fällen, in denen Eltern sich nicht zu 100 Prozent sicher sind, welche Schulform die richtige ist. Die Entscheidung hängt stark von den individuellen Voraussetzungen eines Kindes ab. Nicht immer ist eine einfache Wahl möglich und ein Abwägen der Vor- und Nachteile von Gymnasium versus Realschule nötig.

Was ist der Unterschied zwischen Gymnasium und Realschule?

Um bei der Wahl der Schulform zu einer Entscheidung zu kommen, ist es zunächst hilfreich, sich die grundlegenden Unterschiede von Gymnasium und Realschule vor Augen zu führen. Der augenscheinlichste Unterschied ist der Abschluss: Auf dem Gymnasium erwerben die Schülerinnen und Schüler das Abitur. Auf der Realschule ist das Ziel die mittlere Reife.

Damit verbunden ist eine unterschiedliche Dauer der Schulzeit. Der Realschulabschluss wird im Regelfall mit Abschluss der 10. Klasse erworben. Das Abitur erlangen die Schüler mit Abschluss der gymnasialen Oberstufe am Ende der 12. oder 13. Klasse.

Auch für die spätere Berufswahl kann es eine Rolle spielen, ob man das Abitur oder den Realschulabschluss hat. Abiturienten haben die Hochschulzugangsberechtigung erworben und können damit auf jeder Universität studieren. Auch für manchen Ausbildungsberufe wird heute das Abitur vorausgesetzt.

Nicht weniger gut sind die Aussichten mit Realschulabschluss: Es gibt eine große Auswahl an Berufen mit Realschulabschluss. Gerade in der Energie- und Wasserwirtschaft sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz bei hoher Übernahmewahrscheinlichkeit extrem gut.

Lehrplan und Fächer sind in der Realschule nahezu dieselben wie im Gymnasium. Allerdings bieten Gymnasien häufig eine breitere Auswahl an Fächern an. Latein wird beispielsweise nur an Gymnasien unterrichtet. Insgesamt vermitteln die Klassen 6 bis 10 sowohl auf der Realschule als auch auf dem Gymnasium ein breites Allgemeinwissen mit individueller Schwerpunktsetzung durch entsprechende Wahlfächer.

Die Unterrichtsinhalte sind am Gymnasium nicht nur dichter und umfangreicher als an der Realschule, sondern auch deutlich theoretischer ausgerichtet. In der gymnasialen Oberstufe wird die Allgemeinbildung vertieft und durch Vermittlung entsprechender Kompetenzen der Grundstein für ein Studium und wissenschaftliches Arbeiten gelegt. Dabei liegt ein Schwerpunkt auf den Fächern Deutsch und Mathematik sowie Fremdsprachen.

Kurz zusammengefasstGymnasium und Realschule im Vergleich

Schulabschluss

Lehrplan & Unterricht

Berufliche Möglichkeiten

Ist das Gymnasium schwerer als die Realschule?

Aufgrund des größeren Unterrichtspensums und der Anforderungen an selbstständiges Arbeiten erfordert der Besuch des Gymnasiums hohe Lernbereitschaft und Durchhaltevermögen. Spätestens in der Oberstufe des Gymnasiums, häufig aber schon in den Klassen zuvor, herrscht ein höherer Leistungsdruck als auf der Realschule. Schüler:innen, die dem hohen Lernpensum nicht schnell genug folgen können, verlieren den Anschluss und damit auch häufig die Lust an Schule und Lernen. Nicht umsonst ist die Abbruchquote am Gymnasium relativ hoch.

An der Realschule können sich die Lehrer häufig deutlich mehr Zeit für ihre Schülerinnen und Schüler nehmen. Gerade Kinder, die unter dem hohen Leistungsdruck am Gymnasium leiden würden, haben an der Realschule beste Chancen auf überdurchschnittliche Noten und einen entsprechend guten Abschluss nach der 10. Klasse.

Voraussetzungen für das Gymnasium

Für den Übergang von der Grundschule in das Gymnasium gibt es ja nach Bundesland unterschiedliche Regelungen. In der Regel werden entsprechend gute Noten vorausgesetzt. Darüber hinaus sollte man sich im Klaren darüber sein, dass der Besuch des Gymnasiums ein hohes Maß an Lernbereitschaft erfordert. Spätestens in der gymnasialen Oberstufe wird selbstständiges Arbeiten gefordert und auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung und Selbstorganisation.

Was ist besser, Gymnasium oder Realschule?

Auf die Frage, welche Schulform eher zu empfehlen ist, gibt es keine pauschale Antwort. Beide weiterführenden Schulen – Gymnasium wie Realschule – haben ihre Vorteile. Welches die bessere Wahl ist, ist eine individuelle Frage, die individuell beantwortet werden sollte.

Das Gymnasium gilt häufig als vermeintlich bessere Alternative, weil damit die Aussicht auf ein Hochschulstudium verbunden ist. Doch gute berufliche Perspektiven sind heute längst nicht mehr nur mit einem Studium verbunden. Auch eine duale Ausbildung mit Realschulabschluss bietet beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Erst Recht in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels, von dem z. B. die Energie- und Wasserwirtschaft stark betroffen ist.

Auf einen BlickVorteile von Gymnasium und Realschule im Vergleich

Vorteile Gymnasium

Vorteile Realschule

Realschule trotz Gymnasialempfehlung, macht das Sinn?

Es kann gute Gründe geben, sich trotz der Empfehlung für das Gymnasium für die Realschule zu entscheiden. Wer sich schon früh ganz sicher ist, dass ein Studium ohnehin nicht in Frage kommt, kann auf der Realschule eine sehr gute mittlere Reife erlangen und sich anschließend für einen der zahlreichen Ausbildungsberufe entscheiden.

Aber auch, wenn Charakter und Stabilität eines Kindes dem hohen Druck auf einem Gymnasium nicht standhalten werden, kann es sinnvoll sein, trotz Gymnasialempfehlung die Realschule zu wählen. Viele Kinder erzielen dort sehr gute Noten, was die Motivation und Freude am Lernen deutlich steigert. Am Ende ist das Kind so nicht nur viel glücklicher, sondern kann sich dann selbstsicher mit einem sehr guten Zeugnis für eine Ausbildung bewerben. Beste Voraussetzung für den erfolgreichen Berfufseinstieg.

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