Bei einer Internetrecherche hatte Yule zufällig die Stellenausschreibung von Veolia entdeckt. Der Umweltdienstleister suchte angehende Fachkräfte für Wasserversorgungstechnik. Seine Bewerbung war erfolgreich, inzwischen ist Yule im zweiten Ausbildungsjahr und hat seine Zwischenprüfung abgelegt.
Als die Berufsorientierung unter den Gleichaltrigen begann, war Yule Werner Belkot noch ratlos: Welche Ausbildung passt zu ihm? An seinen bisherigen Ferienjobs hatte er keinen Gefallen gefunden, also begab er sich digital auf die Suche. Zwischen vielen anderen Ausbildungsberufen stach die Fachkraft für Wasserversorgungstechnik heraus. „Chemie hat mich schon in der Schule interessiert. Also dachte ich, ich probiere das mal aus“, erzählt er heute. Gesagt, getan: Seine Bewerbung bei der Veolia war erfolgreich und so startete er im Sommer 2023 seine Ausbildung.
Moment mal! Fachkraft für Wasserversorgungstechnik – heißt der Job nicht anders?
Das stimmt. Seit August 2024 heißt der Beruf „Umwelttechnologe für Wasserversorgung“. Weil Yule jedoch vor diesem Zeitpunkt mit seiner Ausbildung gestartet hat, absolviert er diese noch als Fachkraft für Wasserversorgungstechnik. Die Inhalte sind allerdings ähnlich.
Die erste Woche seiner dreijährigen Ausbildung verbrachte Yule bei Veolia am Standort Oschatz im Landkreis Nordsachsen. Er erhielt dort als Erstes seine Arbeitskleidung und die Schlüssel. Anschließend zeigten ihm die Kollegen das Betriebsgelände. Am Anfang kam erwartungsgemäß viel Neues auf ihn zu: Begriffe, Werkzeuge, Abläufe – und auch die Kollegen kannte er nicht.
Besonders in Erinnerung geblieben ist dem 19-Jährigen der erste Einsatz mit dem „Hopser“, der offiziell als Vibrationsstampfer bezeichnet wird. Mithilfe des Gerätes wird das Erdreich beim Verlegen der Rohre verdichtet. „Am Anfang hatte ich etwas Angst, dass mir das Gerät auf die Füße hüpft“, erinnert sich Yule. Aber nach dem ersten Schreck machte ihm die Arbeit mit dem „Hopser“ richtig Spaß.
Ein weiterer spannender Moment war für den Auszubildenden der Umgang mit der sogenannten Erdrakete. Hierbei handelt es sich um einen Bodenverdrängungshammer, der unterirdische Kanäle für Rohrleitungen schafft. Die Kollegen erklärten Yule, wie der Vorgang funktioniert: Die „Rakete“ wird unterhalb der Erdoberfläche zu einem anvisierten Zielpunkt „geschossen“. Durch die so entstandene Röhre wird die neue Trinkwasserleitung hindurchgezogen. Ein Verfahren, das durchaus üblich ist, wenn das Erdreich entsprechend beschaffen ist.
Yule Belkot im Einsatz bei einem Hydrantenwechsel. Foto: Heiko Rebsch
In der überbetrieblichen Ausbildungsstätte in Nünchritz lernte Yule zusammen mit anderen angehenden Fachkräften für Wasserversorgungstechnik sowie Auszubildenden aus anderen umwelttechnischen Berufen viele praktische Grundlagen seines Berufes kennen. Auf dem Programm stand zu Beginn zum Beispiel ein Laborlehrgang. „Erstmal haben wir die Basics gelernt: den Umgang mit der Feinwaage, aber auch wie wir das Labor richtig reinigen“, erklärt der junge Mann, der in Dahlen zu Hause ist. Wenn die Grundlagen sitzen, geht es an schwierigere Aufgaben, beispielsweise eine Säure-Base-Titration oder das Mikroskopieren.
In einer Werkstatt wurden die Auszubildenden zudem mit den handwerklichen Grundlagen vertraut gemacht. Wie gehe ich mit einer Feile um oder mit einer Bügelsäge? Wie bohre ich richtig und wie funktioniert ein Messschieber? Auch hier folgten auf die grundlegenden Kenntnisse anspruchsvollere Aufgaben: „Uns wurden Maße vorgegeben und dann mussten wir eigenverantwortlich ein Werkstück fertigen.“
Die theoretischen Inhalte lernt Yule an der Berufsschule in Pirna. Wichtige Fächer für seine Ausbildung sind Chemie, Mikrobiologie und Armaturenkunde. Wie sind beispielsweise Schieber, Ventile oder Kugelhähne aufgebaut und was ist deren Funktion? Auch gesetzliche Vorgaben und Umweltschutz werden behandelt.
Mir gefällt vor allem das Thema Armaturen und Pumpen, weil das auch für die praktische Arbeit im Betrieb wichtig ist.
Yule Belkot
Fachkraft für Wasserversorgungstechnik bei Veolia
Mit den erlernten Grundlagen kann Yule auch bei Veolia richtig mitarbeiten und seine Kollegen im Betrieb schon als Azubi unterstützen. Das Team in Oschatz besteht aus knapp 20 Kollegen und ist für die Wasserwerke Oschatz, Dahlen, Schmannewitz, Malkwitz und Olganitz sowie eine Menge Pumpstationen im Gebiet des Wasserverbandes Döbeln-Oschatz zuständig. Zu Yules Aufgaben zählen auch die Kontrollrunden durch die Wasserwerke, die er mit einem Kollegen absolviert. „Wir schreiben dort zum Beispiel die Betriebsstunden und den Stromverbrauch auf und errechnen die Differenzen.“
Auch für die Beseitigung von Rohrschäden sind Yule und sein Team zuständig. Zu Beginn seiner Ausbildung hat der 19-Jährige nur Hilfstätigkeiten übernommen. Aber das änderte sich – auch auf den Baustellen. Inzwischen darf Yule selbst in die Baugrube, um zum Beispiel ein kaputtes Rohrstück herauszuschneiden und ein neues Element einzusetzen.
Gemeinsam mit einem Kollegen im Einsatz beim Hydrantenwechsel. Foto: Heiko Rebsch
Ein größeres Projekt stand zuletzt auch auf dem Plan: Im Wasserwerk Dahlen mussten die Filterklappen, die Eisenpartikel oder Schwebstoffe aus dem Rohwasser entfernen, gewechselt werden. Zu diesem Zweck musste für kurze Zeit die gesamte Anlage vom Netz genommen werden. „Nach erfolgreichem Tausch mussten wir prüfen, ob der Filter wieder ordnungsgemäß arbeitet und das Wasser anschließend beproben“, schildert Yule diese für ihn spannende und komplexe Tätigkeit.
Im Wasserwerk Dahlen hat Yule mit seinen Kollegen die Filterklappen gewechselt. Foto: Heiko Rebsch
Von der Vielfältigkeit seiner Aufgaben während der Ausbildung war Yule von Anfang an überrascht: „Ich dachte, der Beruf umfasst nur die Arbeit im Wasserwerk. Aber wir kümmern uns auch um das Rohrnetz und Hausanschlüsse. Diese Abwechslung finde ich super!“
Die Ausbildung zur Fachkraft für Wasserversorgungstechnik bzw. zum Umwelttechnologen für Wasserversorgung kann Yule nur empfehlen. Mitbringen sollten Interessierte seiner Meinung nach handwerkliches Geschick sowie Interesse an Chemie.
Wer gerne draußen an der frischen Luft ist und Spaß am Handwerk hat, ist in diesem Job genau richtig!
Yule Belkot
Fachkraft für Wasserversorgungstechnik bei Veolia
Yule befindet sich aktuell im zweiten Lehrjahr und würde auch nach der Ausbildung gerne bei der Veolia bleiben, „vor allem auch am Stützpunkt Oschatz, weil ich mich hier mit den Kollegen sehr gut verstehe“. Die Chancen für eine Übernahme stehen gut, nicht zuletzt, weil bald zwei erfahrene Kollegen in Rente gehen.