Vor- und Nachteile duales Studium

Duales Studium: Was dafür spricht und was dagegen

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Studieren und dabei Geld verdienen? Das klingt doch erstmal richtig gut. Ist es auch, denn du kannst deine Kenntnisse aus dem Studium direkt anwenden und durch die praktische Arbeit vertiefen. Doch ein duales Studium bringt nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich. Wir haben die Pros und Cons zusammengefasst.

Vorteile eines dualen Studiums

Wenn du dich für ein duales Studium entscheidest, hast du viele Vorteile auf deiner Seite. Das betrifft nicht nur ein geregeltes Einkommen, sondern auch deine beruflichen Perspektiven.

Große Praxisnähe

Ein duales Studium absolvierst du immer zur Hälfte an einer Hochschule und zur anderen Hälfte in einem Unternehmen. Dadurch ist ein duales Studium sehr praxisnah, ein Vorteil, der sich besonders deutlich in der Energie- und Wasserwirtschaft zeigt.

Diese Branchen sind stark auf praktisches und technisches Wissen angewiesen. Ein dualer Student, der in einem Energieversorgungsunternehmen tätig ist, könnte während seiner Praxisphasen z. B. in verschiedenen Abteilungen wie der Kraftwerksplanung oder der Netztechnik arbeiten. In der Theoriephase an der Hochschule lernt er beispielsweise die Grundlagen der Elektrotechnik oder der Energiewirtschaft.

In der Wasserwirtschaft könnte ein dualer Student bei einem kommunalen Wasserunternehmen praktische Erfahrungen in der Wasseraufbereitung, Abwasserentsorgung oder Rohrnetzplanung sammeln. Im Studium wiederum wird das Fachwissen über Hydrologie und Umwelttechnologie vermittelt. Dieses Wissen kann dann direkt eingesetzt werden, z. B. bei der Wartung und Verbesserung von Kläranlagen oder bei der Überwachung der Wasserqualität.

Diese enge Verzahnung von Theorie und Praxis stellt sicher, dass dual Studierende nicht nur ein tiefes Verständnis für die theoretischen Grundlagen ihrer Branche entwickeln, sondern auch die praktischen Fertigkeiten erwerben, die für den Berufsalltag notwendig sind. Das erleichtert dir den Berufseinstieg, da du die Aufgaben schon kennst und nicht bei Null anfangen musst.

Übrigens: Die gesammelte Berufserfahrung ist auch ein Pluspunkt im Bewerbungsgespräch, wenn du dich nach deinem Abschluss bei einem neuen Arbeitgeber bewirbst.

Finanzielle Unabhängigkeit

Die meisten Unternehmen zahlen während des dualen Studiums ein Gehalt. Das bietet finanzielle Sicherheit und ermöglicht dir, deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne auf Nebenjobs oder Studienkredite angewiesen zu sein.

Mit dem Gehalt kannst du z. B. deine Studienkosten, wie Lehrmaterial und Studiengebühren, oder deine Lebenshaltungskosten finanzieren. Oder du nutzt die Vergütung, um dir schon während deiner Ausbildung ein finanzielles Polster aufzubauen. Ausführliche Informationen über die Vergütung im dualen Studium erfährst du in unserem Beitrag Gehalt im dualen Studium.

Manche Arbeitgeber übernehmen sogar die Studiengebühren oder die Kosten für das Lernmaterial. Informiere dich jedoch immer vor Abschluss deines Ausbildungsvertrages über die Bedingungen und Konditionen.

Hohe Übernahme- und Jobchancen

Viele Unternehmen übernehmen die dual Studierenden nach dem Abschluss in ein festes Arbeitsverhältnis und ermöglichen dadurch einen direkten Berufseinstieg. Ein Vorteil, der sich besonders in der Energie- und Wasserwirtschaft zeigt, denn diese Branchen sind stark auf qualifizierte Fachkräfte angewiesen.

Gerade wenn das Unternehmen viel Zeit und Ressourcen in die Ausbildung des dual Studierenden investiert hat, besteht ein hohes Interesse, den Absolventen zu übernehmen.

Wenn du dich im dualen Studium in den Praxisphasen bewährt hast, stehen deine Chancen also sehr gut, direkt nach dem Abschluss eine feste Anstellung zu erhalten, oft verbunden mit guten Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven.

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Durchstarten mit dualem Studium

Alle Infos zum dualen Studium: Ablauf, Studienmodelle und Karrieremöglichkeiten findest du hier im Ratgeber zum dualen Studium.

Mehrere Abschlüsse parallel

Je nach dualem Studienmodell kannst du neben deinem Bachelor-Abschluss für den dualen Studiengang auch noch einen anerkannten Berufsabschluss erwerben. Das ist möglich, wenn du dich für einen ausbildungsintegrierenden dualen Studiengang entscheidest.

Neben den Theoriephasen in der Hochschule kommen dann eventuell noch Theorieeinheiten in der Berufsschule auf dich zu, in denen du noch mehr Einblick in die Ausbildung bekommst. Deine Arbeit wird am Ende des dualen Studiums mit einem Doppelabschluss (Bachelor und Berufsabschluss) belohnt.

Den Doppelabschluss erwirbst du in der Regelstudienzeit in sechs bis sieben Semestern, das ist ein großer zeitlicher Vorteil. Zum Vergleich: Wenn du Ausbildung und Studium nacheinander absolvierst, brauchst du doppelt so lang.

Gute Studien- und Lernatmosphäre

Im Gegensatz zu einem klassischen Vollzeitstudium mit vielen Kommiliton*innen, studierst du dual eher in einem kleineren Verbund, wie du es vielleicht aus der Schule gewöhnt bist. Das kann eine bessere Lernatmosphäre schaffen und erlaubt eine engere Betreuung durch die Lehrkräfte.

Ein Pluspunkt ist auch die technische Ausstattung in den Hochschulen und Berufsakademien, die meist sehr modern ist.

Auslandsaufenthalte möglich

Duales Studium und Auslandsaufenthalt schließen sich nicht aus. Gerade wenn es sich bei deinem Praxisunternehmen, um eine internationale Firma handelt, ist ein Auslandssemester oder -praktikum gut möglich. So kannst du deine Fremdsprachenkenntnisse erweitern und gleichzeitig deine beruflichen Fähigkeiten ausbauen.

Eine andere Möglichkeit ist über den dualen Studiengang selbst. Einige Hochschulen kooperieren mit Hochschulen im Ausland, die du für ein oder zwei Semester besuchen kannst.

Wichtig: Einen Auslandsaufenthalt im dualen Studium solltest du auf jeden Fall im Vorfeld mit deinem Arbeitgeber absprechen.

Kein Vorpraktikum notwendig

Bei manchen Studiengängen wird für die Immatrikulation ein Praktikum vorausgesetzt. Mit dem Praktikum können Studienplatzanwärter*innen feststellen, ob ihnen der Studiengang überhaupt gefällt oder ob sie sich den Beruf ganz anders vorgestellt haben.

Bei einem dualen Studiengang ist ein solches Vorpraktikum nicht nötig. Dafür absolvierst du im Auswahlverfahren zum Beispiel einen Eignungstest oder nimmst am Assessment Center teil.

Nachteile eines dualen Studiums

Neben den vielen Vorteilen, die für ein duales Studium sprechen, gibt es auch einige Herausforderungen und Nachteile, die dir bewusst sein sollten.

Hohe Belastung und weniger Studentenleben

Ein duales Studium ist sehr arbeitsintensiv. Das soll dich nicht abschrecken, ist aber ein wichtiger Aspekt, den du unbedingt im Hinterkopf behalten solltest. Durch den regelmäßigen Wechsel von Praxis- und Theoriephasen bekommst du viel Input, den du vor- und nachbereiten musst. Das kann stressig und zeitintensiv sein. Nach einem langen Arbeitstag bleibt manchmal nur wenig Zeit für Freizeitaktivitäten.

Unabhängig von Zeit- und Studienmodell bist du immer herausgefordert, beide Bereiche des Studiums zu vereinbaren. Struktur und Planung sind das A und O des dualen Studiums. Das muss aber nicht unbedingt ein Nachteil sein, denn diese Fähigkeiten helfen dir im späteren Berufsleben weiter.

Weniger Wahlmöglichkeiten

Das duale Studium ist immer auf ein einzelnes Studienfach begrenzt. Du solltest also vor Beginn schon möglichst genau wissen, was du studieren und wo du arbeiten möchtest.

Oft sind duale Studiengänge auch stark auf die Tätigkeitsbereiche des Unternehmens ausgerichtet. Ein Beispiel:

Eine duale Studentin in der Wasserwirtschaft absolviert ein duales Studium im Bereich Umwelttechnik. Da das Unternehmen, bei dem sie die Praxisphasen absolviert, auf die Planung und Instandhaltung von Kläranlagen spezialisiert ist, wird der Schwerpunkt in den Praxisphasen auf Abwassertechnik gelegt. Auch wenn die Studierende Interesse an anderen Bereichen wie der Trinkwasseraufbereitung oder der Hydrologie hat, hat sie unter Umständen wenig Möglichkeit, diese Themen im Studium oder in den Praxisphasen zu vertiefen.

Ebenso festgelegt wie der Tätigkeitsbereich, ist der Studienverlaufsplan. Die Lehrinhalte sind so organisiert, dass sie aufeinander aufbauen und zu den praktischen Inhalten in deinem Ausbildungsunternehmen passen. Viel Spielraum für Flexibilität und den Blick über den Tellerrand gibt es nicht.

Eingeschränkte Flexibilität

Als dual Studierender bist du in den Unternehmen in echte Projekte eingebunden. Die Projektphasen sind häufig eng getaktet und müssen mit den Theoriezeiten an der Hochschule abgestimmt werden.

Je nach Vereinbarung arbeitest du während der Praxisphasen 40 Stunden pro Woche im Betrieb. Deine Arbeitszeiten und auch die Anzahl deiner Urlaubstage werden im Ausbildungsvertrag festgehalten. Die Urlaubstage – meistens 25 bis 30 Tage pro Jahr – kannst du nur während der Praxisphasen im Betrieb nehmen, in der Hochschule gilt Anwesenheitspflicht. Semesterferien wie bei einem klassischen Studium gibt es bei einem dualen Studium nicht.

Bei deinem Studienverlauf, den Praxisphasen und deiner Urlaubsplanung bist du deshalb auch an Vorgaben oder Absprachen im Unternehmen gebunden.

Ein duales Studium lässt sich nur schwer abbrechen

Wenn du feststellst, dass das duale Studium nichts für dich ist, kannst du es natürlich abbrechen. Diese Entscheidung sollte aber gut überlegt sein. Denn unter Umständen musst du dann die Studiengebühren an dein Partnerunternehmen zurückzahlen. Behalte das unbedingt im Kopf – und auf deinem Bankkonto eine finanzielle Reserve.

Wenn dir das gesamte Konzept des dualen Studiums nicht gefällt, ist das kein Weltuntergang. Rund fünf Prozent der dual Studierenden beenden ihr Studium vorzeitig.

Weniger Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Laufbahn

Im dualen Studium liegt der Fokus auf der Praxis. In Vorlesungen und Seminare erhältst du das (Hintergrund-)Wissen, welches du für deine Arbeit im Unternehmen benötigst. Forschung und Wissenschaft spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle.

Wenn du während des dualen Studiums merkst, dass du dich doch eher für eine wissenschaftliche Karriere interessierst, kann es schwierig werden, dort Fuß zu fassen.

Fixierung auf ein Unternehmen

Im Normalfall bewirbst du dich bei einem Unternehmen für ein duales Studium und unterschreibst dort den Praxisvertrag. Das bedeutet, dass du einen festen Praxispartner hast und dir keine Sorgen um die praktische Ausbildung machen musst. Andererseits bist du so aber auch für die gesamte Studienzeit an ein Unternehmen gebunden. Weitere Erfahrungen in anderen Unternehmen sammeln ist nur schwer möglich.

Allerdings gibt es auch die Option, sich über die Hochschule auf ein duales Studium zu bewerben. Wenn die Hochschule oder Berufsakademie keine festen Kooperationspartner für den dualen Studiengang hat, kannst du dir für jeden Praxisblock ein anderes Unternehmen suchen.

Pro und Contra abwägen

Wenn du über ein duales Studium nachdenkst, ist es ist wichtig, Pro und Contra abzuwägen. Mache dir Gedanken, worauf es dir bei einem Studium und deiner beruflichen Zukunft ankommt.

Ein Vorteil, der auf der Hand liegt, ist die Abwechslung, die du durch Studium und Arbeit im Unternehmen hast. Du kannst das Beste aus beiden Welten mitnehmen, da du nicht nur dein eigenes Geld verdienst, sondern auch die Erfahrungen aus einem studentischen Alltag mitnimmst. Gleichzeitig ist das aber auch die größte Herausforderung, die dir zum Nachteil werden kann: Du hast eine hohe Arbeitsbelastung, die du während deines Studiums immer wieder ausgleichen musst.

Tipp: Erstelle eine Liste, mit den Vor- und Nachteilen, die für dich entscheidend sind. So hast du einen besseren Überblick, was für dich zählt, wo du Kompromisse eingehen kannst und was für dich gar nicht geht. Lass dir dafür ruhig Zeit, die Entscheidung für oder gegen ein duales Studium solltest du nicht übereilt treffen.

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