Bauingenieure im Doppelpack: Kacper und Dawid über ihr duales Studium

Zwei junge Männer in Arbeitskleidung stehen vor einem Bagger
Die Zwillinge Kacper (links) und Dawid (rechts) Witczak studieren dual Bauingenieurwesen in Kooperation mit der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG. Bild: privat

Für die Zwillinge Kacper und Dawid steht schon in der Schule fest, dass sie ein duales Studium machen möchten. Bevorzugt ein dualer Studiengang, der technische und logische Prozesse verbindet. Schnell werden sie auf die Fachrichtung Bauingenieurwesen aufmerksam.

Bereits während der Schulzeit haben die Zwillinge Kacper und Dawid Witczak eine „Wunschliste“ erstellt, was sie nach dem Abitur machen wollen und wie ihr zukünftiger Beruf aussehen soll. Ganz wichtig für beide: Theorie und Praxis vereinen, um von Anfang an neu erworbenes Wissen praktisch anwenden zu können. Ein duales Studium war damit gesetzt. Auch der Studiengang war schnell klar, denn die Zwillinge interessieren sich für technische und logische Prozesse und „was mit Zahlen“ wäre auch nicht verkehrt.

Ich habe mich für ein duales Studium entschieden, weil ich nach der Schule wusste, dass ich nicht nur in der Theorie lernen, sondern auch praktische Erfahrungen sammeln möchte. Im Bauingenieurwesen habe ich genau das gefunden. Noch dazu hat mich schon länger die Kombination aus Technik, Planung und Umwandlung interessiert.

Kacper Witczak
Dualer Student Bauingenieurwesen

Fündig wurden Dawid und Kacper mit dem dualen Studiengang Bauingenieurwesen an der Ostfalia am Campus Suderburg. Gemeinsamer Praxispartner ist die Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH & Co. KG. 

„Wir haben uns nicht mit dem Wissen beworben, dass wir beide auf jeden Fall bei der Firma Wilhelm Wähler angenommen werden. Vielmehr dachten wir uns, wenn es einer schafft, stehen die Chancen für den anderen gut“, schmunzelt Dawid. Und tatsächlich: Beide werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, an dem sie dann sogar gemeinsam teilnehmen.

Mit Erfolg – die Zwillinge bekamen von der Firma Wilhelm Wähler die Zusage und starteten im August 2024 mit dem dualen Studium. Bevor die beiden allerdings die ersten Vorlesungen und Seminare an der Hochschule besuchen konnten, verbrachten sie sechs Wochen im Betrieb, um die Arbeit auf der Baustelle kennenzulernen und erste praktische Erfahrungen zu sammeln.

Aber machen sie nun alles immer gemeinsam? „Nein“, betont Dawid, „wir arbeiten meist auf verschiedenen Baustellen und sind bei unterschiedlichen Kolonnen.“ Den ersten Arbeitstag hat Kacper noch gut in Erinnerung: Morgens um 6 Uhr ging es für die beiden los. 

Zunächst bekamen sie ihre neue Arbeitskleidung, anschließend folgte eine Einführung in die Betriebsabläufe, bevor die beiden, ein weiterer neuer dualer Student sowie die neuen Auszubildenden auf die Kolonnen verteilt und zu den Baustellen gebracht wurden. Dort hieß es von Anfang an mitanpacken und lernen.

Auf der Baustelle geht keiner davon aus, dass wir alles direkt wissen und können. Wir sind Berufseinsteiger und lernen noch, wie es geht. Fragen sind erwünscht und gefordert. Die zeigen, dass wir es verstehen wollen und uns für den Beruf interessieren. Da braucht man keine falsche Scheu haben.

Dawid Witczak
Dualer Student Bauingenieurwesen

Vorlesungen im Klassenverband

Ende September begann für Kacper und Dawid schließlich auch der Theorieteil ihres dualen Studiums. Die beiden studieren an der Ostfalia auf dem Campus Suderburg, etwa 100 Kilometer südlich von Hamburg und 220 Kilometer südlich vom Unternehmensstandort der Firma Wilhelm Wähler, die an der Wurster Nordseeküste sitzt.

„Ursprünglich wollten wir nach Suderburg pendeln, aufgrund der Entfernung haben wir uns aber schnell dagegen entschieden und wohnen jetzt auf dem Campus in einer Vierer-WG im Studierendenwohnheim“, erzählt Kacper und sein Bruder ergänzt, „die Firma Wähler übernimmt die Kosten für das Wohnheim, das hat die Entscheidung erleichtert. Darüber hinaus kann ich das Wohnen auf dem Campus empfehlen, weil ich so viel besser im Austausch mit meinen Kommiliton*innen bin.“

Die Theoriephase selbst begann erst einmal mit einer Vorbereitungswoche, in der unter anderem die Grundlagen in Mathematik und Physik aufgefrischt wurden, damit alle Studierenden auf dem gleichen Level sind. Mit insgesamt etwa 800 Studierenden ist der Campus Suderburg nicht groß und der Studiengang Bauingenieurwesen mit 30 bis 40 Studierenden noch einmal deutlich kleiner. 

Ein Aspekt, den die Witczak-Zwillinge zu schätzen wissen: „Man kann die Hochschule mit einer Großstadt-Universität nicht vergleichen. Wir haben hier eher Klassenräume und können uns direkt mit den Professoren austauschen. In einer Uni, in der allein 800 Leute in einem Vorlesungssaal sitzen, ist das nicht denkbar.“

Steckbrief zum Studiengang

Bauingenieurwesen

Alle Infos über den dualen Studiengang, die Inhalte, Voraussetzungen, Gehalt und Weiterbildungsmöglichkeiten findest du im Steckbrief zum dualen Studiengang Bauingenieurwesen.

Zunächst haben Kacper und Dawid die Grundlagen der Mechanik, des Wasserbaus und der Hydrologie sowie Ingenieurgrundlagen in Physik und Chemie gelernt. Zusätzlich standen Lehrveranstaltungen zur Bauphysik Tragkonstruktion und die Anwendungs- und Nutzungsmöglichkeiten eines Geoinformationssystems auf dem Stundenplan.

In den ersten beiden Semestern werden Grundlagen gelehrt, die Hoch-, Tief- und Wasserbau in gleichem Maße betreffen, bevor ab dem dritten Semester das Vertiefungsstudium beginnt. Spätestens dann müssen sich Kacper und Dawid auf eine Fachrichtung spezialisieren. 

Für die beiden ist die Entscheidung allerdings längst gefallen: „Da wir in einem Tiefbauunternehmen arbeiten und langfristig in diesem Bereich bleiben wollen, werden wir diesen Schwerpunkt wählen. Es ist eine leichte Entscheidung, weil uns die Planung von Infrastruktur sehr interessiert.“

Junger Mann sitzt in Bagger

Während der Praxisphasen kann Kacper Berufserfahrung sammeln. Foto: privat

Man sollte nicht auf der faulen Haut sitzen

Ein Aspekt, den Kacper und Dawid schnell festgestellt haben: Der Studiengang Bauingenieurwesen ist intensiv. Besonders die Grundlagenveranstaltungen erforderten eine gute Vor- und Nachbereitung, damit die Zwillinge den Anschluss nicht verlieren. Trotzdem ist das Studium so, wie sie es sich vorgestellt haben.

Wenn man Bauingenieurwesen studiert, sollte man auch die Motivation mitbringen, etwas dafür zu tun. Es ist nicht so, dass man nach der Vorlesung einfach nach Hause geht, sondern man sollte sich schon hinsetzen und die Inhalte wiederholen.

Kacper Witczak
Dualer Student Bauingenieurwesen

Andere Befürchtungen dagegen sind nicht eingetreten: Kacper war bereits in der Schule im Mathe-Leistungskurs und hatte die Sorge, dass die Inhalte im Studium noch schwieriger werden. Das war nicht der Fall und auch die Bedenken bezüglich Physik, das Fach hatte Kacper nach der 10. Klasse abgewählt, waren nicht nötig: „Man braucht keine Angst vor dem Bauingenieurstudium haben. Wichtig ist, dass man Geduld mitbringt und fleißig ist.“

Ein guter Ausgleich zum Lernen ist der Austausch mit Freund*innen und gemeinsame Grillabende, die sie auf dem Campus verbringen.

Gelerntes Wissen anwenden

In der vorlesungsfreien Zeit zwischen Winter- und Sommersemester konnten die Zwillinge ihr neu erworbenen Kenntnisse bei ihrem Praxispartner Wilhelm Wähler dann in die Tat umsetzen. Besonders das neue Wissen über das Geoinformationssystem (GIS) konnte Dawid gut gebrauchen. 

Das GIS wird für die Infrastruktur genutzt, um Katasterdaten für Rohrleitungen einzutragen. Als dann am zweiten Tag während der Praxisphase der Vorarbeiter von Dawid einen Plan mit Wasserleitungen ausgebreitet hat, konnte der duale Student nachvollziehen, was die unterschiedlichen Farben und Kennzeichnungen auf dem Plan zu bedeuten haben.

Junger Mann trägt Palette

Auf der Baustelle arbeitet Dawid Hand in Hand mit seinen Kolleg*innen. Foto: privat

Auch bei anderen Fächern haben die beiden schnell gemerkt, dass vieles, was in der Theorie noch abstrakt klang, in der Praxis nun verständlich wird. Für die Zwillinge ein absoluter Pluspunkt des dualen Studiums, besonders in Bezug auf ihren Berufswunsch: Kacper und Dawid möchten nach dem Studium als Bauleiter arbeiten. Daher ist es ein großer Vorteil, wenn sie nicht nur die Theorie kennen, sondern auch in der Praxis mit der Arbeit auf der Baustelle vertraut sind.

Wie es für die beiden im Studium weitergeht, lassen sie auf sich zukommen. Eins ist klar, sie werden weiterhin ihr Bestes geben, um dem Traumberuf Bauleiter ein Stück näherzukommen.

Short Facts

Dualer Studiengang Bauingenieurwesen (B. Eng.)

Abschluss: Bachelor of Engineering (B. Eng.)

Studienbeginn: zum Wintersemester

Regelstudienzeit: 7 Semester

Voraussetzung: (Fach-)Abitur oder Berufsqualifikation

Zulassungsbeschränkung: zulassungsfrei

Bei Fragen zum Studiengang

zsb​@​ostfalia.de

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